2012 Keine Panik (German Edition)
6“ aus Tortuguero), und dort ist nichts von einem Weltuntergang zu lesen. 2 Im Gegenteil: Es scheint eher so, als wäre dieser Tag für die Maya so – wie oben beschrieben – tatsächlich der Anlass für eine große Feier gewesen. Natürlich gibt es Geschichten der Maya, die von Katastrophen, Tod und Verderben handeln. Solche Geschichten hat jede Kultur. Das wichtigste religiöse Buch der Maya, das „Popol Vuh“, erzählt vom Weltuntergang und auch der „Dresdner Codex“ (eine der wenigen erhaltenen Maya-Handschriften) beschreibt Katastrophen, allerdings ohne irgendein konkretes Datum zu nennen. Solche Weltuntergangsgeschichten sind ein fester Bestandteil der meisten Religionen. Fast immer gibt es irgendwann eine große Endschlacht zwischen Gut und Böse. In den Mythen der alten Germanen findet man Ragnarök, den großen Kampf zwischen Göttern und bösen Riesen, der in der Zerstörung der Welt und im Aufbau einer neuen, besseren Erde endet. Die christliche Bibel endet mit der „Offenbarung des Johannes“, die von der Herrschaft des Teufels auf der Erde berichtet. Dann kehrt Jesus zurück, besiegt das Böse und eine neue, perfekte Welt – der „Himmel auf Erden“ entsteht. Die Ankündigung kommender Katastrophen, von Tod und Verderben war schon immer ein beliebtes Mittel der Religionen, um ihre Gläubigen bei der Stange zu halten. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass sich solche „Prophezeiungen“ auch in der Religion der Maya finden.
Der Maya-Kalender ist der alte Kalender eines mittelamerikanischen Volkes, dessen Zivilisation seine Blütezeit vor etwa tausend Jahren hatte. So wie jeder andere Kalender, den sich Menschen bis jetzt ausgedacht haben, hat auch dieser kein Ende. Der 21. Dezember 2012 ist in diesem Kalender ein besonderer Tag, weil sich von einem auf den anderen Tag alle Stellen des Datums ändern. Deswegen geht aber die Welt nicht unter, genauso wie die Welt nicht untergegangen ist, als wir in der Nacht vom 31.12.1999 zum 1.1.2000 die Korken knallen ließen, weil sich alle Stellen des Datums in unserem Kalender änderten. Die Maya haben für diesen Tag nichts Spezielles prophezeit und schon gar keinen Weltuntergang.
Alle heutigen Katastrophen-Geschichten im Zusammenhang mit dem 21. Dezember 2012 gehen nicht auf die Maya zurück, sondern auf diverse moderne Esoterik- und New-Age-Schriftsteller. Das Thema wurde erstmals in den 1970er Jahren und später vor allem durch den Autor José Argüelles mit seinem 1987 veröffentlichten Buch „The Mayan Factor: Path Beyond Technology“ aufgegriffen. Angeblich würde am 21. Dezember 2012 ein „Synchronisationsstrahl“ aus dem Zentrum der Milchstraße auf die Erde treffen. Das sollen die Maya gewusst und ihren Kalender entsprechend ausgerichtet haben. In den realen Überlieferungen, Büchern und Inschriften der Maya findet sich allerdings nichts darüber. In den Jahren danach griffen andere Esoterikautoren die Idee Argüelles’ auf und erfanden immer neue Details: Eine spezielle Planetenkonstellation, ein Polsprung oder die Kollision mit einem unbekannten Planeten sollen mit dem „Ende“ des Maya-Kalenders einhergehen.
2012 hat mittlerweile die komplette esoterische Welt erobert. Auch Themen, die früher nichts damit zu tun hatten, sind nun Teil des Mythos’ geworden. Dazu gehören natürlich auch die diversen „Propheten“, allen voran Nostradamus. Seine im 16. Jahrhundert aufgeschriebenen „Prophezeiungen“ sind ein konfuser Mischmasch aus verschiedenen Sprachen, Dialekten und selbst erfundenen Wörtern. Sie lassen sich ganz nach Belieben interpretieren und deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass diverse Nostradamus-Interpreten darin immer genau das herauslesen können, was sie gerade wollen. Im Nachhinein kann man die wirren und vagen Sätze von Nostradamus immer passend zurecht biegen und so zu dem Schluss kommen, er hätte zum Beispiel den zweiten Weltkrieg, die Ermordung von John F. Kennedy oder die Anschläge auf das World Trade Center vorhergesagt (über diese spezifische Vorhersage kursieren übrigens einige gefälschte Nostradamus-Zitate). Tatsache ist aber, dass bis jetzt noch jeder Nostradamus-Interpret daran gescheitert ist, eine konkrete und vor allem korrekte Vorhersage über die Zukunft zu machen. Das ist nicht überraschend, denn Prophezeiungen dieser Art sind prinzipiell unmöglich; die Zukunft lässt sich auf diese Art und Weise nicht vorhersehen. Nicht nur Nostradamus ist mit seinen „Vorhersagen“
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