2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
auf die Erde niedergingen, bildete sich die Atmosphäre. Ozeane entstanden, und nach etwa dreieinhalb Milliarden Jahren erwuchs im Meer, durch eine Kombination aus chemischen Reaktionen und, möglicherweise, einem zufälligen Blitzschlag, das erste Leben. Eine weitere Milliarde Jahre folgte, gekennzeichnet durch das Prinzip von Versuch und Irrtum; in dieser Zeit entstanden komplexere Organismen einschließlich Sauerstoff produzierender Korallen, Trilobiten und Fischen. Amphibien eroberten das Land, wurden zu Reptilien und Dinosauriern, und schließlich entwickelte sich eine neue, gegenüber allerlei Gefahren noch sehr anfällige Gruppe von Lebewesen, die Säugetiere.
Und dann, vor fünfundsechzig Millionen Jahren, kam es zu einem weiteren, scheinbar zufälligen, aber ausschließlich dem Kausalgesetz folgenden Ereignis in Gestalt eines Asteroiden von elf Kilometer Durchmesser, der im Golf von Mexiko nahe der späteren Halbinsel Yukatan einschlug. Diese kosmische Kollision schleuderte so viel Staub in die Atmosphäre, dass Sonnenlicht und Wärme nicht mehr wie zuvor bis zur Erdoberfläche durchdringen konnten. Die Photosynthese kam zum Erliegen, und die folgende Eiszeit löschte die Dinosaurier aus. Als die Sonne schließlich wieder schien, waren die Karten auf dem Planeten neu verteilt worden. Unsere Säugetiervorfahren, die zunächst kleinen Mäusen ähnelten, konnten sich zu Primaten weiterentwickeln, so dass am Ende nur noch ein Schritt fehlte, bis der Mensch der Urzeit entstand, aus dem schließlich der moderne Homo sapiens sapiens hervorging.
Doch während die Wissenschaft unsere Vergangenheit recht gut darstellen kann, bietet sie uns keine Antwort auf die Frage, wer das alles geschaffen hat und warum dieser Jemand oder dieses Etwas überhaupt ein Bedürfnis nach der eben beschriebenen physischen Welt gehabt haben sollte. Also erfand der Mensch die Religion, und die Religion gab uns »den großen Kumpel im Himmel« – und dazu Krieg und Hass und all die anderen wunderbaren Dinge, die unser Ego nötig hat, wenn wir andere dazu zwingen wollen, ebenfalls zu glauben, dass unser »großer Kumpel« der einzig wahre große Kumpel ist. Und da Religionen organisiert sein müssen und die entsprechenden Einrichtungen benötigen, die ihre praktische Ausübung (einschließlich der Gebete) ermöglichen, waren sie auf Geld angewiesen. Und dabei ging es nicht etwa um die Abgabe des Zehnten, um den Armen zu helfen; vielmehr wurde mit Hilfe von Stiftungen und Schenkungen dafür gesorgt, dass große Herrschersitze mit weitreichendem politischem Einfluss entstanden – samt Inquisition und Kreuzzügen. Denn nichts ist spirituell so erhebend, wie seine Mitmenschen im Namen Gottes und des Patriotismus zu berauben, zu foltern und zu massakrieren – und dabei auf die bescheuerten Zehn Gebote zu pfeifen.
Trotz all dieser Dinge aber haben wir noch immer keine Ahnung, warum unser großer Kumpel uns geschaffen hat, warum wir hier sind oder warum unsere Spezies so sehr dazu neigt, genau das Gegenteil dessen zu tun, was die institutionalisierte Religion uns gebietet – nämlich einander zu lieben.
Ich bin als Christ aufgewachsen, und obwohl ich die religiösen Dogmen infrage stellte, war ich nur allzu gerne bereit, den Gedanken eines »höchsten Wesens« über meine
Theorien zur Evolution zu träufeln, was vor allem daran lag, dass die Finanziers meiner Arbeit sich wohler fühlten, wenn sie wussten, dass ihre Schecks an einen »gottesfürchtigen Wissenschaftler« gingen. Logischerweise sah ich unter diesen Umständen keinen Grund, einen Schöpfer aus dem Evolutionsprozess auszuschließen – vorausgesetzt natürlich, es ließen sich die entsprechenden Hinweise finden.
Maria Rosen war eine Freundin und Kommilitonin in Cambridge, die im Hauptfach Religionswissenschaften studierte. Die zukünftige Mrs. Julius Gabriel war in London als Tochter eines britischen Vaters und einer spanischen Mutter geboren worden, und sie und ihre beiden Schwestern waren als Reformierte Jüdinnen aufgewachsen. In den Sommerferien reiste Maria nach Israel, um ihren archäologischen Interessen nachzugehen.
Das Schicksal oder der Zufall wollten es, dass sie Rabbi Yehuda Tzvi Brandwein begegnete.
Brandwein war ein orthodoxer Rabbi aus Tel Aviv und ein entschiedener Gegner der Ultra-Konservativen. Er unterrichtete in aller Offenheit eine uralte Weisheitslehre, zu der während der letzten zweitausend Jahre ausschließlich orthodoxe jüdische Männer im Alter von
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