2012- Die Rückkehr
aus dem See; weder Haare noch Kleidung bedecken seinen riesigen, grotesken, kantigen Körper. Seine mächtige Brust hat die Form eines »V«, der Unterleib ist schmal und geht in zwei wuchtige Beine über, die denen eines Menschen ähneln, nur mit dem Unterschied, dass sie unterhalb des Knies zweimal so dick sind wie darüber.
Die dicken, kräftigen Oberarme hängen steif von den breiten Schultern herab. Die Ellbogen haben die Form eines Kugelgelenks, wodurch die schweren Unterarme um 360 Grad rotieren können.
Am beängstigendsten sind die Hände dieses Wesens. Sie sehen riesig und klauenartig aus und enden in vier schlanken Fingern, die scharf wie Skalpelle sind. Die Finger sind dreimal so lang wie die Handfläche und stehen weit voneinander ab, wodurch die Hände an Spinnen erinnern.
Jetzt hat sich das Wesen zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Halb gehend, halb gleitend bewegt es sich über die schäumende, spiegelartige Oberfläche des Sees auf das östliche Ufer zu.
Die beiden Soldaten stürmen schneller voran, um den Alabasterbaum vor der außerirdischen Kreatur zu erreichen.
Zehn Sekunden bis zum Nexus. Die computerisierte Stimme lässt Manny zusammenzucken.
Neun … acht … sieben …
Dr. Mohr tritt näher an die Scheibe heran. Seine Miene wird plötzlich ganz geschäftsmäßig. »Los, los, diesmal könnt ihr es schaffen.«
Die außerirdische Kreatur nähert sich dem von dicken Wurzeln getragenen Baum und reckt sich zu dem Kopf hinauf.
Drei … zwei … eins …
Zwei eisblaue Blitze … eine blendende karmesinrote Explosion und dann … nichts.
Erneut leuchtet das violette Licht auf.
Der See ist verschwunden, ebenso die außerirdische Kreatur, der Baum und die gesamte höllische Unterwelt. Stattdessen ist nur noch die sterile graue Leere eines gewaltigen holografischen Trainingsfeldes zu sehen.
Und der Krieger in Weiß, der, sich auf einem Knie abstützend, den verhüllten Kopf hält. Sein schwarz gekleideter Gefährte ist verschwunden.
Dr. Mohr wartet einen Augenblick, dann berührt er das Kommunikationsgerät an seinem Hemdkragen. »Sind Sie in Ordnung?«
Der Soldat nickt schwach.
»Erfolg?«
Der Mann in Weiß schüttelt den Kopf - nein.
Offensichtlich enttäuscht reibt sich Mohr die Stirn. »Dominique ist hier. Sie hat ihren Sohn mitgebracht.«
Der Mann in Weiß steht auf, humpelt auf die Glaswand zu und sieht nach oben. Er greift nach dem verborgenen Verschluss seiner Schutzkleidung und zieht langsam den Helm aus.
Immanuel drückt sein Gesicht an die Scheibe.
Das weiße Haar ist länger, aber die Augen sind noch immer von einem stechenden Azurblau, kalt und berechnend.
Jake …
28
22. November 2033
Weißes Haus
Washington, D. C.
11.34 Uhr Es ist die angesehenste und mächtigste Adresse der Welt, ein höchst geschichtsträchtiges politisches Dorf auf einer Fläche von achtzehn Morgen. Nachdem Präsident John Adams hier erstmals am 1. November 1800 eingezogen war, brannten es britische Soldaten vierzehn Jahre später bis auf die Grundmauern nieder. Das Haus wurde wieder aufgebaut und neu gestaltet, erhielt Kolonnaden und zusätzliche Büroräume sowohl im Ost- als auch im Westflügel. Zwar sollte später noch ein weitläufiges unterirdisches Kontrollzentrum eingerichtet werden, doch davon abgesehen blieb das stattliche, 132 Zimmer umfassende Gebäude über zwei Jahrhunderte hinweg praktisch unverändert.
Das Weiße Haus: der Nabel der amerikanischen Demokratie und Sitz der Weltmacht. Innerhalb seiner 233 Jahre alten Mauern wurde immer wieder über die Zukunft und … das Schicksal der Menschheit beraten.
Lilith Robinson-Mabus, die neu gekrönte Königin von Mabus Tech Industries, schlendert am großen viktorianischen Kamin des State Dining Room vorbei und hält kurz inne, um die Inschrift auf dem Kaminsims zu lesen.
»ICH BETE ZUM HIMMEL UM DEN BESTEN SEGEN FÜR DIESES HAUS UND ALLE, DIE ES KÜNFTIGHIN BEWOHNEN WERDEN. MÖGEN NIEMALS ANDERE ALS EHRLICHE UND WEISE MÄNNER UNTER DIESEM DACH REGIEREN.« PRÄSIDENT JOHN ADAMS
Lilith schnaubt verächtlich. »Dummer männlicher Chauvinismus. Wenn Frauen hier die Macht gehabt hätten, würde die Welt längst nicht in einem so fürchterlichen Schlamassel stecken.«
Eine persönliche Assistentin von Präsident John Zwawa betritt den Raum. »Mrs. Mabus, lassen Sie mich im Namen aller Mitarbeiter des Weißen Hauses mein tief empfundenes Beileid …«
»Bemühen Sie sich nicht. Wann ist meine Besprechung?«
»Der
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