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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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den Helfern ein Zeichen, 2 JS abzusenken, damit ich ihn erreichen konnte, ohne aufzustehen, und rutschte hinüber, sodass ich direkt neben seinem Kopf saß. Sein Mund stand offen und war trocken, und in seinem Atem roch ich eine fremdartige Verwesungskomponente, die ich nur schwer ertragen konnte. Der Necker hatte eine Art Akupunkturkarte auf seinen Körper gezeichnet, kleine Hieroglyphen mit Punkten. Ich nahm einen Schilfspieß mittlerer Länge, tauchte ihn in eine Schale mit einer nichttödlichen Lösung von Skorpiongift und drehte ihn langsam in einen Punkt knapp unter – oder nun über – 2-Juwelenbesetzter-Schädels Ohrläppchen, sodass er sichin den verlängerten Gesichtsnerv bohrte. Einen Moment lang bebten 2 JS ’ Hals und Oberkörper, als läge er auf einem alten Massagebett in einem Flitterwochenmotel, doch er gab keinen Laut von sich und hatte sich beim nächsten Schlag wieder fast völlig unter Kontrolle. Ich bewegte die Spitze in winzigen Schritten tiefer hinein, als wäre sie von einem Trackball gesteuert, und tastete nach Veränderungen in der Art, wie er zitterte. Angeblich gab es kein Gift, das größeren Schmerz verursachte. Sein Sternokleidomastoidmuskel kontrahierte und wand sich unter meiner Hand, doch sein Gesicht zeigte weiterhin demonstrative Reglosigkeit.
    Was bin ich für ein Idiot, dachte ich. Koh hatte in Teotihuacán erwähnt, dass 0-Stachelschwein-Spaßmacher ein Geschenk von 2-Juwelenbesetzter-Schädel sei, und ich hatte es völlig vergessen.
    Sie hätte selbst daran denken sollen. Jeder kann ein Schläfer sein, auch jemand, der so offensichtlich platziert wurde. Na, zum Teufel damit. Koh hatte sehr vieles im Kopf gehabt, und diese Einzelheit war ihr entfallen.
    In den letzten Tagen hatte ich, wenn ich mich nicht mit 2 JS befasste, auf das Opferspielbrett gestarrt, das noch immer Kohs letzten Zug zeigte. Natürlich war ich nicht in der Lage, ihm irgendetwas zu entnehmen. Und natürlich hatten wir jeden gefragt, angefangen bei Maske-von-Jaguar-Nacht und den anderen Jaguar-Addierern, über die Seidenweberinnenmütter, die Koh mitgebracht hatte, bis hin zu jedem unabhängigen Sonnenaddierer, dessen wir habhaft werden konnten – jeden, der mindestens Sechs-Steine-Spieler war –, doch alle standen vor einem Rätsel. Neun-Steine-Addierer wussten nun mal Dinge, die über den Horizont eines Acht-Steine-Spielers hinausgingen, und Koh hatte die meisten Neuner noch ausgestochen.
    Damit hatte ich nichts in der Hand als diesen letzten Augenblick mit Koh, als sie »Du« zu mir gesagt und mich irgendwie überrascht angeschaut hatte. Was hatte sie gemeint? War meine Rückkehr die Grundlage für die Ereignisse, die sie in der Zukunft gesehen hatte? Und hatte sie mich gemeint oder den anderen Jed, Jed 1 , den ich im Jahr 2012 zurückgelassen hatte?
    Wie schon erwähnt, hatte 2-Juwelenbesetzter-Schädel die Neun-Schädel-Addierer der Skorpion-Sippe ermorden lassen, die Koh in Teotihuacán in die Hände gefallen waren. Dennoch machten wir uns die Mühe, die Männer zu vernehmen, die bei 2 JS gewesen waren, als Koh ihn aufgriff, und schließlich fanden und identifizierten wir, was von den Leichen der Skorpion-Addierer übrig war. Man hatte es in zwei großen Körben hergebracht, aber für eine Herz-Lungen-Wiederbelebung war es ein bisschen spät. Aus ihnen bekamen wir nichts mehr heraus.
    Wie ich schon erwähnt habe, gab es nur vier andere Maya-Städte mit Neun-Schädel-Addierern. Sie alle gehörten zum Katzen-Bündnis, und keine war uns freundlich gesinnt. Im Norden gab es sechs weitere Städte, die ohne Ausnahme mit uns verfeindet waren. Und ganz gleich, was für ein Himmelfahrtskommando ich aufstellte, es bestand kaum eine Chance, eine dieser Städte zu erreichen, den Neun-Schädler zu verhören und nach Ix zurückzukehren, und das alles innerhalb weniger Tage.
    Mir dämmerte allmählich – wie üblich zu spät –, dass eine Dynamik am Werke war, die niemand in Worte gefasst hatte. Teotihuacán hatte sich seit über hundert Jahren in permanentem wirtschaftlichem Verfall befunden, und seine beiden Großen Familien hatten erkannt, dass der Zusammenbruch unvermeidlich war. Das Einzige, was das Imperium über die letzten Jahrzehnte hinweg in Gang gehalten hatte, waren die Sonnenaddierer gewesen, die Hüter des Opferspiels, die mit der Ehrfurcht vor ihren Vorhersagen die verfallende aufgedunsene Stadt gestützt hatten. Die Herrscher Teotihuacáns hatten aus irgendeinem Grund – vielleicht wegen

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