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2015 - Mein Freund der Tod

Titel: 2015 - Mein Freund der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kostete ich. Mit zwei Fingern. Weil der Aktivator mich nicht vor dem Verhungern bewahren würde.
    Ich fand nicht heraus, welche Bestandteile der vermutlich synthetische Brei enthielt. „He", krächzte ich, halb in den Erinnerungen gefangen, „der Fraß hier ist zum Davonlaufen!"
    Zwei Nächte hatte ich gänzlich ohne Alpträume verbracht und an jedem Morgen ein klein wenig mehr Zuversicht verspürt. Man ließ mich in Ruhe. Keine martialischen Blechkästen erschienen, um mich zum nächsten Verhör abzuholen, absolut nichts geschah.
    Am Ende hatten die Arkoniden mir wirklich die haarsträubende Räuberpistole mit den KorraVir-Mutationen abgekauft. Das Schlimmste für mich war die Ungewißheit, abgeschnitten zu sein von jeglicher Information. Während die aufgereizte Phantasie Kapriolen schlug, geschah im gleichen Augenblick irgendwo in der Milchstraße womöglich Entscheidendes.
    Ich lebte zwischen der Vergangenheit und heute. Unaufhörlich stiegen längst verschüttet geglaubte Erinnerungen aus der Tiefe meines Unterbewußtseins empor und drängten die trist graue Zellenwelt für kurze Zeit in den Hintergrund.
    Tess, meine kleine rothaarige Schulfreundin, für die ich damals durch dick und dünn gegangen wäre. Wie lange lag das zurück?
    Hannah Angel. Explorerkommandantin und von ES benutzt, um mich zu manipulieren. Wirklich von ES? Ich hatte diesen Zwiespalt immer nur in mich hineingefressen und nicht einmal mit Perry Rhodan darüber gesprochen. Weil die Gefühle für Hannah ganz allein meine Angelegenheit gewesen waren.
    Und dann Vanity Fair, die Geschichtswissenschaftlerin, die unter der Obhut eines Haluters aufwuchs. Fast schon die klassische Dreiecksgeschichte. Perry war für sie unerreichbar geblieben, während ich...
    Mein Blick fiel auf die Kerben in der Wandverkleidung, die ich mühsam hin eingeritzt hatte. Für mich waren sie die einzige Möglichkeit, annähernd festzuhalten, wie lange ich mich schon im arkonidischen Gewahrsam befand. Fast hätte ich vergessen, eine weitere Kerbe zu machen.
    Achtundsechzig waren es bisher. Ich zählte erneut, kam zu demselben Ergebnis, konnte es dennoch nicht glauben.
    Vergeblich der Versuch, die Erinnerung an die Frauen in meinem Leben zurückzuholen. Die triste Realität hatte die Oberhand gewonnen, ließ sich nicht mehr vertreiben. Wo, um alles in der Welt, blieb die Kavallerie? Gucky, du alter Halunke, läßt du deinen besten Freund wirklich im Stich?
    Ich ballte die Hände und begann, unkonzentriert und fahrig auf einen unsichtbaren Gegner einzuschlagen. Paß auf die Beinarbeit auf ... Jetzt, rechter Haken und nachsetzen ... Gib's ihm. „Na los, Bostich, komm!" Wie einen Fluch zerbiß ich die Aufforderung zwischen den Zähnen.
    Mein Atem ging heftiger. Das fehlende Training machte sich bemerkbar. Aber das würde sich ändern - jedenfalls solange mich die Arkoniden in Ruhe ließen. Zwei Tage ohne Verhör, ohne Demütigungen und Alpträume, das waren fast schon paradiesische Zustände.
    Schnaufend, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, hielt ich inne. Nach einem Augenblick innerer Sammlung schwenkte ich um zur Dagortechnik. Obwohl ich nur mit bedächtigen Übungen begann, scheiterten sie an meiner mangelnden Konzentrationsfähigkeit. Immer noch schoß mir alles mögliche durch den Sinn und lenkte mich ab, Ein zweiter Versuch, mich in mich selbst zu versenken, eins zu werden mit der Kraft in meinem Inneren... Ich wurde jäh aus dem Dagor-Zhy herausgerissen, meinem Bemühen, Körper und Geist in den unerläßlichen Gleichklang zu versetzen. „Tschan-Kia, Terraner, der Lüge Atem reicht nicht weit", erklang eine spröde und verächtliche Stimme hinter mir. „In der Stunde des eingebildeten Triumphes ergreift jeden der Tod; er wird qualvoll hinwegfegen, was auf der falschen Seite steht."
    Die Zellenwand hatte sich geöffnet. Aber nur ein mir unbekannter Mann hatte die flirrende Grenze überschritten, keine Roboter, die mich abholen sollten. „Tod und Illusion sind Geschwister." Zögernd versuchte ich, den Text fortzuführen, dessen Ursprung dem legendären Heroen Tran-Atlan zugeschrieben wurde. „Durchschreite lachend die eine Welt, dann wirst du das Ziel deiner Gedanken entdecken..."
    „... aber in Qualen enden, so du den falschen Schwur getan und das wahre Licht verleugnet hast."
    Ein häßliches Gesicht, von bläulich unterlaufenen Narben und wildwucherndem Fleisch übersät.
    Die kleinen, tief in den Höhlen liegenden Augen fixierten mich auf unangenehme

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