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2015 - Mein Freund der Tod

Titel: 2015 - Mein Freund der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Individualsensoren, Infrarotspürer und wohl auch ganz banale Optiken verbannten jeden Gedanken an Flucht in das Reich der Illusion. Falls die Wahrnehmungen von Rechengehirnen ausgewertet wurden, führte jede noch so kleine Abweichung von der Norm zu einem Alarm. Allein auf dem Gangabschnitt von rund einhundertfünfzig Metern Länge, auf dem ich inzwischen jede Schattierung zu kennen glaubte, hatte ich an drei Stellen Projektorantennen für Hochenergieschirme entdeckt. Dazu die zwischen Deckenplatten verborgenen Abstrahlpole schwerer Paralysatoren.
    Wer erst einmal in einem Hochsicherheitstrakt wie diesem eingekerkert war, kam in den seltensten Fällen wieder raus. Anfangs hatte ich versessen nach Fluchtmöglichkeiten gesucht, doch alle Ideen wieder verworfen. Es gab kein Entkommen aus dieser Bastion, von der ich nicht einmal zu sagen wußte, ob sie auf einem der zwei Arkon-Planeten lag.
    Ein verhaltenes Geräusch schreckte mich auf. Für einen Augenblick verharrte ich angespannt und wartete darauf, daß es sich wiederholte.
    Nicht einmal Deflektorschirme würden ausreichen, das Gefängnis unbemerkt betreten oder verlassen zu können. Zudem stellte sich die Frage, wie es außerhalb der stählernen Wände aussah.
    Weltraumvakuum oder Giftgasatmosphäre; dampfender, von Krankheiten verseuchter Dschungel oder sonnendurchglühte Wüste, alles war denkbar.
    Das Schaben von Krallen auf hartem Boden ließ mich herumfahren. Ich starrte geradewegs auf einen mit spitzen Reißzähnen bewehrten schlanken Echsenschädel.
    Das Biest stieß ein kurzes, heiseres Krächzen aus; neugierig und ruckartig reckte sich mir der Schädel noch ein Stück näher. Ein relativ schmaler, aber muskulöser Oberkörper wurde sichtbar, ebenso zwei verkümmerte Gliedmaßen,1 von denen nicht viel mehr als scharfe Greifklauen geblieben waren.
    Stinkender Atem schlug mir entgegen, als die Echse - größer als eineinhalb Meter konnte sie nicht sein - zwei funkelnde Zahnreihen erkennen ließ. Das Spiel der Muskeln unter der Schuppenhaut warnte mich, ich ließ mich rückwärts fallen und rutschte vom Bett, während die Echse mit einem kurzen Satz nach oben sprang. Die Liege knarzte bedrohlich. Schon beugte sich der kantige Schädel wieder vor und suchte mit einer pendelnden Bewegung nach mir.
    Zentimeterweise schob ich mich unters Bett. Besaß das Biest Teleporterfähigkeit? Oder war es auf andere Weise in die Zelle versetzt worden?
    Ich lag auf dem Rücken, hatte nur ein paar Zentimeter Luft über mir und versuchte trotz allem, ruhig zu bleiben. Es gab nichts, was sich als Waffe verwenden ließ; um das Vieh loszuwerden, mußte ich ihm mit bloßen Händen den Hals umdrehen. Meine Gedanken jagten sich.
    Das Krächzen hatte aufgehört. Ich lauschte angespannt, aber das hektische Pochen in den Schläfen übertönte nahezu jedes andere Geräusch. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich den Schatten der Echsenschädel beugte sich weiter herab und berührte fast den Boden.
    Für Sekundenbruchteile starrten wir uns gegenseitig an, dann zuckte das Maul mit den spitzen Zähnen nach vorne. Ich hatte mich mindestens ebenso schnell herumgeworfen und trat mit aller Kraft zu.
    Irgendwie verfehlte ich das Biest. Aber das war im nächsten Moment nicht mehr wichtig. Auf der anderen Seite, halb unter dem Bett hervorgeschoben, verkrallte ich die Finger an der Kante über mir und zog mich vollends hoch. Keine zwei Meter entfernt fuhr die Echse herum. Ihr Krächzen wurde zum ohrenbetäubenden Geschrei, als sie angriff.
    Nur um Haaresbreite verfehlten mich die zuschnappenden Kiefer, das Vieh schnellte über mich hinweg, kam federnd auf - und ruckte herum. Auge in Auge standen wir uns gegenüber; ich hätte nur den Arm ausstrecken müssen, um das Echsenmaul zu berühren.
    Rasend hämmerte mein Herz gegen die Rippen, ich spürte das Blut durch die Halsschlagadern toben wie nach einem Sprint über etliche hundert Meter. Wenn die Echse jetzt zubiß, kam ich nicht mehr schnell genug zur Seite.
    Langsam wich ich zurück, bemüht, jede hastige Bewegung zu vermeiden. Falls ich vor dem Biest die Naßzelle erreichte, konnte ich die Tür hinter mir ins Schloß werfen und erhielt eine kurze Gnadenfrist. Das Vieh starrte mich an, sein Schädel folgte mir zentimeterweise.
    Fünf Meter bis zur Naßzelle ... Alles in mir verkrampfte sich. Als Vorspeise zu enden war nicht gerade die Vorstellung, die ich vom Tod hatte.
    Gleich würde ich es geschafft haben, ein paar Zentimeter noch, dann ... Ich warf

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