2012- Die Rückkehr
gewaltige Halle freigibt, die in violettes Licht getaucht ist.
Auf ihrer Seite des Glases befinden sich zwölf Kontrollstationen. Ein Dutzend Techniker und Technikerinnen sitzt hinter mannshohen gewölbten Plasmamonitoren, in denen sie beinahe verschwinden. Die Männer und Frauen tragen silberfarbene Ganzkörpertrikots, die mit Sensoren ausgestattet und über Kabel mit ihren Kontrolleinheiten verbunden sind. Sensor-Visiere bedecken ihre Gesichter.
Ein zierlicher Weißer in einem weißen Laborkittel tritt hinter den Bildschirmen hervor. Er kommt auf sie zu und bleibt so stehen, dass das Licht eines Deckenstrahlers sein Gesicht beleuchtet.
»Hallo, hallo.« Der Wissenschaftler küsst Dominique auf die Wange und wendet sich dann an ihren Sohn. »Oh, Mann, danke, dass Sie gekommen sind. Ich habe so lange darauf gewartet, Sie endlich kennenzulernen.«
»Verdammt, wer sind Sie denn?«
»Mohr, David Mohr. Bitte nennen Sie mich Dave. Ich bin für diese Monstrosität hier verantwortlich.«
Der Wissenschaftler ist fünfzehn Zentimeter kleiner als Manny. Sein schokoladebraunes Haar wird an den Schläfen bereits ein wenig grau. Er hat ein bleiches Gesicht und tief liegende braune Augen, die mit einem gelegentlichen Zwinkern alles in sich aufnehmen, worauf sein Blick fällt.
Immanuel mustert die Hand, bevor er sie schüttelt. »Samuel Agler.«
Mohr grinst breit. »Samuel Agler, wie entzückend. Kommen Sie mit, Samuel Agler. Es gibt etwas, das ich Ihnen gerne zeigen möchte. Dominique?«
»Geht nur. Ich ertrage es nicht zuzusehen.«
»Alles klar.« Mohr führt Manny direkt an die Glaswand. »Wissen Sie, Sam, Ihre Mutter hat mir schon viel über Sie erzählt. Waren Sie schon jemals auf dem Cape?«
»Einmal. In der Highschool. Moment, Sie sind doch nicht etwa dieser Dr. Mohr vom Wetternetz, oder? Der Typ mit dem Nobelpreis?«
»Doch, genau der. Heute arbeite ich an unendlich interessanteren Dingen. Ich würde sie Ihnen gerne zeigen.« Er deutet auf die gewaltige Halle, deren Einzelheiten noch immer in der Dunkelheit verborgen sind.
»Was ist das? Ein holografisches Spielfeld?«
»Ehrlich gesagt - ja. Wir benutzen es als Trainingseinrichtung. Dadurch haben wir die Möglichkeit, alle Kampfebenen zu überwachen.«
»Kampf?«
Mohr grinst jungenhaft. »Sie kommen gerade rechtzeitig zur morgendlichen Trainingseinheit.« Der Wissenschaftler wendet sich an seine beiden Assistentinnen. »Wir sind bereit, meine Damen. Starten Sie die erste Sequenz.«
Gelbe Deckenscheinwerfer erleuchten die Halle, und der Nachbau eines antiken mittelamerikanischen Ballspielfelds wird sichtbar. Das Spielfeld ist etwa 150 Meter lang und fast genauso breit. Die rechteckige Grasfläche wird von vier Wänden umgeben, die aus Kalksteinblöcken bestehen. An die längeren Begrenzungen im Osten und Westen schließt sich jeweils ein viereinhalb Meter hoher Steindamm an, verziert mit antiken Reliefs, die das Ballspiel darstellen. Auf dem östlichen Damm, direkt gegenüber der Glaswand des Kontrollraums, steht ein Nachbau
des sieben Meter achtzig hohen Jaguar-Tempels aus Chichén Itzá.
In den beiden senkrechten Wänden ist jeweils ein steinerner Ring verankert, dessen Innendurchmesser fünfzig Zentimeter beträgt. Die Ringe sehen aus wie aufrecht stehende Donuts.
»Sie haben das Ballspielfeld der Maya nachgebaut. Warum?«
»Das werden Sie gleich sehen.«
»Was besagt die Maya-Inschrift auf den Steindämmen?«
»Dieses spezielle Spielfeld wurde von den Maya als ›schwarzes Loch‹ bezeichnet, denn es befand sich am Eingang der Unterwelt Xibalba . Es heißt, die Helden des Spiels seien hinab nach Xibalba gestiegen, um den Tod zu überwinden. Sehen Sie, hier kommen ihre Herausforderer.«
Mohr deutet nach links unten.
Vom Südende des Feldes her betritt ein Dutzend braunhäutiger Krieger, deren Gesichter hinter Todesmasken der Maya verborgen sind, die Arena. Die Männer sind so groß und muskulös wie Ryan Beck und können angesichts ihres stattlichen Körperbaus unmöglich echte Nachfahren der Maya sein. Jeder trägt einen Gegenstand in der Hand, der einem Baseballschläger ähnelt und dessen Griff wie ein Schlangenkopf geformt ist.
Die zwölf Techniker und Technikerinnen bedienen eifrig ihre Computer. Jeder von ihnen steuert einen Krieger.
Unter dem gegenüberliegenden östlichen Tor gehen die Maya Schulter an Schulter in Stellung.
Am Nordende des Feldes erscheinen zwei Männer. In auffälligem Gegensatz zu den Kriegern tragen diese Athleten
Weitere Kostenlose Bücher