2012 - Schatten der Verdammnis
die Nase gebrochen. Außerdem sind zwei meiner Zähne locker.«
»Mick hat das getan? Weshalb nur?«
»Woher soll denn ich das wissen? Der Kerl ist einfach ein übler Irrer. Schauen Sie mich bloß mal an, Dominique! Wie soll ich an der Wahl zum Mr. Florida teilnehmen, wenn ich so aussehe! Ich schwöre Ihnen bei allem, was mir heilig ist, ich krieg das Arschloch in die Finger, und dann...«
»Lassen Sie das mal hübsch bleiben. Sie werden ihm überhaupt nichts tun, und wenn doch was passieren sollte, werde ich keinen Moment zögern, Sie anzuzeigen.«
Raymond beugt sich drohend vor. »So ist das also zwischen uns? Erst versetzen Sie mich, und jetzt wollen Sie mir auch noch die Bullen auf den Hals hetzen?«
»Hey, ich hab Sie nicht versetzt, ich war gerade in einer Besprechung mit Foletta. Und dann haben Sie sich selbst für die Nachtschicht gemeldet. Aber was Michael Gabriel betrifft - der ist mein Patient, und der Teufel soll mich holen, wenn ich...«
»Das ist vorbei. Heute Nachmittag hat Ihre Professorin bei Foletta angerufen. Schaut ganz so aus, als ob Sie einen anderen Patienten bekämen.«
Verdammt, muss Owen immer so rasend schnell sein? »Ist Foletta noch im Haus?«
»Um diese Zeit? Soll das ein Witz sein?«
»Hören Sie, Ray, ich weiß, Sie sind wütend auf Mick, aber ich... ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wenn Sie die Finger von ihm lassen, dann - dann helfe ich Ihnen bei der Vorbereitung für Ihr Bodybuilding-Turnier. Ich schminke Ihnen sogar die Augenringe weg, damit Sie der Jury keine Angst einjagen.«
Raymond verschränkt die Arme vor seiner aufgeblähten Brust. »Das reicht nicht. Sie schulden mir noch immer einen Abend.« Er bleckt lächelnd seine gelben Zähne. »Und damit meine ich nicht nur ein schnelles Essen beim Italiener. Ich will ein bisschen Spaß haben, wissen Sie, ein wenig tanzen gehen, ein wenig Romantik...«
»Ein Abend, das ist alles. Und an Romantik bin ich überhaupt nicht interessiert.«
»Geben Sie mir ’ne Chance, Süße. Wer mich länger kennt, weiß, was er an mir hat.«
Das ist bei Fußpilz auch nicht anders. »Ein Abend - und Hände weg von Gabriel.«
»Abgemacht.«
Sie geht durch die Sperre und betritt den Aufzug.
Raymond blickt ihr hinterher. Seine Augen glänzen lüstern, als er die Konturen ihres Gluteus maximus ins Visier nimmt.
Im siebten Stock hat nur ein Wärter Dienst, und der ist von der Baseballmeisterschaft in Anspruch genommen.
»Hi, Marvis. Wer gewinnt?«
Marvis Jones blickt vom Fernseher auf. »Die Cubs führen mit zwei Punkten und gleich ist das achte Inning vorbei. Was machen Sie denn hier so spät?«
»Ich bin vorbeigekommen, um meinen Patienten zu besuchen.«
Marvis blickt beunruhigt drein. »Ich weiß nicht recht, Dom. Es ist schon ziemlich spät...« Das Gebrüll der Menge zieht seinen Blick magnetisch wieder zum Bildschirm. »Scheiße, die Phillies haben eben ausgeglichen.«
»Kommen Sie, Marvis.«
Marvis blickt auf seine Uhr. »Na schön. Ich schließe Sie eine Viertelstunde mit ihm ein. Aber sobald die Schwester mit seinen Medikamenten kommt, müssen Sie verschwinden.«
»Alles klar.«
Der Wärter führt sie zu Zimmer 714 und reicht ihr den Sendestift, der mit seinem Piepser verbunden ist. »Nehmen Sie das lieber mit. Er ist heute schon mal handgreiflich geworden.«
»Nein, ist nicht nötig.«
»Nehmen Sie den Stift, Dominique, sonst lasse ich Sie nicht rein.«
Sie ist klug genug, nicht mit Marvis zu streiten, denn der ist ebenso gewissenhaft wie freundlich. Der Stift verschwindet in ihrer Tasche.
Marvis schaltet die Gegensprechanlage ein. »Mr. Gabriel, Sie haben Besuch. Ich lasse ihn rein, sobald ich Sie in voller Montur auf der Bettkante sitzen sehe.« Er lugt durchs Guckloch. »Okay, er ist fertig. Rein mit Ihnen.« Marvis öffnet die Tür und verschließt sie hinter ihr.
Das Licht in der Zelle wurde gedimmt. Sie sieht eine dunkle Gestalt auf dem Bett sitzen. »Mick, ich bin’s, Dom. Wie geht’s Ihnen?«
Mick lehnt mit dem Rücken an der Wand. Als Dominique näher tritt, sieht sie einen großen Bluterguss über dem linken Wangenknochen. Ein Auge ist geschwollen.
Ihr stockt das Herz. »Mein Gott, was hat man Ihnen angetan?« Hastig greift sie nach einem Handtuch, hält es unters kalte Wasser und drückt es ihm ans Gesicht.
»Autsch.«
»Tschuldigung. Halten Sie sich das einfach ans Auge. Was ist passiert?«
»Nach dem offiziellen Bericht bin ich in der Dusche ausgerutscht.« Er sieht sie an; sein halbes
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