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2012 Keine Panik (German Edition)

2012 Keine Panik (German Edition)

Titel: 2012 Keine Panik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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öffnen wir die Datei „PlanetX.ssc“ und sehen erst Mal jede Menge Zeug, das dem einen oder anderen kryptisch vorkommen könnte, je nachdem, ob er Ahnung von Celestia hat oder nicht. Aber ein paar Sachen könnten uns bekannt vorkommen, zum Beispiel die Zeilen:
    EllipticalOrbit
{
Period 3600
SemiMajorAxis 236
Eccentricity 0.9917
    „Period“, „Eccentricity“, „Elliptical Orbit“. Man muss nicht mal Englisch können, um zu verstehen, dass es hier um die elliptische Bahn eines Planeten und dessen Exzentrizität geht. Ein kurzer Blick ins Wörterbuch bestätigt, dass „SemiMajorAxis“ für die große Halbachse steht. Die Werte, die hier eingetragen sind, stimmen tatsächlich nicht genau mit denen überein, die wir oben ausgerechnet haben. Also ersetzen wir sie!
    Bei „SemiMajorAxis“ tragen wir „235“ ein und bei „Eccentricity“ die „0.99574“. In den folgenden Zeilen der Datei stehen aber noch mehr Zahlen unter folgenden Stichwörtern: „Inclination“, „AscendingNode“, „ArgOfPericenter“, „MeanAnomaly“, „Epoch“ und „Albedo“. Was haben diese Begriffe nun wieder zu bedeuten? Auch in diesem Fall hilft uns eine Übersetzung und eine Google-Suche weiter: Es handelt sich um die noch fehlenden Bahnelemente. Wie wir der Wikipedia entnehmen können, handelt es sich dabei um sechs Werte, die die Bahn eines Himmelkörpers eindeutig festlegen. Halbachse und Exzentrizität legen nur die Form der Bahnellipse fest – aber dann wissen wir noch nichts darüber, wie diese Ellipse im Raum orientiert ist. Da der Raum drei Dimensionen hat, brauchen wir drei Winkel, um die Lage eindeutig zu bestimmen. Diese drei Winkel sind die „Inklination“ (inclination), die „Knotenlänge“ (AscendingNode) und das „Argument der Periapsis“ (ArgOfPericenter). Wir müssen auch festlegen, wo genau sich der Planet auf der Ellipse gerade befindet. Dies kann man mit etwas bestimmen, das als „mittlere Anomalie“ (MeanAnomaly) bezeichnet wird. Die Begriffe „Epoch“ und „Albedo“ haben nichts mit der Bahn an sich zu tun; mit der „Epoche“ wird einfach nur der Zeitpunkt angegeben, für den die Werte berechnet wurden, und „Albedo“ beschreibt, wie gut der Planet Licht reflektiert.
    Uns interessiert aber zunächst einmal nur die Bahn. Die Werte für Exzentrizität und große Halbachse haben wir in der Datei bereits korrigiert. Aber woher nehmen wir die Werte für die drei Winkel? Man könnte wieder mit den komplizierten Formeln aus den Himmelsmechanik-Wälzern rumspielen und berechnen, wie die Winkel genau aussehen müssen, damit eine Bahn entsteht, auf der Planet X genau am 21.12.2012 der Erde nahe kommt. Aber das wollen wir ja vermeiden, also verwenden wir eine andere Methode: Wir probieren einfach so lange herum, bis wir eine passende Bahn haben! Dazu setzen wir zunächst alle vier fehlenden Zahlen (Inclination, AscendingNode, ArgOfPericenter, MeanAnomaly) auf den Wert „0“. Für die Inklination ist das sogar schon ein guter und plausibler Wert. Denn sie gibt an, wie stark die Bahn des Planeten gegenüber der Erdbahn geneigt ist. Die Bahnen der anderen Planeten unseres Sonnensystems sind alle so gut wie gar nicht geneigt – es ist also eine vernünftige Annahme, auch bei Planet X erst einmal davon auszugehen, dass die Bahn nicht geneigt ist.
    Wenn wir nun wieder unsere Simulation laufen lassen, dann sehen wir, dass Planet X sich an seinem sonnennächsten Punkt zwar in der Nähe der Erdbahn befindet, aber nicht in der Nähe der Erde. Um das zu ändern, müssen wir die Bahn in der Ebene der Erdbahn drehen, und zwar so lange, bis ihr sonnennächster Punkt genau dort ist, wo sich die Erde am 21.12.2012 befindet. Der entsprechende Winkel ist das etwas ominös klingende „Argument der Periapsis“ (ArgOfPericenter). Um es ein wenig einfacher zu machen, hab ich mir gleich ein paar Planet X -Kopien gebastelt und sie alle auf die Reise geschickt (ich hab auch noch gleich sämtliche Monde gelöscht, die auch noch in der PlanetX.ssc-Datei definiert waren – man kann das aber auch lassen, sie spielen keine Rolle). Alle hatten die gleichen Werte für die Bahnelemente, nur die Zahlen für das „Argument der Periapsis“ hab ich geändert. Lässt man all diese Planeten dann gemeinsam in Celestia laufen, sieht man sehr schön, wie sich eine Änderung des Periapsis-Arguments auf die Bahn auswirkt.
    Man kann jetzt also den Winkel immer weiter ändern, die Bahn immer weiter drehen, und irgendwann landet der

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