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2015 - Mein Freund der Tod

Titel: 2015 - Mein Freund der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tarantel gebissen. Mühsam blinzelte ich aus tränenden Augen in die Finsternis. Da war ein Schatten, groß und schlank; er kam näher. Ein winziges Licht flammte auf und blendete mich. „Perry?" stieß ich ungläubig hervor. „Erwartest du sonst Besuch?" Der nicht einmal eine Handfläche große Lichtkegel wanderte weiter. „Wo steht dein Gepäck, Dicker?"
    Schwankend kam ich auf die Beine und schüttelte benommen den Kopf. „Was ich anhabe, ist Anstaltskleidung. Alles andere haben mir die Burschen abgenommen. - Ich besitze nicht einmal mehr Geld für die Rückfahrt."
    Perry begann zu lachen, leise erst, dann dröhnend. Bis ich mir krampfhaft die Hände auf die Ohren preßte, um seinen Heiterkeitsausbruch nicht mehr hören zu müssen. Die nachfolgende Stille wirkte um so bedrohlicher.
    Enttäuschung empfand ich nicht mehr. Zu oft hatte ich schon von Perry oder Gucky geträumt. Sie würden nicht kommen, das war mir jedesmal ein Stück mehr bewußt geworden. Weil sie mit sich selbst zu tun hatten, mit den Angriffen eines größenwahnsinnigen Bostich.
    Schnaubend wälzte ich mich herum, zog die Beine an den Körper und schlang die Arme unter den Kniekehlen hindurch. Meine Überlegungen wirbelten durcheinander; es fiel mir zunehmend schwerer, sie unter Kontrolle zu halten. Keine Angriffsfläche bieten ... unauffällig bleiben ... Regeln aus grauer Vorzeit, die mir durch den Sinn schössen. Ich hatte wenig Chancen. Aber sollte ich den Arkoniden wirklich den Triumph gönnen, meinen Widerstand gebrochen zu haben?
    Ich starrte in die Finsternis und versuchte, wenigstens einen Gedanken zu fassen, der sich nicht sofort wieder davonstahl. Aber ich war viel zu unruhig. Vielleicht hätte ich lospoltern sollen ...
    Statt dessen wälzte ich mich auf die andere Seite und lauschte meinen gepreßten Atemzügen, wartete darauf, daß das Licht aufflammte und einen neuen Tag verhieß. Manche Tage schienen nur Stunden zu dauern, andere wollten nie enden. Längst hatte ich den Eindruck gewonnen, daß es sich um eine Zufallsschaltung handelte, die zermürben sollte.
    Ich floh in die kleine Naßzelle, den einzigen Ort, an dem ich wenigstens für kurze Zeit vergessen konnte, wo ich mich befand. Eine ausgedehnte, abwechselnd heiße und kalte Dusche weckte die Lebensgeister von neuem - außerdem unterband der dichte Waschküchenbrodem, den ich fabrizierte, vorübergehend die rein optische Überwachung. Andernfalls wäre es mir kaum möglich gewesen, das provisorische Messer über mehrere Tage hinweg zu bearbeiten.
    Endlos lange ließ ich mir die massierenden Wasserstrahlen ins Gesicht prasseln und dachte dabei an Thoregon. Wir hatten einige Besucher empfangen, die über die Brücke in die Unendlichkeit gekommen waren, unter ihnen Druu Katsirya, die neue Zweite Botin der Galornen.
    Ich brachte ein gequältes, stockendes Lachen hervor. Wir Terraner schafften es nicht, in der eigenen Milchstraße für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Wie sollten wir unter diesen Umständen an große Aufgaben herangehen?
    Aber wer sagte mir, daß Galornen und Nonggo, die am ehesten in der Lage gewesen wären, uns zu unterstützen, nicht ebenfalls mit Problemen zu kämpfen hatten? Thoregon existierte, doch bis es wirklich gelebt wurde, mußten mehrere Generationen geboren werden. Vor uns lag eine Aufgabe, deren Tragweite wir noch gar nicht richtig wahrgenommen hatten.
    Das Wasser versiegte abrupt. Vergeblich bemühte ich mich, dem Duschkopf einige wenige heiße Strahlen zu entlocken. Aber ein Wärter oder eine Automatik hatte entschieden, daß es für mich genug war. Wo steckten die Überwachungsanlagen? Zumindest in der Naßzelle hatte ich sie bislang nicht entdeckt. „Sagt diesem Bostich, daß Terra nie vor ihm in die Knie gehen wird", stieß ich hervor, während ein Warmluftschwall die Feuchtigkeit trocknete.
    Während ich geduscht hatte, war das Frühstück aus dem Servoschacht emporgestiegen. Mit knurrendem Magen betrachtete ich die schwer zu definierende Substanz, ein zäher, rötlichgrüner Brei. Besteck fehlte. Vermutlich als Reaktion auf meine Bastelarbeit. „Soll das jetzt so weitergehen? Ich habe gestern wirklich alles gesagt, was ich weiß..."
    Natürlich erhielt ich keine Antwort. Das Magenknurren klang wie das Grollen einer angriffsluatigen Raubkatze. Ich hatte einige Kilo abgenommen, an der Hüfte spürte ich schon völlig ungewohnt die Knochen. Perry würde sich etwas anderes einfallen lassen müssen als die Bezeichnung „Dicker".
    Nach einer Weile

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