2012 Keine Panik (German Edition)
sonnennächste Punkt genau dort, wo sich die Erde am 21.12.2012 befindet. In unserem Beispiel ist das bei einem Winkel von neunzig Grad der Fall. Jetzt ist also die Erde am besagten Tag am Treffpunkt, an dem sich die Umlaufbahnen von Erde und Planet X gefährlich nahe kommen – aber Planet X ist immer noch nicht da.
Damit er pünktlich kommt, müssen wir die „mittlere Anomalie“ ändern. Also habe ich wieder die Werte verändert und geschaut, welche Zahl am besten passt. Man bemerkt an dieser Stelle die Auswirkungen des zweiten Keplerschen Gesetzes (das war das Gesetz mit dem „Fahrstrahl“ und den Flächen, die er überstreicht). Ist Planet X auf seiner Bahn weit weg von der Sonne, dann bewegt er sich so langsam, dass man die Zeit richtig stark beschleunigen muss (wie bei einer Zeitrafferaufnahme), um eine Bewegung zu erkennen. In der Nähe der Erde flutscht er aber mit einem Wahnsinnstempo um die Sonne. Daher verwundert es auch nicht (mich zumindest nicht), dass man den wirklich exakten Wert für die „mittlere Anomalie“ finden muss, denn der Zeitraum, in dem sich Planet X in der Nähe der Erde befindet, ist so kurz, dass man es wirklich genau abstimmen muss, wenn sich die beiden exakt am 21.12.2012 begegnen sollen.
Wenn man ein wenig herumprobiert, landet man bei einem Wert von 150.08815 Grad für die „mittlere Anomalie“. Bei diesem Winkel begegnen sich Erde und Planet X genau am 21. Dezember 2012; um 6:55 MEZ erreichen sie ihren kleinsten Abstand von 2,5 Millionen Kilometern. Sie stoßen nicht zusammen – aber das war klar, denn wir sind ja davon ausgegangen, dass der sonnennächste Punkt der Bahn von Planet X bei genau einer AE liegen soll, also auf Höhe der Erdbahn. Wenn wir eine Kollision gewollt hätten, hätten wir den sonnennächsten Punkt der Bahn von Planet X in einen Bereich legen müssen, der innerhalb der Erdbahn liegt. Nur dann können sich die beiden Bahnen kreuzen. Aber in der Liste der „Fakten“ ganz oben heißt es ja nur, dass sich die beiden Planeten nahe kommen und nicht, dass sie kollidieren. Immerhin soll Planet X alle 3600 Jahre vorbeikommen, und bei den früheren Begegnungen sind sie auch nie kollidiert.
Die Annäherung eines so großen Planeten bis auf wenige Millionen Kilometer an die Erde würde in der Realität indes ausreichen, um es auf der Erde ungemütlich werden zu lassen. Der große Planet würde unsere Bahn massiv stören, und wer weiß, wo die Erde am Ende landete – es wäre gut möglich, dass sie ganz aus dem Sonnensystem fliegt oder auf ihrer neuen Bahn mit der Sonne oder einem der anderen Planeten kollidiert.
Unser erstes Ziel haben wir also erreicht. Wir haben durch einfache Rechnungen und ein bisschen Rumprobieren am Computer herausgefunden, welche Bahn Planet X haben muss. Celestia zeigt uns nun für jeden beliebigen Zeitpunkt in der Vergangenheit und in der Zukunft, wo sich der Planet befand oder befinden wird. Dank Celestia können wir nun auch überprüfen, wie sich der Abstand zwischen Erde und Planet X im Laufe der Zeit ändert. Wir müssen in Celestia nur Planet X auswählen und können in der Informationsanzeige den aktuellen Abstand ablesen. Wir zoomen also so nah an die Erde wie möglich, und wenn wir nun die Zeit schneller ablaufen lassen, sehen wir genau, wie sich der Abstand ändert. Ich hab das einmal für den Zeitraum von August 2011 bis zum Dezember 2012 aufgezeichnet (siehe Bild 15).
Bild 15: So ändert sich der Abstand zwischen der Erde und dem fiktiven Planet X zwischen Juli 2011 und Dezember 2012.
Es mag manche überraschen, dass sich der Abstand zwischen Planet X und der Erde noch bis zum Dezember 2011 vergrößert anstatt zu verkleinern. Das liegt daran, dass sich der Planet zwar stetig der Sonne nähert, aber dass dies nicht auch für die Erde gelten muss. Denn die bewegt sich auch um die Sonne, und manchmal läuft sie dem Planet X dabei quasi davon.
Nibiru auf geneigter Bahn
Bevor wir weitermachen, möchte ich noch auf einen Einwand eingehen, an den manche vielleicht gerade denken. Weiter oben hatte ich erzählt, dass man davon ausgehen kann, dass die Bahn des Planet X genau in der Ebene der Erdbahn bzw. der Bahn der anderen Planeten liegt. Aber was passiert, wenn das gar nicht so ist? Man liest in einschlägigen Weltuntergangspublikationen immer wieder, dass die Bahn von Planet X um neunzig Grad gegenüber der Erdbahn geneigt sein soll. Der Planet soll sich also sozusagen von oben (bzw. von unten, je nachdem, von wo man
Weitere Kostenlose Bücher