2012 Keine Panik (German Edition)
war’s auch schon! Wir wissen nun, dass sich Planet X auf einer Bahn bewegt, deren Ellipse eine große Halbachse von 235 Astronomischen Einheiten und eine Exzentrizität von 0,99574 haben muss. Das haben wir mit einer Handvoll recht simpler Rechnungen und etwas grundlegenden Schulwissen bzw. einer einfachen Internetrecherche mit Google und Wikipedia herausgefunden.
Wir können aber noch mehr tun! Wir können nachsehen, wo genau sich Planet X gerade jetzt am Himmel befände und wie hell er schiene – wenn es ihn denn gäbe.
Wie bewegt sich Planet X ?
Unser großes Ziel ist es, zu überprüfen, ob Planet X existiert oder nicht. Daher wollen wir jetzt überlegen, wo der Planet gerade am Himmel zu sehen sein müsste. Denn dann können wir ganz einfach selbst nachsehen, ob er tatsächlich da ist, oder nicht. Aber wie stellen wir das an?
Wir könnten in die Bibliothek gehen und dicke Wälzer über Himmelsmechanik lesen. Die sind gespickt mit langen mathematischen Formeln, und mit einigen könnte man auch ausrechnen, wie weit Planet X im Moment gerade von der Erde entfernt sein muss. Aber diese Formeln sind nichts für Leute mit schwachen Nerven und selbst mir manchmal zu viel (und ich bin immerhin Astronom mit Spezialgebiet Himmelsmechanik!). Glücklicherweise geht es auch einfacher.
Heutzutage haben wir Computer und das Internet, und beide bieten uns die Möglichkeit, die Bewegung von Himmelskörpern ganz einfach und ohne großartige Mathematikkenntnisse zu simulieren. Eine entsprechende Suche im Internet bringt uns schnell zu einem Programm namens Celestia . Mit ihm lässt sich die Bewegung der Planeten im Sonnensystem visualisieren (es ist zudem frei verfügbar (Open Source Software), also besteht nicht die Gefahr, dass die böse Weltverschwörung im Quellcode rumgepfuscht hat, weil dies sicher einer der vielen Programmierer gemerkt hätte). Das Programm ist kostenlos und schnell installiert. Jetzt können wir uns ansehen, wie sich die Erde bewegt, der Mars und all die anderen Planeten, Asteroiden und Kometen unseres Sonnensystems. Aber leider ist Planet X nicht dabei. Wir müssen also irgendwie einen neuen Planeten in Celestia einbauen. Der Wikipedia-Artikel zu Celestia informiert uns:
„Über 10 GB an Erweiterungen (so genannten Add-Ons) sind zur Ergänzung des Basisprogramms verfügbar. Diese enorme Menge ist das Ergebnis der Aktivitäten einer kleinen, aber sehr produktiven Benutzergemeinschaft, die das Programm unterstützt. Die größte Sammlung wird von dem Portal „Celestia Motherlode" (siehe Weblinks) bereitgestellt. (...) Es wurden auch Erweiterungen für Science-Fiction-Begeisterte entwickelt, welche Universen aus berühmten Filmen wie Star Wars oder Star Trek simulieren, aber auch selber ausgedachte Planetensysteme ohne Bezug auf einen Film oder Buch.“
Selbst ausgedachte Planetensysteme! Genau das, was wir suchen! Also auf zu Celestia Motherlode ( http://www.celestiamotherlode.net ), und dort am besten gleich in die Abteilung Fictional . Wir haben Glück! Dort finden wir einen Eintrag mit dem Titel „RS Planet X – Nibiru v1“, der auf eine Zip-Datei verlinkt (das heißt die Datei ist komprimiert, damit sie nicht so groß ausfällt). Wir laden sie runter und öffnen sie. Es handelt sich um eine Archiv-Datei, die, einmal ausgepackt, mehrere Dateien enthält. Eine davon heißt „ReadMe.txt“, und wenn wir die lesen, erfahren wir genau, was wir tun müssen, damit Celestia in Zukunft auch Planet X anzeigt: Wir müssen einfach den gesamten Schwung an Dateien in den Ordner „extras“ im Celestia-Ordner (der sich vermutlich unter C:\Programme\Celestia auf unserer Festplatte befindet) kopieren, und es ist geschafft. Jetzt enthält unser Sonnensystem auch Planet X , und wir können uns anschauen, wie er sich bewegt.
Als erstes fällt uns wahrscheinlich auf, wie außerordentlich elliptisch die Bahn tatsächlich ist. Wenn wir so weit rauszoomen, dass wir die Bahn komplett sehen können, ist das ganze bekannte Sonnensystem zu einem kleinen Punkt zusammengeschrumpft. Wir wollen ja aber sehen, ob es tatsächlich zu einer Begegnung mit der Erde kommt. Dazu zoomen wir ran und spulen in der Zeit in das Jahr 2012, um zu sehen, was passiert: Nichts. Planet X ist nicht mal nicht in der Nähe der Erde.
Was jetzt? Wir schauen am besten mal nach, was dieser Planet X , dessen Umlaufbahn wir da gerade installiert haben, identisch ist mit dem Planeten, dessen Umlaufbahn wir weiter oben berechnet haben. Also
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