2012 - Schatten der Verdammnis
enthalten?«
»Wir halten das für sehr gut möglich. Senator, das war nicht einfach irgendein Signal, das zufällig in die Galaxis ausgestrahlt wurde. Dieser Strahl wurde absichtlich direkt auf unser Sonnensystem gerichtet. Es gibt also andere intelligente Lebewesen im Raum, die wissen, dass wir existieren. Indem sie ihr Funkfeuer auf die Erde richteten, haben sie uns über ihre Existenz informiert.«
»Das wäre dann also vergleichbar mit einem nachbarschaftlichen >Hallo, wie geht’s<, ja?«
Der Direktor der NASA lächelt. »Ja, Sir.«
»Und wann werden ihre Leute mit der Analyse fertig sein?«
»Schwer zu sagen. Wenn tatsächlich ein fremder Algorithmus vorhanden ist, bin ich zuversichtlich, dass unser Team aus Mathematikern und Dekodierungsspezialisten ihn mithilfe seiner Computer entschlüsseln wird. Das könnte allerdings Monate oder Jahre dauern - oder auch nie gelingen. Wie soll man sich in die Denkweise eines Außerirdischen versetzen? Das Ganze ist sehr spannend, aber auch ganz neu für uns.«
»Das stimmt doch nicht ganz, oder, Mr. Dodds?« Die dunklen Augen fixieren den Direktor. »Sie wissen ebenso gut wie ich, dass SETI die große Schüssel von Arecibo seit geraumer Zeit dazu benützt, Botschaften in den Weltraum zu senden.«
»Ebenso wie Fernsehsender seit der Erfindung des Mediums ihre Signale mit Lichtgeschwindigkeit in den Raum schicken.«
»Versuchen Sie nicht, mich auf den Arm zu nehmen, Mr. Dodds. Ich bin kein Astronom, aber ich hab genug gelesen, um zu wissen, dass Fernsehsignale viel zu schwach sind, um Orion zu erreichen. Wie auch immer - sobald diese Entdeckung an die Öffentlichkeit gelangt ist, wird es eine Menge sehr zorniger und sehr erschrockener Leute geben, die behaupten, dass SETI uns diese unbekannte Bedrohung beschert hat.«
Dodds bringt seine Mitarbeiter, die protesderen wollen, zum Schweigen. »Sie haben Recht, Senator. Die SETI-Übertragungen sind stärker, aber Fernsehsignale sind wesentlich breiter gestreut. Sie breiten sich in allen Richtungen im Raum aus. Deshalb ist es auch viel wahrscheinlicher, dass Fernsehsignale einen zufälligen Empfänger erreicht haben, und nicht der enge Funkstrahl von Arecibo. Denken Sie daran, dass die Stärke des Radiosignals, das wir entdeckt haben, von einem fremden Sender hervorgebracht wurde, der unseren Möglichkeiten weit überlegen ist. Wir müssen annehmen, dass die intelligente Lebensform, die hinter diesem Signal steckt, auch Funkempfänger besitzt, die in der Lage sind, unsere schwächeren Signale aufzufangen.«
»Trotzdem, Mr. Dodds, schaut die Situation so aus, dass morgen Millionen nichtsahnender Menschen zu Tode erschrocken aufwachen und darauf warten werden, dass kleine grüne Männchen in ihr Haus einbrechen, ihre Frauen vergewaltigen und ihre Babys rauben. Diese Situation muss mit Feingefühl behandelt werden, sonst gerät sie aus dem Ruder.«
Der Direktor der NASA nickt. »Deshalb haben wir Sie hinzugezogen, Senator.«
Die tief liegenden Augen verlieren ein wenig von ihrer Härte. »Na schön, sprechen wir über dieses neue Teleskop, das Sie vorgeschlagen haben.« Chaney blättert in seiner Kopie des Berichts. »Hier steht, dass die Schüssel einen Durchmesser von vierzig Kilometern haben und auf der dunklen Seite des Mondes errichtet werden soll. Das wird ’ne Menge Kleingeld kosten. Weshalb, um Himmels willen, muss man das Ding denn auf dem Mond bauen?«
»Aus denselben Gründen, aus denen wir das Hubble-Weltraumteleskop im Weltraum platziert haben. Von der Erde gehen zu viele Interferenzen aus, und da die entfernte Seite des Mondes von der Erde abgewandt ist,
liegt sie in einer Zone, die auf natürliche Weise frei von Funksignalen bleibt. Wir haben vor, die Schüssel auf dem Grund eines riesigen Kraters zu bauen. Sie würde also ähnlich aussehen wie die große Schüssel in Arecibo, nur wäre sie mehrere tausend Mal größer. Einen Standort haben wir schon ausgewählt, den Saha-Krater, der nur um drei Grad auf der dunklen Seite des Mondes liegt, ganz in der Nähe des lunaren Äquators. Klar ist: Mit einem Gerät auf dem Mond wären wir in der Lage, mit den Wesen zu kommunizieren, die Kontakt mit uns aufgenommen haben.«
»Und weshalb sollten wir das tun?«, dröhnt Chaneys Stimme durch den Konferenzraum; der raue Unterton verschwindet, als sie lauter wird. »Mr. Dodds, dieses Funksignal mag die wichtigste Entdeckung in der Geschichte der Menschheit sein, aber was die NASA da vorschlägt, wird die Leute in
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