2012 - Schatten der Verdammnis
zweihundertvierzig Armeeangehörige arbeiten in Mount Weather. Ist ihr Leben wichtiger als seines? Und was ist mit den fünfundsechzig Mitgliedern der so genannten Exekutiv-Elite? Wenn ein Atomkrieg ausbrechen sollte, könnte man vielen dieser selbst ernannten militärischen Experten die Schuld zuweisen. Weshalb dürfen diese Schweine überleben, seine Familie aber nicht?
Angesichts dieser Gedanken hat es der russische Agent nicht schwer gehabt, den frustrierten Offizier auf seine Seite zu ziehen. Will man einen Atomkrieg überleben, braucht man in erster Linie Geld. Davis hat den größten Teil seines Honorars dazu benutzt, einen Privatbunker in den Blue Ridge Mountains bauen zu lassen; den Rest hat er in Gold und Diamanten angelegt. Bricht tatsächlich irgendwann ein Atomkrieg aus, ist er hinreichend sicher, dass seine Familie überleben wird. Bricht keiner aus, sind zumindest die Studiengebühren seiner Kinder gesichert.
Davis steuert den Hubschrauber über den Landeplatz und lässt ihn auf den Boden sinken. Ein Bähnchen mit zwei Militärpolizisten nähert sich. Er salutiert. »Sieben Passagiere und ihr Gepäck. Alle Teile sind kontrolliert worden.« Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnet Davis die Passagiertür und hilft der First Lady heraus.
Die MPs führen die Passagiere zum Bähnchen, während der Pilot ihr Gepäck auslädt. Als Drittes kommt ein unauffälliger Koffer aus braunem Wildleder. Wie der
russische Agent ihn angewiesen hat, dreht Davis den Handgriff erst im Uhrzeigersinn und dann langsam wieder zurück.
Der Mechanismus wird in Betrieb gesetzt.
Vorsichtig stellt der Pilot den Koffer in den Gepäckwagen, dann lädt er eilig die restlichen Teile ein.
Chichen ttz á Halbinsel Yukatan
Mick muss sich zwingen, langsamer aufzusteigen, so erregt ist er. In sechs Metern Tiefe macht er eine Pause, um Stickstoff auszustoßen. In seinem Kopf wirbeln rasend die Gedanken.
Wie komme ich hinein? Es muss irgendeinen verborgenen Mechanismus geben, mit dem man das Tor öffnen kann. Er wirft einen Blick auf sein Manometer. Fünfzehn Minuten. Ich hol mir eine neue Flasche, und dann geht’s rasch wieder runter.
Als er sich der Oberfläche nähert, sieht er zu seiner Überraschung Dominiques Beine im Wasser hängen. Er gleitet neben ihren Körper und steckt den Kopf aus dem Wasser. »Dom, was machst du denn noch hier?« Als er die Angst in ihrem Gesicht sieht, blickt er nach oben.
Fünfzehn Meter über der Wasseroberfläche hockt der rothaarige Wachmann aus Miami am Rand des Beckens und grinst zu ihm hinab. Der rote Laserpunkt springt von Dominiques Hals zu dem von Mick.
»Da bist du ja, mein Kleiner. Was lässt du meine Süße denn so lange warten?«
Mick rückt näher an Dominique und tastet unter Wasser nach dem Ende des Schlauchs an ihrer Weste. »Lass sie gehen, du Arschloch. Lass sie gehen, dann wehre ich mich nicht. Du kannst mich gern gefesselt in die Staaten zurückbringen. Dann bist du ein echter Held...«
»Diesmal läuft es anders, Kleiner. Foletta hat ’ne neue Therapie für dich erfunden. Man nennt sie: mausetot.«
Mick hat den Schlauch gefunden und lässt rasch die Luft aus Dominiques Weste. »Was bezahlt Foletta dir dafür?« Er schiebt sich vor sie, sodass der Laserpunkt auf seinen Anzug gleitet. »Ich hab in meinem Wagen Geld versteckt, unter dem Fahrersitz. Du kannst es alles haben. Es sind bestimmt mehr als zehntausend in Goldmünzen.«
Raymond nimmt das Auge vom Visier. »Du lügst...« Mick packt Dominique, wirft sich zur Seite und zieht sie unter Wasser. Sofort hat sie die trübe Brühe im Mund und wehrt sich strampelnd gegen seinen Griff.
Geschosse peitschen ins Wasser, während Mick ihr seinen Atemregler in den Mund schiebt und sie tiefer zieht. Dominique würgt, spuckt Wasser aus und schafft es, einen Atemzug zu tun. Sie zieht sich die Maske übers Gesicht, presst rasch das Wasser heraus und tastet nach ihrem eigenen Atemregler.
Mick reinigt sein Gerät und atmet tief ein. Dann packt er Dominique am Handgelenk und taucht blindlings tiefer. Seine Flasche wird von einer Kugel gestreift.
Dominiques Herz schlägt in einem rasenden Rhythmus. In fünfzehn Metern Tiefe hält sie inne und lässt fast ihre Lampe fallen, als sie sie einschaltet. Mick setzt seine Maske auf und reinigt sie. Panisch starrt Dominique ihn an, ungewiss, was nun geschehen wird.
Mick bindet ihr das Ende seines Seils wieder um die Taille und deutet nach unten.
Sie schüttelt protestierend den Kopf.
Ein
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