2012 - Schatten der Verdammnis
Angst und Schrecken versetzen. Was ist, wenn das amerikanische Volk einfach nein sagt? Was ist, wenn es kein Interesse daran hat, ein paar Milliarden Dollar auszugeben, um Kontakt mit E.T. aufzunehmen? Das ist ein ziemlich großer finanzieller Brocken, den der Kongress da schlucken soll!«
Brian Dodds kennt Ennis Chaney und weiß, dass der gerade sein Stehvermögen auf die Probe stellt. »Sie haben Recht, Senator, diese Entdeckung wird einer Menge Menschen Angst machen. Aber ich will Ihnen sagen, was vielen von uns wesentlich mehr Angst macht. Wir haben Angst, wenn wir jeden Tag Berichte über iranische Atomwaffen lesen. Wir haben Angst, wenn wir von den wachsenden Ernährungsproblemen in Russland lesen oder davon, dass China sich mit immer mehr strategischen Waffen ausrüstet. Dabei ist das nur eines der Länder, die in der Lage sind, die Welt zu vernichten. Es hat den Anschein, als sei jedes Land, das unter politischen und wirtschaftlichen Unruhen leidet, bis an die Zähne bewaffnet, Senator Chaney, und diese Realität ist wesentlich
erschreckender als jedes Funksignal, das aus einer Entfernung von achtzehnhundert Lichtjahren kommt.«
Dodds erhebt sich. Gut einen Meter achtzig groß und hundert Kilo schwer, sieht er mehr wie ein Ringer denn wie ein Wissenschaftler aus. »Der Öffentlichkeit muss klar werden, dass wir es mit einer intelligenten Spezies zu tun haben, die uns weit überlegen ist und es geschafft hat, den ersten Kontakt herzustellen. Wie immer diese Wesen aussehen und wo immer sie sich befinden mögen, sie sind viel zu weit von uns entfernt, um bei uns vorbeizuschauen. Durch den Bau dieses Radioteleskops versetzen wir uns in die Lage, mit dieser anderen Spezies zu kommunizieren. Irgendwann gelingt es uns vielleicht, von ihr zu lernen, technologisches Wissen mit ihr auszutauschen und zu einem besseren Verständnis des Universums und möglicherweise sogar unseres eigenen Ursprungs zu gelangen. Diese Entdeckung könnte die Menschheit zusammenschweißen; es könnte der Katalysator sein, der sie vor der atomaren Vernichtung rettet.«
Dodds sieht Chaney direkt in die Augen. »Senator, E.T. hat sich gemeldet, und es ist von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Menschheit, dass wir darauf reagieren.«
7
26. September 2012 Miami, Florida
I m Aufenthaltsbereich von Station 7-C haben sich fünf Insassen versammelt. Zwei hocken auf dem Boden und spielen etwas, das sie für Schach halten, einer sitzt auf dem Sofa. Der vierte steht an der Tür und wartet darauf, dass ein Mitglied seines Rehabilitationsteams erscheint und ihn zu seiner morgendlichen Therapiesitzung abholt.
Der fünfte Insasse von Station 7-C steht reglos vor einem Fernsehgerät, das über seinem Kopf hängt. Er hört zu, wie Präsident Maller die fantastische Arbeit der Männer und Frauen bei NASA und SETI rühmt. Er hört, wie der Präsident erregt über Weltfrieden und Zusammenarbeit spricht, über ein internationales Weltraumprogramm und dessen Auswirkungen auf die Zukunft der Menschheit. Ein neues Zeitalter steht uns bevor, verkündet der Präsident Wir sind nicht mehr allein.
Im Gegensatz zu den Milliarden von Fernsehzuschauern auf der ganzen Welt, die die Pressekonferenz live verfolgen, ist Michael Gabriel von dem, was er da hört, nicht überrascht. Es macht ihn nur traurig. Seine
schwarzen Augen blinzeln nicht, sein steifer Körper bleibt bewegungslos. Auch sein leerer Gesichtsausdruck verändert sich nicht, selbst dann nicht, als auf dem Bildschirm hinter der linken Schulter des Präsidenten das Gesicht von Pierre Borgia erscheint. Es ist schwer zu sagen, ob Mick überhaupt atmet.
Dominique betritt die Station. Sie hält inne und nimmt sich einen Augenblick Zeit, um zu beobachten, wie ihr Patient die Pressekonferenz anschaut. Dabei vergewissert sie sich, dass ihr weißer Arztmantel das kleine Tonband verdeckt, das unter ihrem T-Shirt befestigt ist.
Sie tritt neben ihn. Nun stehen beide Schulter an Schulter vor dem Fernseher; seine rechte Hand berührt ihre linke.
Ihre Finger schlingen sich ineinander.
»Mick, wollen Sie das da zu Ende sehen oder können wir uns unterhalten?«
»In meinem Zimmer.« Er führt sie durch den Flur zu Zelle 714.
Dort schreitet er wie ein gefangenes Tier umher. Sein überreiztes Gehirn versucht, tausend Einzelheiten in irgendeine Ordnung zu bringen.
Dominique setzt sich auf die Bettkante und beobachtet ihn. »Sie wussten, dass das geschehen wird, nicht wahr? Wie? Wie konnten Sie das wissen,
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