2012 - Schatten der Verdammnis
spricht und sich weigert, teilzunehmen.« Borgias Gesicht ist mit Schweiß bedeckt. »Sir, wir müssen diese Operation jetzt wirklich nach Mount Weather verlagern.«
Maller achtet nicht auf ihn. Er dreht sich nach einem Video-Kommunikator mit der Aufschrift STRATCOM
um. »General Doroshow, wie wird unser neuer Raketenabwehrschild auf einen Erstschlag dieser Stärke reagieren?«
Das bleiche Gesicht von Luftwaffengeneral Eric Doroshow, Oberbefehlshaber der strategischen Luftverteidigung, erscheint auf dem Bildschirm. »Sir, der Schild ist in der Lage, ein paar Dutzend Raketen am höchsten Punkt ihrer Flugbahn zu zerstören, aber nichts in unserem Verteidigungsarsenal ist auf einen derartigen Großangriff vorbereitet. Die meisten russischen Interkontinental und U-Boot-Raketen sind auf eine niedrige Flughöhe programmiert. Die Technologie, um diese Bedrohung auszuschalten, ist einfach nicht verfügbar...«
Maller schüttelt angewidert den Kopf. »Zwanzig Milliarden Dollar - und wofür?«
Pierre Borgia wirft einen Blick auf General Fecondo, der nickt. »Herr Präsident, es könnte eine andere Option geben. Wenn wir sicher sind, dass Grosny als Erster zuschlagen will, hat es einen entscheidenden Vorteil, ihm zuvorzukommen. Unser neuester integrierter Operationsplan weist darauf hin, dass ein Präventivschlag mit achtzehnhundert nuklearen Sprengköpfen einundneunzig Prozent aller landgestützten russischen und chinesischen Interkontinentalraketen wirksam außer Gefecht setzen würde, und...««
»Nein! Ich will nicht als der amerikanische Präsident in die Geschichte eingehen, der den Dritten Weltkrieg angezettelt hat.«
»Ein Präventivschlag wäre durchaus zu rechtfertigen«, mischt sich General Doroshow ein.
»Ich kann es einfach nicht zulassen, dass zwei Milliarden Menschen umgebracht werden, Herr General. Wir halten uns an die diplomatischen und militärischen Ziele, die wir besprochen haben.« Maller setzt sich auf die Schreibtischkante und reibt sich die Schläfen. »Wo ist der Vizepräsident?«
»Soweit ich gehört hab, Sir, ist er auf dem Weg zur Boone.«
»Vielleicht sollten wir ihm einen Hubschrauber schicken, der ihn zu einem Bunker bringt«, schlägt General Fecondo vor.
»Nein«, erwidert Borgia ein wenig zu rasch. »Nein, der Vizepräsident hat noch nie an einer Übung teilgenommen.«
»Aber er ist ein Regierungsmitglied.«
»Egal. Man hat Chaney nie offiziell auf die Liste gesetzt. In Mount Weather ist nicht genug Platz für alle...«
»Das reicht!«, brüllt der Präsident.
Dick Przystas kommt ins Zimmer. »Entschuldigen Sie die Verspätung, aber auf den Straßen ist die Hölle los. Haben Sie gesehen, was da draußen vor sich geht?« Er schaltet CNN ein.
Auf dem Bildschirm erscheinen zu Tode erschrockene Amerikaner, die hektisch ihre Habseligkeiten in überladene Autos stopfen. Der Reporter hält einem Vater, der von seinen drei Kindern umringt wird, das Mikrofon vors Gesicht. »Ich hab keine Ahnung, was da läuft. Die Russen sagen, wir haben diese Bomben explodieren lassen, der Präsident behauptet das Gegenteil. Ich weiß nicht, was ich glauben soll, aber ich traue weder Maller noch Grosny. Noch heute Abend verlassen wir die Stadt.«
Bilder einer kleinen Demonstration vor dem Weißen Haus. Die Teilnehmer tragen Schilder mit apokalyptischen Mahnworten. VIKTOR GROSNY IST DER ANTICHRIST. BEREUET JETZT! DAS JÜNGSTE GERICHT NAHT!
Szenen plündernder Menschen in einem Einkaufszentrum in Bethesda; die Luftaufnahme einer Autobahn, auf der sich die Autos stauen. Ein Geländewagen kippt um, als er versucht, den Stau zu umgehen, indem er die steile Böschung hinabfährt. Eine Familie auf der Ladefläche eines Kleinlasters, Gewehre in der Hand.
»Herr Präsident, die Konferenzschaltung zu den Mitgliedern des Sicherheitsrats ist bereit. VK zwei, bitte.«
Maller geht zur gegenüberliegenden Wand, an der fünf Video-Kommunikatoren befestigt sind. Das zweite Gerät von links schaltet sich ein. Der Bildschirm ist in mehrere Rechtecke unterteilt, in denen die Köpfe der Regierungschefs aller Länder erscheinen, die einen Sitz im UN-Sicherheitsrat haben. Der russische Rahmen bleibt leer.
»Herr Generalsekretär, verehrte Ratsmitglieder, ich will noch einmal nachdrücklich betonen, dass die Vereinig ten Staaten in keiner Weise für diese Explosionen von Fusionswaffen verantwortlich sind. Allerdings haben wir inzwischen Grund zu der Annahme, dass der Iran einen Angriff auf Israel plant, um unser Land in
Weitere Kostenlose Bücher