2012- Die Rückkehr
Smart-Bildschirm.
Während der nächsten halben Stunde widmet sich der Präsident der Vereinigten Staaten konzentriert den Einzelheiten des höchst geheimen UMBRA-Berichts.
»Computer, Programm beenden. Popov-Eins und alle Aufzeichnungen über diese Besprechung vernichten.«
Hinter seinem Schreibtisch stützt ein sprachloser John Zwawa seinen Kopf in die Hände, das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern. Schließlich flüstert er: »Wie konnte so etwas geschehen? Warum wurde ich nicht informiert?«
Alyssa schüttelt den Kopf. »Angesichts all dessen, was die menschliche Zivilisation in den letzten drei Jahrzehnten durchgemacht hat, fand Yellowstone nie mehr als ein bescheidenes Interesse. Nur wegen der jüngsten wissenschaftlichen Fortschritte beim Messen geothermaler Veränderungen haben wir Kenntnis über eine unmittelbar bevorstehende Eruption erlangt.«
»Wie bald?«
»In ein oder zwei Jahrzehnten. Spätestens.«
Der Präsident lockert seinen Kragen. »Ich … ich bekomme keine Luft mehr …«
»Immer schön langsam, John.«
»Wie schlimm wird es?«
»Schlimmer, als wir uns das wahrscheinlich vorstellen können«, sagt Alyssa. »Die Explosion wird zehntausendmal mehr Geröll und Asche auswerfen als der Ausbruch des Mount St. Helens. Die Menschen in den umliegenden Landesteilen werden sofort sterben. Die Staaten des Mittleren Westens werden sich in einen gewaltigen Ground Zero verwandeln, die Ernten werden vernichtet. Nach wenigen Tagen wird die Asche in der Atmosphäre kein Sonnenlicht mehr durchdringen lassen.«
»Und das, John«, schnurrt Lilith, »ist dann der Zeitpunkt, an dem die Scheiße wirklich in den Ventilator fliegt. Uns steht ein vulkanischer Winter bevor, bei dem die globalen Temperaturen um vierzig Grad fallen. Die Energieversorgung wird zusammenbrechen, die Bevölkerung wird an ihren jeweiligen Wohnorten isoliert, die Wirtschaft wird nach und nach vollkommen zum Stillstand kommen. Millionen werden schon während der ersten Wochen alleine an der Kälte zugrunde gehen. Die Straßen werden unpassierbar sein. Innerhalb von ein, zwei Monaten werden die, die noch nicht erfroren sind, verhungern.«
»Unglücklicherweise ist das alles völlig korrekt, was Lilith sagt, Sir. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wir sprechen hier über eine größere Eiszeit. Das ist das Ende der Zivilisation auf dieser Welt - jedenfalls für eine sehr lange Zeit.«
»Und Sie sagen, das könnte in ein oder zwei Jahrzehnten geschehen?«
»Vielleicht sogar noch früher. Wenn es so weit ist, wird es nur eine sehr kurze Vorwarnzeit geben. Vielleicht auch gar keine.«
»Es muss doch etwas geben, was unsere Wissenschaftler tun können?«
»Wir haben mehrere Teams, die daran arbeiten, Sir. Bisher sieht nichts besonders vielversprechend aus. Wir sprechen hier über einen größeren vulkanischen Hotspot. Bei der letzten Eruption einer vergleichbaren Caldera wurden beinahe alle Menschen auf diesem Planeten ausgelöscht.«
»Wer weiß über diese Sache Bescheid?«
»Liliths Leute und ein paar Wissenschaftler. Sonst niemand im Augenblick.«
»Und wir wollen dafür sorgen, dass das auch weiterhin so bleibt«, sagt Lilith, und der Blick ihrer azurblauen Augen durchbohrt ihn. »Wir haben einen einzigen Versuch, unsere Spezies zu retten, John - und das auch nur dann, wenn wir sofort handeln. Diese Dinge müssen unter allen Umständen geheim bleiben, oder wir werden allesamt sterben.«
Präsident Zwawa greift in seine Schreibtischschublade und holt einen Flachmann und einen Pappbecher heraus. Seine Hände zittern, als er sich einen Drink einschenkt. »Damit ist wohl die Marskolonie gemeint.«
»Ja, Sir. Auf dem Mars gibt es Wasser, und Wasser bedeutet Leben.«
»Ja, schon. Aber was für ein Leben? Welche Zukunft haben wir auf einem so unwirtlichen Planeten?«
»Sir, Projekt HOPE und unsere eigenen Wissenschaftler haben einen detaillierten Plan zur Besiedelung des Mars entwickelt. In diesem Augenblick arbeiten Geologen der NASA zusammen mit HOPE daran, eine Art Treibhausmaschine, die Automated Greenhouse Machine (AGM), zu entwickeln. Diese von Kernreaktoren angetriebenen mobilen Fabriken werden gewaltige Mengen von Perfluorkohlenstoffen erzeugen - einfache Verbindungen aus Kohlenstoff und Fluor. In der richtigen Kombination erzeugen diese Moleküle einen tausendmal stärkeren Treibhauseffekt
als Kohlendioxid. Selbst bei millionenfacher Verdünnung lässt sich mithilfe von Perfluorkohlenstoff die
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