2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
ist.
Michael rennt los, um sich das nächste Bruchstück des Rätsels anzusehen, das uns auf dieses trostlose Plateau geführt hat; es ist jenes Puzzleteil, das ich inzwischen für die älteste und wichtigste Inschrift dieser geheimnisvollen 3000 Jahre alten Linien und zoomorphen Umrisse halte: eine Reihe perfekter konzentrischer Kreise, die allgemein
als »Spirale« bezeichnet werden. Die Spirale ist der Ausgangspunkt der Zeichnung des Künstlers, und doch wird dieses Muster von einer geraden Linie zerstört – eine kühne Ausschabung in der Pampa, die sich etwa siebenunddreißig Kilometer weit über Felsen und Hügel in Richtung Pazifik zieht.
Michael ruft etwas und winkt mir zu. Aus der Ferne wirkt es, als liege etwas mitten im Zentrum der Spirale. »Michael …«
»Julius, schnell!« »Ich komme ja schon. Was ist los, Junge? Was hast du gefunden?«
»Es ist ein Mensch.«
ENDE AUDIO-EINTRAG
15
1990 (22 Jahre vor dem vorhergesagten Weltuntergang)
D er Schmerz ist ein mächtiger Impuls. Er treibt den jungen Mann aus tiefer Schwärze in eine Art bewusstes Delirium. Das Vibrieren seines Schädels lässt seine Augen hinter den geschlossenen Lidern hämmern, und die Hitze auf der glatten Steinoberfläche bringt sein Blut zum Kochen.
Er öffnet die Augen, aber weil das grelle Licht ihn blendet, schließt er sie sofort wieder. Er fällt zurück in diesen Glutofen, der wie ein Fegefeuer wirkt … und wartet auf den Tod.
Er bemerkt die Gegenwart eines anderen Menschen. Jemand nähert sich ihm mit raschen Schritten. Eine zweite Person folgt der ersten, doch sie ist vorsichtiger.
Retter oder Feind?
Ein Schatten streift über ihn hinweg. »Was machst du denn hier, Kumpel?«
Er sucht nach seiner Stimme, doch er findet nur Schmerz. Seine Seele verlässt seinen Körper und zeigt ihm aus der Vogelperspektive das Bild seines Todes.
Der Teenager ist dunkelhaarig und gut gebaut, seine Haut ist tief gebräunt. Sein Vater ist etwa Mitte fünfzig und eine kleinere, wettergegerbte Version seines Sohns; er hat sich sorgfältig gegen die Elemente gewappnet.
Der Teenager schüttelt den Körper – und zwingt seine Seele zurück in dieses Gefäß des Schmerzes. Er findet seine Stimme und stöhnt.
»Michael, fass ihn nicht an.«
»Immer mit der Ruhe, Julius. Ich versuche nur herauszufinden, wer er ist.«
»Du willst wissen, wer er ist? Sieh dir doch seinen Overall an. Er ist ein Kampfpilot. Sein Jet muss irgendwo abgestürzt sein, und er hat sich mit dem Schleudersitz gerettet. Wenn er zum Militär gehört, könnte er radioaktiv verstrahlt sein.«
»Projekt HOPE. Hört sich das für dich nach Militär an?«
»Nur Handlungen zählen, nicht Worte oder Titel. Der militärisch-industrielle Komplex liebt es, seine Missionen mit Bezeichnungen im Stil Orwells zu tarnen.«
»Was könnte er hier draußen denn wollen?«
»Vielleicht hat er unsere Freunde gejagt.«
»Ja, vielleicht. Julius, sieh dir diesen Schnitt an seinem Kopf an. Er ist ernsthaft verletzt. Wir müssen ihn zu einem Arzt schaffen.«
»Das ist nicht unser Problem. Seine Kollegen von der Air Force werden schon früh genug vorbeikommen und ihn auflesen.«
»Und wenn sie nicht kommen?«
»Die Spinnendarstellung liegt westlich dieser Hügelgruppe. Wir führen unsere Magnetfeldmessungen durch und kommen in einer Stunde wieder zurück. Wenn er dann immer noch hier ist …«
»Bei dieser Hitze? In einer Stunde ist er definitiv tot.«
»Michael, hör mir zu. Wenn er Jagd auf unsere Freunde gemacht hat, dann gehört er entweder zu Majestic-12 oder er ist etwas noch Schlimmeres, und das bedeutet, wenn wir hierbleiben, dann könnten wir in einer Stunde tot sein. Lass ihm etwas Wasser da und komm mit mir.«
»Die Autoschlüssel.«
»Hast du mir nicht zugehört?«
»Die Autoschlüssel, Julius. Das ist mein Ernst.«
»Michael, du kannst den trotzigen kleinen Jungen spielen, solange du willst, doch du wirst nicht mit dem Jeep über die Pampa fahren. Das verbiete ich dir absolut. «
»Dann werde ich ihn tragen.«
»Du willst ihn tragen? Du hast dich den ganzen Morgen darüber beklagt, wie schwer unsere Ausrüstung ist, und jetzt willst du einen hundertzehn Kilo schweren Linebacker schleppen? Lass es sein, Michael. Setz ihn ab. Michael, um Himmels willen, der Jeep ist drei Kilometer weit weg!«
»Uff. Hab ihn. Los geht’s.«
»Das reicht jetzt. Setz ihn wieder ab.«
»Ich sagte, ich hab ihn. Mann, ist der groß. Nimm meine Tasche.«
»Michael, Schluss jetzt.
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