2012 - Schatten der Verdammnis
Mick...?«
»Ich hab nicht gewusst, was passieren wird, nur dass etwas passieren wird.«
»Aber Sie wussten, dass es mit dem Weltraum zu tun haben würde und mit dem Äquinoktium. Mick, könnten Sie wohl aufhören, dauernd herumzugehen; es ist schwer, sich so zu unterhalten. Kommen Sie her. Setzen Sie sich neben mich.«
Er zögert, dann folgt er ihrer Aufforderung. Sie sieht, dass seine Hände zittern.
»Sprechen Sie mit mir.«
»Ich kann es spüren, Dom.«
»Was können Sie spüren?«
»Ich weiß es nicht... ich kann es nicht beschreiben. Da ist etwas, irgendein Wesen, Noch ist es weit entfernt, aber es kommt näher. Ich hab es schon früher gespürt, aber noch nie auf diese Weise.«
Sie berührt das Haar, das ihm in den Nacken fällt, spielt mit einer dicken braunen Locke. »Versuchen Sie, sich zu entspannen. Sprechen wir über dieses Funksignal aus dem Weltraum. Erklären Sie mir, weshalb Sie wussten, dass das größte Ereignis der Menschheitsgeschichte bevorgestanden hat.«
Er schaut sie an. Sein Blick ist voller Angst. »Das ist noch gar nichts. Das ist nur der Anfang des letzten Aktes. Das größte Ereignis wird am einundzwanzigsten Dezember eintreten, wenn Milliarden Menschen sterben.«
»Und woher wissen Sie das? Ich weiß, was der Maya-Kalender behauptet, aber Sie sind zu intelligent, um einfach an eine dreitausend Jahre alte Prophezeiung zu glauben, ohne dass es wissenschaftliche Fakten gäbe, die sie unterstützen. Erklären Sie mir diese Fakten, Mick. Vergessen Sie die Maya-Mythen, bleiben Sie bei den Dingen, die solche Vorhersagen bestätigen können.«
Er schüttelt den Kopf. »Deshalb hab ich Sie ja gebeten, das Tagebuch meines Vaters zu lesen.«
»Ich habe damit angefangen, aber es wäre mir lieber, wenn Sie es mir persönlich erklären würden. Als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, warnten sie mich vor irgendeiner seltenen galaktischen Konstellation, in die die Erde seit dem Äquinoktium geraten ist. Erklären Sie mir das.«
Mick schließt die Augen und atmet langsam aus und ein, um seine von Adrenalin gefolterten Muskeln zu entspannen.
Dominique hört das Summen des Tonbands und räuspert sich, um das Geräusch zu überdecken.
Er öffnet wieder die Augen. Sein Blick ist nun sanfter. »Kennen Sie das Popol Vuh?«
»Ich weiß, dass es sich um die Schöpfungsgeschichte der Maya handelt, sozusagen um deren Bibel.«
Er nickt. »Die Maya glaubten an fünf Sonnen, das heißt fünf große Schöpfungszyklen. Der fünfte und letzte dieser Zyklen soll am einundzwanzigsten Dezember enden, am Tag der diesjährigen Wintersonnenwende. Nach dem Popol Vuh besteht das Universum aus einer Oberwelt, einer Mittelwelt und einer Unterwelt. Die Oberwelt ist der Himmel, die Mittelwelt die Erde. Der Unterwelt gaben die Maya den Namen Xibalba. Es war ein dunkler, unheilvoller Ort, beherrscht von Hurakan, dem Totengott. Die Mythen der Maya berichten, der große Lehrer Kukulkan habe einen langen kosmischen Kampf mit Hurakan ausgefochten, bei dem die Kräfte des Guten und des Lichts gegen die Dunkelheit und das Böse angerannt wären. Es heißt, der vierte Zyklus habe ein plötzliches Ende gefunden, als Hurakan eine große Flut geschaffen habe, um die Welt zu verschlingen. Unser Wort >Hurrikan< kommt von dem Maya-Wort >Hurakan<. Die Maya glaubten, diese dämonische Kraft lebe in einem zerstörerischen Mahlstrom. Bei den Azteken findet sich derselbe Mythos, nur dass sie ihrem großen Lehrer den Namen Quetzalcoatl gaben und der Gottheit der Unterwelt den Namen Tezcatlipoca. Das bedeutet >rauchender Spiegel<.«
»Halt, Mick. Moment mal, bitte. Vergessen Sie doch diese Maya-Mythen. Ich will, dass Sie sich auf die Fakten konzentrieren, die Angaben des Kalenders beweisen, und darauf, was das Ganze mit diesem Funksignal aus dem Weltraum zu tun hat.«
Die dunklen Augen funkeln sie an wie Laserstrahlen. Sein Blick lässt sie zurückschrecken. »Ich kann nicht über die wissenschaftlichen Fakten sprechen, die die Prophezeiung vom Weltuntergang stützen, ohne diesen
Schöpfungsmythos zu erklären. Alles ist miteinander verwoben. Die Kultur der Maya ist von einem Paradoxon gekennzeichnet. Die meisten Leute halten dieses Volk für einen Haufen wilder Dschungelbewohner, der zufällig ein paar hübsche Pyramiden gebaut hat. In Wahrheit waren die Maya unglaublich versierte Astronomen und Mathematiker, die ein unbegreifliches Wissen darüber besaßen, welche Rolle unser Planet in der Galaxis spielt. Aufgrund dieses
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