2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
mit dem Kopf nach unten hing, und ich merkte, wie er das Getränk wider Willen genoss. Dahinter stand der Gedanke, Belohnungen und Erleichterungen zu den unmöglichsten Zeiten zu gewähren, um den Delinquenten auf ein tierhaftes Niveau von Stimulus und Reaktion zu bringen. Folter war hier wie Kampfsport in Asien – etwas, das man mit Stil betrieb, manchmal sogar mit Komik. Im 21. Jahrhundert existieren zur Folter grundsätzlich zwei Ansichten. Einmal das, was die großen Organisationen wie die US Army ihren Kommandeuren eintrichtern, nämlich nicht unter Folter zu verhören, weil der Gefolterte einem sowieso nur das sagen werde, von dem er glaube, dass man es hören wolle. Zum anderen, dass gegen geschulte Vernehmungsspezialisten niemand wirklich lange durchhalte. Und beides stimmt: Als Erstes sagt ein Gefolterter einem das, von dem er glaubt, man wolle es hören. Das nutzt ihm aber nur so lange, wie man seine Informationen nicht überprüfen kann. Ist dies jedoch möglich, muss der Gefolterte dem Folterer so weit trauen können, dass er entweder aufhört zu foltern, sollte sich die Aussage als wahr erweisen, oder dem Delinquenten wenigstens ein Messer gibt, mit dem dieser sich selbst töten kann.
Soweit ich weiß, hat noch kein Gefolterter durchgehalten, es sei denn, die Folterer haben Mist gebaut. Aber wenn die Folterer sich auskennen, nutzten einem sämtliche Durchhaltetechniken gar nichts. Schmerz ist einfach zu mächtig.
Aber etwas Bestimmtes aus einem Maya-Geblüt herauszukitzeln war eine andere Geschichte und gestaltete sich heikel, obwohl mein Necker ein Meister des neunten Grades war und sich eindeutig auskannte. 2-Juwelenbesetzter-Schädel war über die Hartgesottenheit hinaus. Er wurde schwächer, und im Moment schwieg er nur aus schierer Willenskraft. Doch ich hatte das Gefühl, er könnte ohne Weiteres vor Schmerzen sterben, ehe er mir auch nur Frage Nummer 1 beantwortet hätte.
Deshalb hatten wir zunächst die üblichen, keine Schmerzen verursachenden Foltern probiert. Wir hatten seine Matten zerschnitten und entweiht und Wandbilder malen lassen, auf denen er in verschiedenen feigen Haltungen das Hüftballspiel verlor. Wir hatten Leute bezahlt, Gerüchte über ihn in Umlauf zu bringen, und dann hatten wir andere Leute herbeigeholt, ihn wegen dieser Gerüchte zu verspotten. Wir hatten so viele sterbliche Überreste seiner Ahnen zusammengetragen, wie wir finden konnten, und ausgehungerte Hundedaran reißen lassen, während er zuschaute. Aber vielleicht hatte er, was diese Dinge anging, bereits seinen Frieden geschlossen, denn es zeigte keine Wirkung auf ihn. Womöglich besaß er gerade dadurch, dass er so viel von mir in sich trug, einen besonderen Abstand zu der Situation.
Und wir hatten ihm natürlich Bestechungen angeboten. Männer, Geld und einen Fluchtweg. Wir hatten vorgeschlagen, einige seiner alten Feinde zu töten, fast alles, was er wollte, sofern wir es mit einiger Glaubwürdigkeit versprechen konnten. Doch er war halsstarrig. Vielleicht merkte er, dass wir in einer beinahe genauso aussichtslosen Situation steckten wie er. Oder er traute uns nicht, ganz gleich, wie viele Zeugen wir anschleppten. Oder er war einfach wild entschlossen, mir den Triumph vorzuenthalten, den ich bei seinem Zusammenbruch empfinden würde, und brannte darauf, meine Welt ihrer Chancen auf eine Zukunft zu berauben.
Zu Beginn des zweiten Tages waren wir daher ins Reich des körperlichen Schmerzes übergegangen. Mit jemandem, der Schmerzen genießt oder ihnen zumindest so gleichgültig gegenübersteht, war das so eine Sache. Doch man darf nicht vergessen, dass es unterschiedliche Arten von Schmerz gibt. Dazu kommen Jucken und Erstickung, obwohl beides im strengen Sinne keine Schmerzen sind. Und es gibt andere Dinge, die zu lindern den Menschen wichtig ist, sodass es sich lohnen kann, sie daran zu hindern, dass sie es lindern. Schöner Reim, finde ich. Wie auch immer, jeder mag irgendetwas ganz und gar nicht, und der Trick besteht darin herauszufinden, was das ist.
Der Necker hatte zuerst Fleischaale angesetzt und war dann zu Erstickung übergegangen, gab es aber nach zwei Stunden auf. Die meisten Leute verfallen in eine tierhafte Panik, nachdem man sie ein paar Mal fast hat ersticken lassen, aber 2 JS hatte einfach den Atem angehalten und versucht, die Adern in seinem Kopf zum Platzen zu bringen. Als Nächstes hatte der Necker die Haut an 2 JS ’ Füßen geröstet und abgezogen, das rohe Fleisch mit Salz
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