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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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sie platzten. Oder man band die Opfer an einen Baumstamm und zwang sie, sich mit einem kleinen Haken die Adern aufzureißen. Netterweise sagte man ihnen vorher, dass man sie pfählen und den Vögeln überlassen würde, wenn sie sich bis Sonnenuntergang nicht selbst getötet hatten. Alles, wo den Opfern die Wahl der Qual blieb, wurde als besonders interessant betrachtet.
    Ich sagte zu Koh, ich wünschte, sie würde den Geblüten sagen, sie sollten sich zurückhalten. Sie erwiderte, ich könne ja humanitäre Gesetze erlassen, wenn ich an der Macht sei.
    Als Antwort hielt ich ihr einen Vortrag über persönliche Verantwortung und Unschuld.
    Sie fragte, wie viele Menschen meiner Schätzung nach in diesem K’atun unter Schmerzen gestorben seien. Als ich nicht sofort antwortete, wollte sie wissen, wie viele Menschen meiner Schätzung nach in den B’ak’tunob’ zwischen unserem und meinem B’ak’tun einen schlimmen Tod erlitten hätten.
    Zwischen zehn und zwanzig Milliarden, antwortete ich, aber das mache es noch lange nicht richtig.
    Sie sagte nur, das höre sich an, als wäre das sogenannte 21. Jahrhundert erheblich schlimmer, und dazu noch ohne jede Würde.
    Ich pflichtete ihr bei, fügte aber hinzu, das sei nicht meine Schuld.
    Schuld sei Verrat an der eigenen Familie, erwiderte sie. Mit Feinden müsse man angemessen verfahren.
    Ich sagte darauf, dass sie vielleicht zu viele Feinde und nicht genügend Familie habe, doch als ich es aussprach, klang ich wie Deepak Chopra oder so jemand. Außerdem würde ich sie, was das anging, sowieso nicht mehr umkrempeln können. Koh war kein grausamer Mensch, sie stammte einfach aus ihrem Punkt oder was auch immer auf der gekrümmten Raum-Zeit.
    Vielleicht waren wir in mancher Hinsicht wirklich zu unterschiedlich. Wenigstens hat sie keine Minderwertigkeitskomplexe, dachte ich. Sie zögerte nicht, ihre Autorität auszuüben. Sie war ein Lehrbuchbeispiel, dass selbst in einer noch so patriarchalischen Gesellschaft einige der klügsten Frauen dennoch die Zügel in die Hand bekommen. Und wenn sie dazu mit einem Sonderling wie mir verbandelt werden mussten.
    Leider konnten wir nicht allzu viel Zeit darauf verwenden, uns näher kennenzulernen. Probleme gab es noch immer. Am Tag des Matches hatte 9-Reißzahn-Kolibri darauf gezählt, dass ganz gleich, was 2-Juwelenbesetzter-Schädel erreichte, die Puma-Koalition unter Abgetrennte Rechte Hand nur achtzehn oder neunzehn Tagesmärsche entfernt stand. Jetzt – das heißt, am Tag unserer Hochzeit – lagerte er nördlich vom späteren Palenque, nur vier Tagesmärsche entfernt, und versuchte zweifellos herauszufinden, ob Koh das Heftfest genug in der Hand hielt, um Ix gegen ihn verteidigen zu können. Wenigstens hatte sie ihre Position so weit festigen können, dass Abgetrennte Rechte Hand vorsichtig agieren musste. Wenn sie kühlen Kopf bewahrte und die Verteidigung gut organisierte, griff er die Stadt vielleicht gar nicht erst an. Angeblich spürten seine Truppen den Wassermangel und litten unter der Entfernung zur Heimat. Ein Grund zu Freudentänzen war das aber noch nicht.
    Koh sah auf. Mein »Vater« 4-Zaunkönig ging zu ihr und nahm das Ende ihres k’inil wal , ihres Fächers, in die rechte Hand. Sie neigte den Kopf, sagte die Entsprechung für »zu Diensten« und nannte ihn zum ersten Mal »Vater«. Er reichte den Fächer ihrem eigenen »Vater«, 1-Gila, und sie grüßte ihn auf die gleiche Weise; dann grüßte sie ihre Mutter, und schließlich nahm meine sogenannte Mutter den Fächer und half Koh auf. Ein Diener öffnete den Türvorhang und ließ ungefähr zwanzig weitere Verwandte herein, die Sie wohl als Gäste bezeichnen würden, Alligator-Wurzel und Kohs andere Berater, Hun Xoc und 14-Schwarzes-Gila und letztlich die ganze Clique. Koh und ihre Korona nahmen die Matten rechts von der Tür in Beschlag und saßen den sogenannten Eltern gegenüber. Ich war in der Mitte, dem Schirm am anderen Ende des Raumes gegenüber, und verband sozusagen beide Seiten. Manchmal steht bei solchen Anlässen noch ein großer Schirm quer im Raum, um selbst die am engsten anverwandten Frauen getrennt zu halten, aber in Ix galt es – zumindest als ich dort war – als Zeichen von Klasse, die Männer einfach nicht anzuschauen und einen Gang erst zu essen, wenn die Männer damit durch waren. Ganz wichtig war, wer wen anschauen durfte. Die verheirateten Eltern durften sich gegenseitig anschauen, der Zeremonienmeister durfte mehr oder weniger jeden

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