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2015 - Mein Freund der Tod

Titel: 2015 - Mein Freund der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich mir vorstellen kann, wäre der Einsatz von KorraVir gegen die Gefängnissyntroniken.
    Irgendwie ist alles wie ein böser Traum, ein Schleier, der sich über die Wirklichkeit ausgebreitet hat. Ich zerre an allen Enden und schaffe es doch nicht, ihn wirklich zu lösen.
    Warum gestehe ich mir nicht ein, daß ich am Ende bin, anstatt mich mit immer neuen Überlegungen selbst zu belügen? Alles um mich her befindet sich in schwankender, ruckender Bewegung. Ich schleppe mich nur noch vorwärts, und das Metallrohr behindert mich zusätzlich.
    Wenn es wenigstens dazu taugen würde, mich abzustützen. „Weiter...", höre ich mich keuchen. Die eigene rauhe Stimme erschreckt mich. Einen Fuß vor den anderen setzen, mechanisch wie ein Roboter, Nicht daran denken, daß etwas weh tun könnte. Du bist ein Roboter, ein unaufhörlich funktionierender menschlicher Roboter. Das Ding in deiner Schulter macht dich dazu. Du bist so unsterblich wie diese Blechkisten, aber du hast den Vorteil, daß du lebst. Also weiter, Bully ... ehe der Laden in die Luft fliegt und dich mitnimmt - dazu bist du noch nicht alt genug.
    Ein abgehacktes Kichern folgt mir. Bis ich bemerke, daß ich selbst diese eigenwilligen Laute ausstoße. Bin ich drauf und dran, durchzudrehen?
    Raus hier, verdammt! Konzentriere dich!
    Eine Stahlsäule reckt sich mir entgegen, als wolle sie mich aufspießen. Eine zweite hat sich so verkeilt, daß ich nur in gebückter Haltung unter ihr hindurchkomme. In dem Moment begreife ich; Das sind die Überreste des Guillotine. Ich bin im Kreis gelaufen. Einige Schritte weiter liegen die zersplitterten Überreste des kristallinen Beils.
    Ich will nichts mehr davon sehen, nicht daran denken müssen, was geschehen ist. So fest verkrampfe ich die Hände um die Stange, daß meine Knöchel bleich unter der spröden Haut hervortreten. Erst jetzt bemerke ich die Schnittwunden und das verkrustete Blut auf den Handrücken.
    Habe ich das Stöhnen eben schon vernommen? Es scheint lauter zu werden, frißt sich unnachgiebig in mein Bewußtsein vor. Jemand braucht Hilfe. Vielleicht ein Verbündeter, ein anderer Gefangener, dem in den Wirren die Flucht gelungen ist. „He?" Nur ein heiseres Krächzen kommt über meine Lippen, gefolgt von einem unsäglichen Hustenreiz. Wieder schmecke ich Blut. Ich bin ausgelaugt.
    Die Guillotine hat sich in ein Aggregat gebohrt, dessen Funktion ich nicht mehr erkennen kann.
    Alles zusammen hat während des Absturzes wie ein Wall gewirkt, der andere Trümmer aufgefangen hat. Ich mache nur drei oder vier Schritte zur Seite - und bleibe wie angewurzelt stehen.
    Meine erste Reaktion ist Haß. Die Muskelkrämpfe, die ich gerade erst überwunden habe, sind schlagartig da. Mein Herzschlag rast, ich starre Yomanril an, von dem ich gehofft hatte, ich würde ihm nie mehr begegnen, und sehe plötzlich Bilder vor mir, die alle Qualen neu aufbrechen lassen.
    Der Folterknecht hatte mich noch nicht bemerkt. Eine klaffende Fleischwunde zog sich quer über seine kahlgeschorene rechte Schädelhälfte. Das verkrustete Blut verwandelte sein Gesicht endgültig in eine verzerrte Fratze. Sein knielanger Umhang hing in Fetzen von der Schulter, die Jacke war halb verbrannt. Mit beiden Händen mußte der Arkonide die Flammen ausgeschlagen haben, denn als er eben versuchte, mit den Unterarmen das Bruchstück einer verformten Konsole zur Seite zu wuchten, sah ich das bloßliegende Fleisch seiner Handflächen.
    Wie viele Opfer mochte Yomanril auf schreckliche Weise vom Leben zum Tod befördert haben?
    Ich empfand kein Mitleid mit diesem Mann. „Hilf mir!"
    „Sag das noch mal", entfuhr es mir. Zu glauben, daß er mich eben gebeten, nein angeherrscht hatte, ausgerechnet ihm zu helfen, fiel mir schwer. „Faß mit an, Bull!"
    Mein Lachen kam aus tiefer Brust. Zögernd erst, dann unbeherrscht schallend. Spöttisch. Ich machte einen Schritt auf Yomanril zu, achtete aber darauf, nicht in seine Reichweite zu kommen. „Das Schicksal, du Bestie ... es ist unberechenbar." Jedes Wort war eine Genugtuung. „Ich habe ... geschworen ... dich zu töten."
    „Du bist verrückt, Terraner. Hilf mir, oder ..." Er verstummte, als ich abschätzend die Stange hob.
    Zum erstenmal erschien ein Flackern in seinen Augen. „Du weißt, was ich geschworen habe, Yomanril. Daß ich dich töten werde, sollten wir uns je wieder begegnen."
    „Ich hätte dich umbringen sollen." Von aufkommender Panik erfüllt, stemmte er sich gegen die Konsole. Aber er schaffte es nicht

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