2012 - Schatten der Verdammnis
einen direkten Konflikt mit Russland hineinzuziehen. Lassen Sie mich erneut wiederholen, dass wir den Ausbruch eines Kriegs um jeden Preis vermeiden wollen. Damit es keine Missverständnisse gibt, haben wir unsere Flotte angewiesen, den Golf von Oman zu verlassen. Bitte teilen Sie Präsident Grosny mit, dass die Vereinigten Staaten keinerlei Raketen auf die Russische Föderation oder ihre Verbündeten abfeuern werden. Von unserer Verantwortung, den Staat Israel zu verteidigen, werden wir allerdings nicht abrücken.«
»Der Sicherheitsrat wird Ihre Botschaft übermitteln. Gott stehe Ihnen bei, Herr Präsident.«
»Gott möge uns allen beistehen, Herr Generalsekretär.«
Maller dreht sich nach Borgia um. »Wo ist meine Familie?«
»Schon auf dem Weg nach Mount Weather.«
»Na gut, machen wir uns auch dorthin auf. General Fecondo?«
»Ja, Sir?«
»Bereiten Sie alles für die höchste Alarmstufe vor.«
Chichen Itz á Halbinsel Yukatan
Mick taucht mit dem Kopf voran an der Südwand des Beckens entlang und sucht mit der Hand nach irgendwelchen Unregelmäßigkeiten im Pflanzengewirr. In neun Metern Tiefe verändert sich plötzlich die Schräge der Wand, die sich nun in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach innen neigt.
Während er immer tiefer in das alte Kultbecken der Maya vordringt, schließt die Dunkelheit sich enger um den schwachen Lichtkegel seiner Lampe. In knapp dreißig Metern Tiefe macht er eine Pause, um sich an den Druck zu gewöhnen, der seine Trommelfelle quält.
Zweiunddreißig Meter...
Die Neigung wird geringer, bis die Wand wieder senkrecht abfällt. Mick schwimmt ins pechschwarze Wasser eines vertikalen Schachts, obwohl er weiß, dass er physisch nicht in der Lage ist, wesentlich tiefer zu tauchen.
Und da sieht er ihn - einen Lichtfleck, der glüht wie ein rotes Ausgangsschild in einem dunklen Theaterraum.
Ein kraftvoller Beinstoß, dann lässt er sich schweben. Er spürt den Puls am Hals pochen, während er ungläubig auf das gewaltige, drei Meter hohe und sechs Meter breite Tor blickt. Das Licht seiner Lampe spiegelt sich in der glatten Metalloberfläche,, die hell leuchtet.
Im Zentrum des Tores ist ein leuchtend roter, dreiarmiger Leuchter eingraviert. Mick stöhnt in seinen Atemregler. Er hat das uralte Symbol sofort erkannt.
Es ist der Dreizack von Paracas.
Bluemont, Virginia
Der Passagierhubschrauber mit der First Lady, ihren drei Söhnen und drei führenden Kongressabgeordneten überfliegt in westlicher Richtung die Stadt Bluemont und die Staatsstraße 601. In der Ferne erkennt der Pilot schon die Lichter der Gebäude innerhalb des eingezäunten Areals.
Sein Ziel ist Mount Weather, ein streng geheimer Militärstützpunkt, vierundsiebzig Kilometer von Washington entfernt. Hier befindet sich das Hauptquartier eines Netzwerks aus über hundert unterirdischen Auffangzentren, die im Kriegsfall den Fortbestand der amerikanischen Regierung gewährleisten sollen.
Schon an der Oberfläche ist das vierunddreißig Hektar umfassende, streng bewachte Areal recht eindrucksvoll, doch das wahre Geheimnis von Mount Weather verbirgt sich im Untergrund. Tief im Granit hat man eine unterirdische Stadt geschaffen - mit Privatwohnungen und Schlafsälen, Kantinen und Krankenstationen, Anlagen zur Wasseraufbereitung und Abwasserbeseitigung, einem Kraftwerk, einem Verkehrssystem, einem Videokommunikationssystem und sogar einem unterirdischen Teich. Zwar hat kein Kongressabgeordneter jemals freiwillig zugegeben, dass er darüber Bescheid weiß, doch tatsächlich sind viele führende Politiker offiziell Mitglieder dieser provisorischen Hauptstadt. Neun Ministerien und fünf Bundesbehörden haben hier ihre Notfallbüros. Die Amtszeit der Beamten im Kabinettsrang ist unbegrenzt, ihre Ernennung erfolgt insgeheim ohne Zustimmung des Parlaments und ohne Teilnahme der Öffentlichkeit. Der Komplex ist zwar nicht so groß wie sein russisches Gegenstück im südlichen Ural, doch dient er demselben Zweck: dafür zu sorgen, dass seine Bewohner einen atomaren Großangriff überleben und anschließend regieren können, was vom Land noch übrig ist.
Mark Davis, Hauptrnann der Luftwaffe, transportiert schon seit zwölf Jahren Passagiere nach Mount Weather. Zwar erhält der Vater von vier Kindern einen guten Sold, ist aber nicht gerade glücklich, dass er und seine Familie nie in die »Liste« aufgenommen worden sind.
Als Davis die Lichter des Stützpunkts auftauchen sieht, knirscht er mit den Zähnen.
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