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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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hinaufstieg. Nein, lass das. Zweifel konnte ich mir nicht leisten. Wer weiß, vielleicht kennen diese Typen mehr als nur eine Gleichung.
    Die sie auch nicht kennen …
    Hör auf. Versuch es einfach.
    Verdammt.
    Muss ich denn alles selber machen?



(68)
    Gegen Ende der zweiten Nachmittagswache kehrte ich zu 2-Juwelenbesetzter-Schädel zurück. Die Necker hatten ihn am Leben erhalten, aber er hatte es irgendwie geschafft, sich in Trance zu versetzen, und es dauerte eine Weile, bis er reagierte. Als er mich schließlich sah, bat ich um die Spende-Messer und legte ihm das große auf den Unterleib.
    Er konnte nicht sprechen, aber seine Augen fragten mich, ob ich ihn wirklich gehen lassen würde, weil er mir die Wahrheit gesagt hatte, was die Feder anging.
    »Nein«, sagte ich, »das nehme ich zurück.« Ich versuchte zu lächeln, doch sein Gesicht blieb düster und erschöpft. Er war meiner Gnade völlig ausgeliefert und versuchte nur zu sterben. Wahrscheinlich wirkte ich viel böser, als ich mir vorstellen konnte. Sieh der Tatsache ins Auge, Jed, du bist ein Dreckskerl. Schakal hätte seine helle Freude an dir gehabt.
    Ich machte einen diagonalen Schnitt unter seinem Brustkorb, wand meine Hand mit dem kleinen Messer hinein und arbeitete mich zu seinem Herzen vor. Es wehrte sich wie unter einem Elektroschock gegen meine Hand, und ich drehte und zog, zerquetschte es wie eine Ratte. Nach einem spastischen Zucken und einem langen Ausstoßen von feuchtem Atem entspannte sein Körper sich völlig – und dann war da nichts mehr, nur noch der schrumpelige Leichnam eines alten Mannes. Mir kam es vor, als hätte ich sein Uay zur Welt gebracht wie eine Duftessenz.
    Ich fiel auf den Rücken und machte das Zeichen, sie sollten meinen Kostümierer holen. So, Alter, deine Strafe war es, betrogen zu werden, dachte ich. Ich fühlte mich schlecht, weil ich gelogen hatte, aber in seinem Fall erschien es mir in Ordnung, einmal von meinen Grundsätzen abzuweichen. Ich fragte mich noch immer, ob er mir vonder Feder erzählt hatte, weil ich ihm den Tod angeboten hatte oder weil er sich einem Maß an Entsetzen gegenübersah, das so essentiell war, so grundlegend, dass es in allen Kulturen gleich schlimm ist, und wenn man merkt, dass dieser Schrecken kommt, tut man alles, um ihm zu entgehen. Oder hatte er einen anderen Grund gehabt? Ich wusste es nicht.
    Mein Diener hob mich auf, und ich bedeutete ihm, mich abzureiben und in Hoftracht zu kleiden. Ich fühlte mich ein wenig traurig und dachte zuerst, es käme daher, dass ich müde war und Kohs Tod noch nicht verwunden hatte, doch dann begriff ich, dass ich 2 JS vermisste und nun wirklich ganz allein war in dieser Zeit.
    Ich verbrachte eine Stunde auf meiner Herrschaftsmatte und regelte ein paar Dinge. Ich bestellte Opfergaben, darunter einen Jaguar und einen hübschen vierzehnjährigen Gefangenen. Ich wählte sieben Diener aus, zwei Flötisten, zwei Kantoren, einen Schläger und zwei Boten. Kurz bevor die Sonne starb, führte ich den Trupp hinunter in die Höhlen. Diesmal nahmen wir die westliche Abzweigung.
    Ich sehe sie wieder, dachte ich. Glaube es, glaub daran! Mach ich ja, mach ich.



(69)
    Wir zwanzig – oder einundzwanzig, wenn man 2 JS ’ Leichnam mitrechnete – stiegen als sich verbreiternde, nach links gewundene Spirale in die Tiefe, zuerst auf Kies, dann wieder auf gemauerten Stufen, auf denen wir an Gruppen versiegelter Gänge vorüberkamen. Jeder war mit einer Codenummer markiert, oft auch mit drei oder vier, weil der Gang sich hinter dem Eingang weiter verzweigte. Obwohl wir für 2 JS ’ Leichnam vier Träger brauchten, führten wir ihn mit uns, damit er bei meiner bevorstehenden Exkursion half. Die Diener, die den Vierzehnjährigen führten, hatten es nicht leicht, denn er stand zu sehr unter Drogen, um richtig gehen zu können. Und der Jaguar … Drogen hin oder her, Sie können es sich vorstellen. Am neunundfünfzigsten Zugang vergewisserten wir uns, dass die Markierung stimmte; dann schnitten wir uns durch die Tür und gelangten in einen Gang aus Kalkstein. Drinnen tropfte es, und wir sahen kleine silbrige Steinwurzeln. In der Decke klafften gezackte Löcher, und selbst durch das Klagelied der Kantoren hörte ich eine Trillion untergalaktische Klicklaute von hoch über uns sitzenden Fledermauskolonien. Zwei Seillängen weiter neigte sich der Boden wieder zu einem steilen Gefälle. Meine Träger nahmen mich hoch und halfen mir eine Seilkonstruktion hinunter zu einer

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