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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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stieß er gegen eine Art abstrakten Garderobenständer, und ich sagte, ich hätte meine Jacke im Auto gelassen. Ein peinlicher Augenblick folgte; dann komplimentierten wir uns in eine Art Vestibül. Dort lag ein Geigerzähler auf einem Radiatorgehäuse und wurde mit einem dicken, gefährlich aussehenden Verlängerungskabel aufgeladen, über das ich hinwegsteigen musste. Ich sah ein orangefarbenes SleekerBoard, das vermutlich Max gehörte. Auf der Unterseite hatte es eine Art Kufenpaar wie ein Schlitten; dazwischen befand sich ein offenbar ziemlich schwerer Akkupack, den Warren, da war ich mir sicher, in den nächsten Entwicklungsphasen kleiner hinbekam (hinbekommen hätte , muss es richtig heißen). Das Board lehnte wacklig am Türrahmen, und ich machte einen Bogen darum. Dann kamen wir zu den Schuhen, um die ich ebenfalls einen Bogen schlug. Danach tat ich noch drei Schritte, ehe mir einfiel, dass es ein Haus in asiatischem Stil war. Also ging ich die Schritte zurück. Sleekers hatten keine Schnürsenkel, sondern eine Sprungfeder, die intelligent den Fuß freigab, sobald man mit dem Zeh auf ein Ding an der Seite drückte. Ich parkte sie neben einem Sextett von Sics großen Diadora-Fußballschuhen. Sic schien es für unhöflich zu halten, mich zu beobachten, aber er wollte mir auch nicht den Rücken zukehren, und so wich er rückwärts in die hintere Hälfte des Hauses zurück. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Mein Spinnensinn klingelte und meldete mir, dass weitere Personen in der Nähe waren, Ashley 3 vielleicht – Marenas Haushälterin –, oder Marenas gruseliger Bodyguard mit dem lächerlichen Möchtegernmonsternamen, Grgur.
    »Ich bin im Loch«, hörte ich Marenas Stimme. Vielleicht hatte sie vergessen, dass ich noch nie hier gewesen war. Allerdings sah ihr das gar nicht ähnlich. Ich blickte wieder Sic an. Er deutete nach rechts. Ich ging in die gewiesene Richtung und schritt über pseudohieroglyphische Fliesen durch ein Wohnzimmer mit einer Art zusammengedrücktem Kathedralendach – nennt man das Hüttendach?, fragte ich mich – und durch eine hohe trapezoide Tür in einen matt beleuchteten Raum, in dem ein großer Tisch voller Monitore und externerFestplatten stand. Gegenüber dem Eingang führte eine hohe Terrassentür in einen dunklen Garten mit einem kleinen Schwimmbecken, das phthalocyaninblau strahlte. Etwas reckte sich hoch und …
    Holla.



(5)
    Das Etwas hatte mich auf die Unterlippe geküsst. Es war Marena. Sie trug eine Art anthrazitgraues Top, wahrscheinlich aus Pashima-Wolle, ein dazu passendes Bottom und eine Art Haarband sowie eine Halskette mit einhundertacht Granatperlen. Ihr kantiges, flaches Gesicht – vielleicht zu asiatisch für eine Menge Bleichgesichter, aber genau richtig, wenn man solche Gesichter mag – war stärker gebräunt, ganz wie erwartet. Die Wirkung wurde durch die großen, traubenartigen Silberohrringe von Buccellati betont, die an ihr klobig wirkten. Sie trat zurück und senkte sich auf ihre normale Größe ab. Sie wirkte ein wenig verlegen.
    »Hi, das war nett«, sagte ich.
    Sie sagte: »Hi.«
    Ich schaute sie an. Sie schaute mich an. Ich sah zuerst weg.
    »Du siehst wirklich gut aus«, sagte sie.
    »Danke.« Verdammt, dachte ich, wenn ich ihr jetzt sage, dass sie gut aussieht, klinge ich unaufrichtig. Stattdessen sagte ich ihr, dass sie gebräunt aussehe.
    »Und du siehst gesund und glücklich aus«, erwiderte sie.
    Wirklich?, fragte ich mich. Ich hatte gedacht, ich sähe aus, als würde ich schmollen, wegen der Sic-Geschichte und so.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Los? Nichts.«
    »Ehrlich?«
    »Nichts«, sagte ich.
    »Du hast trainiert, oder?«
    »Na ja, ich hab die Flüssigbettfilter der Schwammaquarien gewechselt.«
    »Nein, wirklich, dir geht es gut, oder?«
    »Besser nie. Ich meine, nie besser.«
    Wir schwiegen. Kennen Sie den guten Rat, man solle über etwas reden, das sich im Zimmer befindet, wenn man um Worte verlegen ist? Also blickte ich mich im Zimmer um. Auf einer großen hölzernen Staffelei stand ein riesiger Monitor, als wäre er ein Ölgemälde, und auf dem Monitor war die Skizze einer mayamäßigen Stadt. Ich zeigte darauf.
    »Hast du das mit freier Hand gemalt?«, fragte ich. Sie antwortete mit Ja. Ich sagte, dass ich es toll fände. Das stimmte wirklich. Die Frau konnte richtig gut zeichnen.
    »So wird es vom Platz aus aussehen«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Du weißt schon, Neo-Teo™.« Sie sprach das kleine ™-Symbol natürlich nicht

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