2012- Die Rückkehr
bist.«
Jacob zuckt mit den Schultern.
»Erzähl uns, was du noch so kannst.«
»Ich schwimme gern.«
»Wie weit kannst du denn schwimmen?«
»Jeden Morgen vor dem Frühstück schwimme ich eine Meile im Pool.«
Barbaras Kiefer sackt nach unten. »Eine Meile?«
»Ich kann auch schwimmen«, zwitschert Manny.
»Tatsächlich? Und wie weit kannst du schwimmen?«
Wieder drückt Manny sein Gesicht gegen die Brust seiner Mutter.
Dominique streicht über das pechschwarze Haar des Jungen. »Manny schwimmt schon zehn Bahnen in unserem Pool, stimmt’s, Manny?«
»Ich lese gern«, sagt Jacob, und seine hellblauen Augen funkeln.
»Du kannst schon lesen? Das ist ja wunderbar«, sagt Barbara. »Was liest du denn so? Bücher über die Sesamstraße ?«
Jacob kichert. »Das ist was für Babys.«
Barbara wendet sich an Dominique. »Was liest er denn?«
»Er hat gerade erst Huckleberry Finn gelesen. Aber er zieht sich auch viel aus dem Internet.«
»Faszinierend.«
Die beiden Frauen sind wieder ins Wohnzimmer gegangen und nehmen gerade den letzten Teil des Interviews auf. Die Jungen sind draußen. Unter den wachsamen Augen von Salt und Pepper spielen sie in ihrem fünfzig Meter langen Schwimmbecken.
»Dominique, wie hoch ist Jacobs IQ?«
Sie lächelt unbehaglich. »Das weiß ich nicht. Man hat mir gesagt, dass der Wert jenseits der üblichen Skala liegt. Auch Manny hat einen hohen IQ …«
»Der aber nicht mit dem seines Bruders zu vergleichen ist?«
»Nein.«
»Was sagen Sie Jacob, wenn er nach seinem Vater fragt?«
»Ich sage ihm, dass sein Vater bei den Engeln ist.«
»Während Sie sich um Manny gekümmert haben, habe ich Jacob nach seinem Vater gefragt. Wissen Sie, was er mir geantwortet hat?«
»Nein.« Dominiques Herz hämmert laut in ihrer Brust.
»Er sagte, sein Vater sei an einem Ort namens Schi-bal-ba. Außerdem hat er mir gesagt, dass sein Bruder und er eines Tages in dieses Schi-bal-ba reisen, den bösen Kriegsherrn besiegen und Mick retten würden.«
Dominique beißt sich auf die Unterlippe. »Er hat eine ziemlich ausgeprägte Fantasie, nicht wahr?«
»Dieses Schi-bal-ba, was ist das?«
»Das ist nichts. Nur irgendwas aus der Maya-Folklore. Ich mag es eigentlich nicht, wenn Eltern den Internetzugang ihrer Kinder kontrollieren, aber in diesem Fall bleibt mir wohl nichts anderes übrig.«
»Dominique, das klingt nicht wie ein Internet-Problem. Es hört sich eher nach den Maya-Studien an, die die Großeltern der Jungen - die Großeltern väterlicherseits - ein Leben lang betrieben haben. Schi-bal-ba? Böse Kriegsherren? Ich meine, das sind doch ernsthafte Themen.«
»Möchten Sie wirklich mal etwas über ein ernsthaftes Thema hören? In den letzten drei Monaten gab es zwei Anschläge auf das Leben der Jungen. Im August sind vier Mitglieder der Aryan Nation in Taucherausrüstung bis zum Strand vorgedrungen, bewaffnet mit Uzis und Handgranaten. Es ist ihnen gelungen, sich unserem Haus bis auf hundert Meter zu nähern, bevor sie von Sicherheitsbeamten erschossen wurden. Vor zwei Wochen erst hat ein von Peter Mabus und seinen radikalen Freunden aufgehetzter Mob mit sieben Militärfahrzeugen und einem Wohnwagen voller Sprengstoff die Hauptzufahrtstore gestürmt. Dabei sind sieben Menschen gestorben, darunter auch zwei amerikanische Soldaten, die zur Bewachung dieses Grundstücks abgestellt waren.«
Dominique blickt direkt in die Kamera. »Ich bin eine alleinerziehende Mutter, die nach besten Kräften versucht,
ihre beiden wunderbaren Jungen in einer liebevollen Umgebung großzuziehen. Ich würde alles darum geben, wenn sie ein normales Leben führen könnten, doch unsere Situation ist nicht danach. Ennis Chaneys Führungsstärke hat dabei geholfen, die Welt zu retten. Er hat Mick unterstützt, als es nur wenige andere Menschen gab, die dazu bereit waren. Der Präsident führt das Steuer mit sicherer Hand, und genau das ist es, was wir in diesen unruhigen Zeiten brauchen. Wir brauchen keine auf den Knien rutschenden fundamentalistischen Fanatiker, die über die moralischen Vorstellungen jugendlicher Schlägertrupps verfügen. Wenn Sie einen monströsen Fanatiker wie Peter Mabus wählen, wird Amerika kein Schmelztiegel der Freiheit mehr sein. Es wird zur Hochburg einiger weniger Privilegierter werden, die genauso engstirnig sind wie die radikal-muslimischen Länder, die zu hassen man uns über die Jahre hinweg immer wieder gepredigt hat.«
Jacob tritt neben seine Mutter. Er greift nach ihrer
Weitere Kostenlose Bücher