2012 - Schatten der Verdammnis
Itzä liegt direkt an seinem äußeren Rand. Zieht man eine Linie von der Kukulkan-Pyramide zum Mittelpunkt des Kraters, ergibt sich ein Winkel von 23,5 Grad. Das entspricht genau der Neigung der Erdachse, die für die Jahreszeiten verantwortlich ist.«
Jetzt geht’s schon wieder los. »Na schön, und was soll das alles bedeuten?«
»Was es bedeuten soll?« Mick zuckt zusammen, als sie aufspringt. »Ganz einfach: Die Kukulkan-Pyramide wurde bewusst genau so auf der Halbinsel Yukatan platziert, dass sich eine bestimmte Beziehung zwischen ihr und dem Chicxulub-Krater ergibt. Da bestehen keine Zweifel. Es gibt keine anderen prähistorischen Bauten in der Nähe der Einschlagstelle, und der Winkel ist zu exakt, um zufällig zu sein.«
»Aber wie hätten die alten Maya von einem Asteroideneinschlag wissen sollen, der fünfundsechzig Millionen Jahre zurückliegt? Überlegen Sie mal, wie lange es gedauert hat, bis die moderne Wissenschaft Bescheid wusste!«
»Keine Ahnung. Vielleicht verfügten sie über dasselbe technische Wissen wie der Kartograf der Piri-Re’ is-Karten, der die Topografie der Antarktis gezeichnet hat, obwohl die von einer dicken Eisschicht bedeckt ist.«
»Also, wie lautet Ihre Theorie - dass die Menschheit am einundzwanzigsten Dezember von einem Asteroiden vernichtet werden wird?«
Mick kniet zu ihren Füßen auf dem Boden, das geschwollene Gesicht qualvoll verzogen. »Was die Menschheit bedroht, ist kein Asteroid. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein zweiter Asteroid an derselben Stelle einschlägt, ist so gering, dass man sie nicht einmal in Betracht ziehen sollte. Außerdem verweist die Maya-Prophezeiung auf
das dunkle Band der Milchstraße, nicht auf ein Geschoss aus dem All.«
Er lehnt seinen schmerzenden Kopf an ihr Knie. Dominique streicht ihm die langen braunen Haare zurück, die schlüpfrig vom Schweiß sind.
»Vielleicht sollten Sie sich ein wenig ausruhen?«
»Das geht nicht, meine Gedanken lassen mich nicht zur Ruhe kommen.« Er steht auf und drückt das Handtuch an sein geschwollenes Auge. »Irgendetwas an der Position der Kukulkan-Pyramide hat mich schon immer irritiert. Im Gegensatz zu ihren Gegenstücken in Ägypten, Kambodscha und Teotihuacän steht sie scheinbar an der falschen Stelle. Sie kommt mir vor wie ein gehobener Daumen, der geografisch ohne Sinn herausragt, während die Finger der Hand in nahezu identischen Abständen über die Erdoberfläche verteilt sind. Jetzt, glaube ich, hab ich den Grund begriffen.«
»Und der wäre?«
»Gut und Böse, Dominique, Gut und Böse. Irgendwo im Innern der Kukulkan-Pyramide ruht das Gute, der Schlüssel zu unserer Rettung. Und irgendwo im Chicxulub-Krater befindet sich eine missgünstige Kraft, die stärker wird, je mehr wir uns der Sonnenwende nähern.«
»Woher wissen Sie das eigentlich...? Ach, schon gut, ich hab’s vergessen, Sie können es spüren. Entschuldigung.«
»Dom, ich brauche Ihre Hilfe. Sie müssen mich hier rausbekommen!«
»Das hab ich ja versucht...«
»Vergessen Sie irgendwelche Anträge, dafür ist keine Zeit mehr. Ich muss hier raus, und zwar sofort!«
Jetzt verliert er wieder die Beherrschung.
Mick packt sie am Handgelenk. »Helfen Sie mir zu fliehen. Ich muss nach Chichen Itzä...«
»Loslassen!« Mit der freien Hand greift sie nach dem Sender.
»Nein, warten Sie! Nicht den Wärter rufen!«
»Dann lassen Sie mich los; Sie machen mir Angst.«
»Entschuldigung, Entschuldigung.« Er lockert seinen Griff. »Lassen Sie mich einfach ausreden, ja? Ich weiß zwar nicht, was die Menschheit vernichten wird, aber ich glaube jetzt, ich kenne den Sinn dieses Funksignals aus dem All.«
»Nur weiter.«
»Das Signal war ein Alarmruf, der durch die Schwarze Straße g ereist ist, das heißt durch einen kosmischen Korridor, der gerade in eine Verbindung mit dem gerät, was im Golf von Mexiko vergraben ist.«
Foletta hat Recht. Seine Wahnvorstellungen werden immer schlimmer. »Mick, beruhigen Sie sich. Da drunten ist doch überhaupt nichts...«
»Doch! Ich spüre es, genau wie ich spüren kann, wie sich die Schwarze Straße nach Xibalba immer weiter öffnet. Der Korridor wird immer kraftvoller...«
Er redet völlig wirres Zeug.
»Ich spüre, wie er breiter wird. Ich weiß nicht, wie, aber ich spüre es, das schwöre ich! Und das ist noch nicht alles...«
Sie sieht, wie ihm Tränen der Enttäuschung aus den Augen quellen. Oder ist es echte Furcht?
»Ich spüre etwas, das an der anderen Seite der Schwarzen Straße
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