Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2012- Die Rückkehr

Titel: 2012- Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
Vom Netzwerk:
Präsident lässt mitteilen, dass er Sie unverzüglich empfangen wird. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
     
    Lilith Eve Robinsons schizophrenes Gehirn wurde bei ihrem Abstieg in die Höhle in Mexiko einem extrem energiereichen elektrischen Niederfrequenzfeld ausgesetzt. Ihre Hirnströme, die zuvor schon aus dem Gleichgewicht geraten waren, wurden dadurch - wie durch eine elektrostatische Stimmgabel - völlig umgeformt.
    Gedanken verhalten sich analog zu Energie. Sie feuern im Mikrosekundentakt und kennen keine Grenzen, nicht einmal die Grenzen von Raum und Zeit. Die Ausbreitungsfähigkeit
von Gedankenenergie übertrifft sogar diejenige von Radiowellen, wodurch es möglich wird, dass fernsichtig begabte Menschen diese Energie spüren, sofern sie auf dieses psychische Phänomen nachdrücklich eingestimmt sind.
    Das bekannte Phänomen, dass man ein zuvor gesehenes oder selbst erfahrenes Ereignis (in Form einer Erinnerung) wieder durchlebt, ist ein Beispiel dafür, wie gegenwärtige Gedankenenergie mit der Vergangenheit interagiert. Obwohl diese Verknüpfung üblicherweise nur kurz andauert, ist dieses mentale Zwischenspiel oder déjà vu recht real.
    Weil Lilith der überaus starken elektromagnetischen Strahlung der Höhle ausgesetzt war, fand ihr pathologischer Geist Zugang zu dem Reich psychischer Energie. Kurz nach ihrem Abstieg in die Tiefe begann sie eine weitere Stimme zu hören, die sich deutlich von den Stimmen ihrer selbst geschaffenen Freunde unterschied.
    »Ich kann ein Flüstern hören«, hatte sie zu Don Rafelo gesagt. »Die Stimme spricht zu mir beim Einschlafen.«
    »Das ist Telepathie. Die Kommunikation soll dich führen.«
    »Aber wer ist das? Woher kennt er mich?«
    »Das Flüstern kommt sowohl aus der nahen Zukunft als auch aus der fernen Vergangenheit.«
    »Warum sprichst du in Rätseln? Sag mir einfach, wer zu mir spricht.«
    Der alte Mann grinste. »Du kommunizierst mit … dir selbst.«
     
    Drei Jahre nach ihrem Abstieg in die Unterwelt der Maya besuchte die siebzehnjährige Schönheit, die inzwischen den Namen Lilith Aurelia verwendete, im Jahr 2030 die Weltunternehmerkonferenz in Miami auf der Suche nach
einem Partner. Um die Angel, die sie auswarf, mit dem passenden Köder zu versehen, trug sie ein eng anliegendes, kakaofarbenes trägerloses Abendkleid, das zum Ton ihrer Haut passte und in dem ihre Brüste kaum Platz fanden. Langes, ebenholzfarbenes Haar fiel wallend über ihren verlockenden Busen bis hinab auf ihren unbedeckten Bauch, in dessen Nabel sie einen Goldring trug.
    Die noch nicht ganz volljährige Männerfängerin nippte an ihrem Martini, während sie die im Ballsaal versammelte Menge musterte. Nichts als Schachbauern und ein paar grauhaarige Läufer. Die Königin der Sukkubi ist hier. Wo also ist mein König?
    Sie sah zu, wie ihr Begleiter, der Aktivist der Nationalen Schusswaffenvereinigung Ben Merchant, durch den Saal streifte. Der mittelalte Verteidiger des Rechts eines jeden Amerikaners, eine Waffe zu besitzen, trug eine schwarze Rose im Knopfloch seines weißen Armani-Smokings und eine Beretta in seinem Knöchelhalfter. Lilith mochte den Homosexuellen, dem sie ein Jahr zuvor in Mexiko City begegnet war. Er war gierig und besaß keinerlei Tiefgang - und er war leicht zu durchschauen. Er besaß genau die Schwächen, die sich Lilith gerne zunutze machte. Es ging ihr zwar auf die Nerven, wie er ständig mit den Namen von Berühmtheiten um sich schmiss, aber er war loyal und konnte anscheinend immer dafür sorgen, dass die Dinge in ihrem Sinne erledigt wurden.
    »Entschuldigen Sie, sind wir uns nicht schon einmal begegnet?«
    Sie wandte sich nach rechts und blickte hinab auf einen schmächtigen Hispanic Ende fünfzig. »Und Sie sind?«
    »Der stellvertretende Bürgermeister Raul Hernandez. Zu Ihren Diensten. Kommen Sie … äh … hier aus der Gegend oder …«

    »Stellvertretender Bürgermeister? Ist das ein ehrenamtlicher Job? Oder bekommt man mit diesem Titel kostenlose Theaterabonnements?«
    »Wie bitte?«
    Ihre azurblauen Augen funkelten violett, als ihre Verärgerung immer größer wurde. »Verschwinden Sie, kleiner Mann, bevor ich sie verschlinge !«
    Hernandez errötete, verzichtete würgend auf eine Erwiderung und beschloss angesichts des fast manischen Blicks in den Augen der jungen Frau, dass es wohl besser wäre, wenn er sich zurückzog.
    Ben Merchant kam auf sie zu, wobei er aus seinem Designer-Fingerhut noch rasch eine Nase voll mit Kokain versetztes BLISS nahm.

Weitere Kostenlose Bücher