2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
noch erschreckend für ihn.
Als die beiden Männer eintreten, sieht Julius Gabriel erschöpft von seinem Computermonitor auf. Der Archäologe ist Mitte sechzig, wirkt aber deutlich älter. Sein braunes Haar ist grau geworden, und seine Haltung ist ebenso zusammengekrümmt wie die des Aliens. Für den Exobiologen sehen die beiden wie zwei entgegengesetzte Vertreter des selben Genpools aus.
»Julius, das ist Dr. Marvin Teperman, der Exobiologe, von dem ich Ihnen erzählt habe.«
Julius wendet seine Aufmerksamkeit wieder den technischen Fragen zu, die auf seinem Bildschirm erscheinen. »Sagen Sie, Dr. Teperman, untersucht die Exobiologie nicht das Vorkommen von Leben außerhalb unseres Planeten?«
»Ja.«
»Und was qualifiziert Sie als Experte für das, was wir hier machen? Ein Kurs, den Sie im Grundstudium an der University of Toronto belegt haben? Oder sind Sie als Teenager E. T. begegnet?«
»Nein, natürlich nicht. Aber …«
»Halt, warten Sie! Jetzt weiß ich’s. Sie sind ein großer Steven-Spielberg-Fan, und Sie hatten schon immer den Wunsch, sich von einem Alien eine Analsonde setzen zu lassen.«
Marvin blickt hilfesuchend zu Randolph.
»Seid nett zueinander.« Der Vorstandsvorsitzende geht.
Julius deutet auf ein unbenutztes Terminal. »Setzen Sie sich. Sagen Sie nichts und fassen Sie nichts an.«
Marvin setzt sich.
»Computer, Licht um vierzig Prozent reduzieren. Gabriel-Konzertband Nummer drei abspielen, vierzig Dezibel. Wir werden mit der Befragungssitzung siebenunddreißig fortfahren.«
Julius schließt die Augen, als die beruhigenden Klänge von Bachs Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur, eingespielt von der Academy of St.-Martin-in-the-Fields, aus mehreren Surround-Lautsprechern erklingen. Marvin kann beobachten, wie der Außerirdische und sein menschlicher Gefährte sich in einem gemeinsamen Rhythmus leicht hin und her wiegen.
Marvin schließt die Augen und versucht, ihre Unterhaltung zu belauschen.
… wir sprachen über Hunab K’u. Worauf basiert die Existenz des kosmischen Bewusstseins?
Die Gedanken des Außerirdischen sind ein melodisches Flüstern, das zu den Akkorden der Bach-Suite zu tanzen scheint. Hunab K’u basiert auf einem Algorithmus aus Maß und Bewegung in Übereinstimmung mit der mathematischen Struktur des Universums. Im Rahmen dieses Algorithmus, des ursprünglichen Keims unserer wie auch eurer Existenz, verhält sich die Erde wie ein einziges, großes Lebewesen. Die Atomspaltung war im ganzen galaktischen Netz spürbar. Die Kollision zweier Protonenstrahlen bedroht alle Wesen.
Deine Spezies ist viel weiter entwickelt als unsere. Warum könnt ihr die Bedrohung nicht ausschalten?
Die Bedrohung ist in einer höheren Dimension verwurzelt. Sie wird so lange unerreichbar bleiben, bis sie sich in der physischen Welt des Malchut manifestiert. Doch dann wird es zu spät sein.
Aber der Eine Hunahpu verfügt über das Wissen und die Mittel, die Singularität zu zerstören?
Ja.
Plötzlich verdüstert sich der Rhythmus. Zipil na!
Ja, das hätte ich fast vergessen. Ich muss diesem Haus der Sünde sein Maß an Desinformation geben. Rasch tippt Julius etwas in seine Tastatur ein, womit er auf eine erste Serie von Fragen über die Tachyonen-Trägerwelle reagiert.
Zipil na!
Es ist alles in Ordnung, mein Freund.
Nein … nein … nein. Der andere Homo sapiens … er hört zu.
Nazca, Peru
Bei dem Erdbeben, das am 12. November 1996 genau eine Minute vor zwölf Uhr mittags zuschlug, lag das Epizentrum zwar im Meer, aber die verheerenden Auswirkungen verwandelten die Stadt Nazca in ein Trümmerfeld. Innerhalb eines Jahres übernahm eine große kanadische Goldminengesellschaft das gesamte Gebiet und siedelte die Einwohner um – Menschen, die schon seit 2000 Jahren in dieser Region verwurzelt waren, doch über keinen juristischen Anspruch auf das Land verfügten.
Der fünfundzwanzig Jahre alte Amerikaner mit den ebenholzfarbenen Augen, dem schulterlangen, dunklen Haar und dem sportlichen Körper schlängelt sich auf
seinem Zehngangrad durch die zerstörten Straßen im Zentrum von Nazca in Richtung Antonini-Museum. Während des Erdbebens war das Dach des Gebäudes eingestürzt und hatte viele der Artefakte zerstört, die in der Grabstätte von Cahuachi gefunden worden waren. Giuseppe Orefeci, ein Kollege und guter Freund von Julius Gabriel, hatte als ehemaliger Archäologe und jetziger Kurator Mick um Hilfe bei der Bergung so vieler beschädigter Mumien, Keramiken und alter
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