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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Schenkungsrede, und ich nahm es mit einer Annahmerede entgegen. Ehe ich fertig war, nahm jeder schlagartig eine respektvolle Haltung ein. Die Hohe Hebamme kroch herein.
    Sie war eine alte Rassler-Großvatermutter und gewissermaßen das Oberhaupt der Rassler-Gemeinschaft. Im Zusammenhang mit dieser Zeremonie war sie die wohl wichtigste anwesende Person.
    Sie grüßte meinen Vater, Kohs Vater, meine Mutter und Kohs Mutter.
    Der Hochzeitssymposiarch tat das Gleiche. Die Brautfamilie vollführte Willkommensgesten und grüßte alle anderen in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit mit Namen, mich zuletzt. Dann grüßte der Zeremonienmeister wieder jeden, zuletzt mich. Ich erwiderte den Gruß. Schließlich begann die Hebamme ihren Part mit Kohs Eltern. Sie sagte, dass ich offensichtlich nicht gut genug für ihre Tochter sei, aber da ich so hart gearbeitet hätte, sollten sie sich über das eigene Urteil hinwegsetzen und Koh aus dem Gynäzeum herauslassen. Am Ende gaben Kohs Eltern nach. Eines der Mädchen rannte zu ihr, um sie zu holen. Ich zählte zweihundertdreiundneunzig Schläge, ehe Koh in der Tür erschien. Die Schichten inkrustierten Zierrats schienen aus ihrem Fleisch herauszuwachsen; selbst die grinsenden Kiefer der Riesenschlange um ihren Kopf wirkten weniger wie ein Teil eines anderen Geschöpfes, das sie verschlang, sondern vielmehr wie der Bestandteil eines zusammengesetzten Wesens. Antennen schlängelten sich in Stichen, die zu kompliziert waren, um ihnen mit dem Auge zufolgen, in, unter, um und durch die Schlange. Fangzähne ruhten auf Kohs Wangen und folgten ihrem Hals bis hinunter zu den Brustinsignien eines männlichen Rasslers und den beiden Schrumpfköpfen, die von den Seiten ihres breiten, mit mixtekischen Kristallen besetzten Gürtels hochblickten, die allesamt als Intaglios mit Kohs Porträthieroglyphe versehen waren:

    Die Morgensonne strahlte sie von hinten an. Sie wirkte wie das mundlose Imago eines männlichen Bärenspinners, der auf einer Wolfsmilch sitzend seine Flügel trocknet. Die vier Eltern erhoben sich. Ich drehte den Kopf, damit ich sie mit meinem heilen Auge sehen konnte, auch wenn es unpassend war, dass ich mich bewegte.
    Koh kauerte sich auf die Schwelle. Morphoschuppen und Quetzal- und Arafedern regten sich, als wäre sie gerade aus ihrem Edelsteinwald auf der Oberfläche der Sonne herbeigeflogen und schüttelte noch Tropfen thermolumineszenter Flüssigkeiten ab, die sich in der Luft verfestigten und als Flocken aus gewürzten Kupferblättchen zu Boden fielen. In der dunklen Hand hielt sie einen langen k’inil wal , eine Kombination aus langem Fächer und Fliegenklatsche, im Grunde weder ein steifer Fächer noch ein Federfächer oder ein Faltfächer, wie man sie in Asien benutzt, sondern ein Gebilde aus dünnen Stoffstreifen und Schnüren mit Blütenblättern am Ende eines Stabes, an dessen anderem Ende ein Parfümbeutel hing, wie bei einem japanischen hare- Stab. Kohs Gesicht wäre leer erschienen, hätte es nicht eine Andeutung von Unsicherheit gezeigt, wodurch sie ein wenig kindlich, sogar ängstlich wirkte.



(51)
    Ich würde ja gern behaupten können, Koh habe mich geheiratet, weil sie verrückt nach mir war, aber das bezweifle ich. Ich glaube, sie fand mich interessant. Oder bestenfalls auf befreiende Weise komisch. Während meiner Genesung sagte sie mehr als einmal – obwohl sie kaum eine freie Minute hatte, um vorbeizukommen, da sie mit dem Aufbau ihres neuen Imperiums beschäftigt war –, sie stehe für mein Schweigen in meiner Schuld. Sie formulierte es als makik uchi , verdienstvolles Schweigen unter Folter.
    Ich hatte nichts über den Erdsternstaub ausgeplaudert und sie nicht an 2 JS verschachert; daher wollte sie ihr Versprechen erfüllen, die fünf ixianischen Sippen zu zwingen, mich für den Rest meines Teils dieses Zyklus zum Ahau von Ix zu machen. Aber das war nicht der Hauptgrund. Wirklich wichtig für sie war, ihren Namen zu legitimieren. Als ersten Schritt war ich bereits in absentia als Oberhaupt des Harpyien-Hauses von Ix eingesetzt worden, hatte also 2-Juwelenbesetzter-Schädels früheren Rang und alle seine Titel übernommen. Ich hatte den Eindruck – soweit ich in meiner kleinen Kammer, in Anwesenheit der Affen-Sekretäre und im Baulärm, der von draußen hereindrang, etwas aus Koh herausbekam –, dass meine Legitimation zu den schwierigeren Strippenziehereien hinter den Kulissen gehört hatte. Obwohl ihr Heer Ix beherrschte, hatte es mehr als nur ein

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