2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
dicht, als konzentrierte man das Empire State Building auf die Größe eines Stecknadelkopfes. Durch die Kollision dieser Teilchen schafft der LHC Bedingungen, wie sie etwa eine Milliardstelsekunde nach dem Urknall herrschten, und das soll uns helfen, neue Teilchen, Kräfte und Dimensionen zu entdecken.«
»Und dabei entstehen dann Schwarze Löcher?«
»Kleine Schwarze Löcher, ja.«
»Nach allem, was die böse Hexe verkündet hat, war das Schwarze Loch, das durch Mannys Körper gewandert ist, eigentlich nicht so klein.«
Dr. Mohr starrt durch die getönte Scheibe. »Alle haben gewusst, dass es ein gewisses Risiko gab, doch niemand hat geglaubt, dass es wirklich so weit kommen würde. Nein, das stimmt nicht ganz. Präsident Chaney hat das sehr wohl geglaubt. Ich vermute, es war die Mutter der Zwillinge, die auf ein Moratorium gedrängt hat. Und davor gab es bereits eine Gruppe von Physikern, die gegen den Betrieb des Brookhaven Collider geklagt haben, weil sie befürchteten, dass bei einigen der dort geplanten Experimente mikroskopisch kleine Schwarze Löcher oder gar Strangelets entstehen könnten, die beide gleichermaßen das Potenzial besäßen, den gesamten Planeten zu vernichten. Laut ihren Theorien würde ein mikroskopisches Schwarzes Loch wild hin und her springen, dabei andere Atome treffen und diese in sich aufsaugen. Schließlich würde es sich mehrfach durch den magnetischen Kern der Erde bewegen und dabei jedes Mal größer werden. Unsere Wissenschaftler
haben diese Bedenken beiseitegewischt und behauptet, dass diese mikroskopischen Schwarzen Löcher viel zu instabil wären, um über längere Zeit hinweg bestehen zu können. Alle machten sich jedoch größere Sorgen über das Entstehen von Strangelets, denn diese Art von Singularität ist stabiler. Wenn ein Strangelet das Magnetfeld eines Colliders verlassen würde, könnte es theoretisch jede Art von Materie, mit der es in Berührung kommt, in einen Teil seiner selbst umwandeln. Offensichtlich ist genau das geschehen, wenn auch in einer anderen Dimension – eine unerwartete Variable, die wir nicht berechnen können.«
»Und was passiert, wenn sich diese unerwartete Variable in unserem physischen Universum materialisiert, wie Lilith befürchtet?«
Der Physiker atmet langsam aus. »Wenn dieses Strangelet tatsächlich zu einem dreidimensionalen Schwarzen Loch wird und die entsprechende Größe und die notwendigen Gravitationskräfte erreicht, dann würde es zweifellos eine ernsthafte Bedrohung für unseren gesamten Planeten darstellen.«
»Na wunderbar.«
»Schuldzuweisungen sind leicht, Mitchell; es gibt hier ja auch wirklich jede Menge Schuld. Im Augenblick ist es jedoch wichtiger, dass wir herausfinden, wann das Strangelet erzeugt wurde.«
»Das kann noch nicht lange her sein. Denn das Schwarze Loch, das Evelyns Kreuzfahrtschiff zum Sinken gebracht hat …«
»Das war kein Schwarzes Loch, das war ein Wurmloch, eine Anomalie, die zurückblieb, nachdem die Singularität sich durch den Erdkern bewegt hatte.«
»Manny hat gesagt, dass man ein Wurmloch benutzen könnte, um in die Zeit vor der Apokalypse des Jahres 2012 zurückzureisen.«
»Mir ist nicht klar, wie das funktionieren sollte. Ein Wurmloch lässt sich nicht steuern.«
»Vielleicht schafft er das ja.« Kurtz sieht aus seinem Fenster, als sie das Tor zum CERN-Gelände in Genf erreichen. »Wie heißt denn das Superhirn, das wir hier treffen?«
»Sein Name ist Jack Harbach O’Sullivan. Ich nenne ihn den Jackson Pollock der Physik. Wenn Lilith und Manny wirklich ein Strangelet gesehen haben, das sich durch eine andere Dimension bewegt, dann findet Jack auf jeden Fall eine Möglichkeit, wie wir das verifizieren können.«
Die Limousine rollt auf das Besuchertor zu. Ein Wachmann prüft anhand der Gästeliste ihren Biochip, und dann fahren sie weiter zu einem der weißen Backsteingebäude vor ihnen.
2. Juli 2047
Golf von Mexiko
4:37 Uhr
Unter einem sternenübersäten Himmel schwebt der Jet-Copter in einhundertfünfzig Metern Höhe über das dunkle Wasser des Golfs von Mexiko. Der Pilot hat einen südwestlichen Kurs eingeschlagen, der sie zur Halbinsel Yukatan bringen wird. Ryan Beck sitzt auf dem Platz des Copiloten und gibt ein leichtes Schnarchen von sich. Lilith sitzt auf der Rückbank, Mannys Kopf liegt in ihrem Schoß. Der Hunahpu-Zwilling hat
ein starkes Beruhigungsmittel bekommen. Seine Augenlider flattern, und auch zwei Stunden nach dem Start in Florida atmet er
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