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2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos

2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos

Titel: 2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Schreibtisch.
    Er ist umgeben von den Fotos seiner Lieben. Laura und Sophia bei den Olympischen Jugendspielen. Alle drei zusammen vor einer Skihütte vorletztes Weihnachten. Ein Schnappschuss von Julius und Michael in Chichén Itzá. Lauras Eltern bei einer Party zum fünften Hochzeitstag in ihrem Haus.
    Eine bis heute zehn Jahre währende Ehe. Eine wunderbare Tochter, sein Augapfel. Eine erfolgreiche Karriere als Architekt, jedes Haus am Strand in der Region um Santander eine einmalige Kombination aus Zen und Kreativität.
    Elf Lebensjahre. Die fünfunddreißig Jahre davor verschlossen in einem Kokon der Dunkelheit.
    Ein Mensch ohne Vergangenheit ist wie ein auf Sand gebautes Haus. Früher oder später wird das Gebäude unter seinem eigenen Gewicht wegkippen.
    Samuel Agler droht unter seiner geliehenen Identität zusammenzubrechen, die ihm niemals wirklich gehören kann. Für den größten Teil des letzten Jahrzehnts hat er es vorgezogen, diese Realität zu ignorieren, Urlaub von seinem wahren Schicksal zu nehmen und von geliehener Zeit zu leben.
    Der Beinahe-Tod seiner Tochter war ein ernüchternder Weckruf, eine Erinnerung daran, wie kostbar das Leben sein kann. Gleichzeitig hat dieser Beinahe-Tod eine Erfahrung aus seiner Vergangenheit wiedererweckt – eine Fähigkeit, derer er sich nicht bewusst war und von der er doch instinktiv weiß, dass er sie eines Tages gezielt wird einsetzen können, sollte er jemals das Verlangen danach und den Mut dazu haben.

    Und deswegen ist er auch so beunruhigt; deswegen hat er nach sieben Jahren der Abstinenz wieder etwas getrunken. Heute ist ein elf Jahre altes Fundament verrutscht und hat das Grundgestein eines früheren Lebens freigelegt, wodurch eine verborgene Wahrheit sichtbar wurde, die er nicht mehr ignorieren kann.
    Ihm sind im Leben viel höhere Dinge bestimmt.
     
     
    Washington, D. C.
     
    »Dir sind im Leben viel höhere Dinge bestimmt, mein Sohn. Obwohl dir die Zusammenarbeit mit meinem Bruder natürlich auch schon jetzt zahllose Kontakte in der Privatindustrie verschafft hat.« Der Kongressabgeordnete Robert Borgia nimmt einen Schluck Bourbon und schenkt sich gleich noch einmal nach. »Joseph und ich haben es endlich geschafft, Wolfowitz in unsere Richtung zu drängen; im Augenblick ist er mit irgendeinem Geheimprojekt im Nahen Osten beschäftigt. Doch wie auch immer, er erwartet, dass bald eine hohe Position frei wird, und dieser Job wird dir gehören: Du wirst stellvertretender Verteidigungsminister. Du wirst Direktor einer Task Force sein, die sich um geschäftssichernde und stabilisierende Maßnahmen kümmert.«
    Pierre Borgia atmet tief aus. »Was ist mit unseren Plänen für eine Senatskandidatur 2002? Als Zwischenstufe auf dem Weg ins Oval Office?«
    »Ich bin noch nicht bereit, mich zurückzuziehen. Außerdem sind dein Onkel und ich uns einig, dass dieser Weg schneller ins Weiße Haus führen wird. Als stellvertretender
Verteidigungsminister bist du im Pentagon und darüber hinaus einer der allerersten Anwärter, sollten sich weitere freie Posten im Kabinett ergeben. Glaub mir, mit deinem Namen und deinem guten Aussehen, deinen Verbindungen zum Militär und einer Viertelmilliarde Dollar von privaten Förderern sind wir 2008 schon so gut wie im Weißen Haus.«
     
    Die Prostituierten sind weg. Was auch für den Rest in der Tequila-Flasche gilt.
    Pierre Borgia lässt sich in den Ledersessel in seiner Suite fallen, während die Nacht blutrot zum Tag wird, und starrt stumpf und nur halb bei Bewusstsein auf sein Bild im Spiegel.
    Dir sind im Leben viel höhere Dinge bestimmt.
    »Hä?«
    Pass auf! Mach die Augen auf, Pierre!
    Die Stimme macht ihn plötzlich nüchtern. »Wer spricht da?«
    Du wirst alles verlieren, mein Freund. Die Präsidentschaft, die Macht, deinen Einfluss, die Frauen – alles nur seinetwegen.
    Pierre sieht sich um. Graue Dunkelheit wirbelt um seinen Blick und zwingt ihn, sich wieder zurückzulehnen. »Ich werde den Sicherheitsdienst rufen.«
    Wir haben nicht viel Zeit. Ich will, dass du dich konzentrierst, mein Savant, mein großer Gelehrter.
    Das Bild im Spiegel verändert sich, und Pierres zusammengesunkene Gestalt verwandelt sich in einen mittelamerikanischen Indianer mit nackter Brust.
    »Mann, bin ich besoffen.« Pierre stößt ein keuchendes Gelächter aus, das sich in einen Hustenanfall verwandelt.
Der Würgereflex zwingt ihn, aus dem Sessel zu rutschen und ins Badezimmer zu schwanken, wo er den Alkohol ins Waschbecken erbricht.

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