2012 - Schatten der Verdammnis
Seoul entstanden sind.« Hurley vergrößert das Bild. Zwei Männer werden sichtbar, die aus einer schwarzen Mercedes-Limousine steigen.
»Der Herr rechts ist der iranische Präsident Ali Schamchani, der Herr links ist General Li Xiliang, früher Befehlshaber der chinesischen Armee und nun der neue Führer der Kommunistischen Partei des Landes. Wie Pierre Ihnen bestätigen wird, ist der General ein kommunistischer Hardliner.«
Hurley lässt rasch mehrere Fotos durchlaufen, bis ein Mann in einem langen schwarzen Ledermantel erscheint. Er blickt in den Himmel, als sei er sich bewusst, fotografiert zu werden.
»Du lieber Himmel«, flüstert Borgia, »das ist Viktor Grosny.«
»Schaut fast so aus, als würde er in unsere Kamera blicken«, fügt General Cohen hinzu.
»Die Show ist noch nicht ganz zu Ende.« Der CIA-Direktor klickt weiter. »Hier kommt der Gastgeber des Abends.«
Borgias Herz schlägt noch schneller. »Kim Jong Il.«
Hurley dreht das Licht wieder heller und nimmt am Konferenztisch Platz. »Das Gipfeltreffen mit dem Thema atomare Abschreckung, das Viktor Grosny vor ein paar Wochen organisiert hat, ist längst vorbei. Weshalb haben sich die Führer von vier Ländern, die über achtunddreißig Prozent der Atomwaffen auf der Erde verfügen, also insgeheim gerade in Seoul getroffen?«
Verteidigungsminister Dick Przystas lehnt sich zurück und streicht sein widerspenstiges weißes Haar nach hinten. »Admiral Gordon, würden Sie bitte die Informationen weitergeben, über die wir vorher gesprochen haben?«
Der hoch aufgeschossene Admiral betätigt eine Taste auf seinem Laptop. »Die neuesten Aufnahmen unserer Satelliten weisen darauf hin, dass die Iraner ihre militärische Präsenz an der Nordküste des Persischen Golfs verstärkt haben. In letzter Zeit hat der Iran nicht nur seine schweren Geschütze und seine mobilen Boden-Luft-Raketen umgruppiert, sondern auch von China weitere sechsundvierzig Patrouillenboote der Hudong-Klasse gekauft, ausgerüstet mit Marschflugkörpern der Klasse C-802, die gegen andere Schiffe einsetzbar sind. Außerdem sind die Iraner dabei, die Zahl ihrer chinesischen Silkworm-Raketen an der Küste zu verdoppeln. Trotz der UN-Proteste haben sie ferner ihre Batterien auf den Inseln Qeshm, Abu Musa und Sirri ausgebaut, wo man Boden-Luft- und Boden-Boden-Raketen stationiert hat. Kurz gesagt, bereitet sich der Iran darauf vor, eine strategische Sperre am engsten Abschnitt der Straße von Hormus zu errichten, also dort, wo diese nur fünfzig Kilometer breit ist.«
»Die Iraner behaupten, die militärischen Bewegungen dienten der Vorbereitung für Grosnys Manöver im Dezember«, ergänzt Przystas. »Aber wenn im Mittleren Osten Feindseli g keiten ausbrechen sollten, könnten die iranischen Batterien unsere Flotte natürlich daran hindern, in den Persischen Golf zu gelangen.«
»Nicht, dass ich die Paranoia weiter schüren will, aber was ist mit dem Thema Atomwaffen?« General Costolo schiebt seinen Sessel zurück. »Die Israelis behaupten, Grosny hätte den Iranern Raketen mit atomaren Sprengköpfen verkauft, als er vor fünf Jahren den Friedensvertrag im Mittleren Osten vermittelt hat.«
Admiral Gordon wendet sich Costolo zu. »Der Iran besitzt die Stärke und die geografische Position, um sich im Mittleren Osten einen neuen Machtbereich zu schaffen. Wenn Krieg ausbricht, hätten die Russen eine gute Chance, die gesamte Region ihrem Einfluss zu unterwerfen.«
»Jedenfalls macht Grosny durchaus den Anschein, als bereite er sich auf einen Atomkrieg vor«, sagt Borgia.
»Pierre, das tut Russland doch schon seit sechzig Jahren«, mischt sich General Fecondo ein. »Vergessen wir nicht, dass wir mit dem Bau unseres Raketenabwehrschirms selbst zur dortigen Paranoia beigetragen haben.«
»Es könnte eine weitere Unbekannte ins Spiel kommen, Herr General«, sagt der CIA-Chef. »Die NSA hat ein Telefonat zwischen dem russischen Ministerpräsidenten Makaschow und dem chinesischen Verteidigungsminister belauscht. Bei dem Gespräch ging es um eine neue High-tech-Waffe.«
»Um was für eine Waffe?«, fragt Przystas.
»Es ging um Kernfusion, mehr wissen wir nicht.«
Sanibel Island (Westküste von Florida)
Dominique drosselt das Tempo ihres schwarzen Roadsters und bleibt knapp unter fünfzig Stundenmeilen, während sie die Mautstation an der Brücke zu Sanibel Island passiert. Elektronische Sensoren registrieren das Nummernschild des Wagens und die Kundennummer. Diese Informationen werden
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