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2015 - Mein Freund der Tod

Titel: 2015 - Mein Freund der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Weise.
    Dieser Mann, das spürte ich instinktiv, war gefährlich. Dazu hätte es nicht der verkrampften Grimasse bedurft, mit der er sein stählernes Gebiß entblößte. Eingeätzte Howalgoniumfäden zeichneten Symbole, die am leichtesten mit Kampf und Tod zu übersetzen waren, was ihren Sinn aber nur unvollständig wiedergab.
    Der Mann war höchstens 1,70 Meter groß. Die rechte Schädelhälfte kahlgeschoren, trug er das schlohweiße Haar links zu einem mit Miniaturen durchsetzten Zopf geflochten. Auch seine Kleidung bestand aus Gegensätzen. Hose und Jacke aus erdfarbenem, grobem Stoff, der halbseitig knielange Umhang aus kostbarem Brokat mit eingewebten Silberfäden. „Imperator Bestich ist das neue Licht, das die ruhmreiche Vergangenheit Arkons zu neuem Glanz erweckt. Deine Lügen, Terraner, haben den Höchstedlen gekränkt." Seine Geste war unmißverständlich. Nur vier Schritte trennten uns. „Bring mich um, und Bostich erfährt nie, was er wissen will!" stieß ich in einem Anfall von Selbstaufopferung hervor.
    Ich sah das jähe Aufblitzen in seinen Augen und drehte mich zur Seite. Wo ich eben gestanden hatte, zuckten seine Hände ins Leere. Ich war nicht schnell genug, um nachzusetzen, sein Ellenbogen traf mich in den Rücken und warf mich gegen die Wand.
    Er ließ mir keinen Bewegungsspielraum. Seine Finger tasteten nach meinen Nackenwirbeln; ich hörte ein leises Knacken, doch er drückte nicht vollends zu. „Die Verhöre und die Gefangenschaft haben dich geschwächt, Bull." Wie einen Fluch brachte er die Worte hervor. „Dich jetzt zu töten wäre keine Ruhmestat." Leiser fügte er hinzu: „Warum schließt du dich uns nicht an, Terraner? Du kennst Arkon und bist nicht dumm. Es kann nur dein Vorteil sein."
    „Ich bin ... kein ... Verräter!" stieß ich mühsam hervor. „Lieber sterbe ich, als Terra einem Größenwahnsinnigen auszuliefern."
    Der Druck, mit dem er mich an die Wand preßte, ließ ein wenig nach. Ich ahnte, daß er mir nur etwas Raum ließ, um mich gleich darauf erneut nach vorne zu stoßen.
    Meine Schulter krachte gegen sein Kinn, in einer alle Kraft erfordernden Drehung zuckte meine Linke hoch, die Finger tasteten nach seinen Augenhöhlen. Ein zorniges Gurgeln beantwortete meine Aktion, dann wurde mir der Arm fast ausgerenkt. Der Versuch, dem Druck auszuweichen, warf mich zum zweitenmal schmerzhaft gegen die Wand.
    Ich spürte es warm aus beiden Nasenlöchern rinnen, dann bohrten sich die Finger des Gegners hinter mein Ohr. Das Gefühl war ungefähr so, als hätte jemand das Licht ausgeknipst...
    Ebenso unvermittelt fand ich zu mir zurück. Die Feststellung, daß ich noch lebte und allein war, erfüllte mich mit grimmiger Genugtuung. Also waren die Arkoniden nach wie vor auf mich angewiesen. Ihre Geheimdienste hatten es nicht geschafft, das Geheimnis der Aagenfelt-Barriere zu lüften.
    Das Blut aus meiner Nase war geronnen; im linken Schultergelenk schienen tausend Nadeln zu stecken, die bei jeder Bewegung tiefer eindrangen. Aber das war nebensächlich. Wichtiger erschien mir die Frage, wann die Arkoniden ihre Verhöre fortsetzen würden.
    Schwankend richtete ich mich auf und torkelte zur Liege hinüber. Der kurze Kampf hatte mir deutlich gemacht, daß ich drauf und dran war, meine Kräfte zu überschätzen. Zwei Tage allein genügten eben nicht, um die Spuren mehrerer Wochen auszulöschen.
    Eine Weile lag ich nur da und starrte dumpf brütend vor mich hin, während meine Gedanken sehnsuchtsvoll die Galaxis durchstreiften. Von solchen Erinnerungen konnte ich zehren, sie machten die Gegenwart erträglicher. Und sie setzten mir ein Ziel: herauszukommen aus dem düsteren Koloß des Gefängnisses, von dem ich bis heute nicht viel mehr kannte als meine Zelle und den davor verlaufenden Ringkorridor.
    Aus der Krümmung des Korridors hatte ich geschlossen, daß zumindest der Gefangenenkomplex ringförmig angelegt war, mit einem Durchmesser von gut zweihundert Metern. Es gab sowohl nach oben als auch in die Tiefe führende Treppen. Erst vor wenigen Tagen hatte ich auf einer dieser Treppen Kampfroboter mit einem Gefangenen verschwinden sehen, einem menschenähnlichen Eppaner, dessen Gesichtszüge sowie die großen und stark abstehenden Ohren unverkennbar gewesen waren. Aus der flüchtigen Begegnung schloß ich, daß auf mindestens zwei weiteren Ebenen Zellenkomplexe existierten. Die Zahl der Einzelzellen schätzte ich pro Ebene auf ungefähr zweihundert. Überwachungsanlagen wie

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