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2015 - Mein Freund der Tod

Titel: 2015 - Mein Freund der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rasiermesserscharfen Tod bewahrt.
    Zeit, darüber nachzudenken, geschweige denn auf die Beine zu kommen, blieb nicht. Ein gewaltiges Beben erstickte jede Bemühung schon im Keim. Inmitten dieses Aufbäumens fand ich nicht einmal sicheren Halt. Begriffe wie oben oder unten verwischten; ich wurde von einem bockenden, sich aufbäumenden Untergrund hochgeworfen, prallte schwer zurück und überschlug mich, weil der Boden zur schrägen Rampe wurde.
    Vergeblich versuchte ich, den Sturz aufzufangen oder wenigstens abzumildern. Vielleicht schaffte ich es sogar, ich weiß es nicht, denn in dem Moment verschmolzen alle Wahrnehmungen zu einem unentwirrbaren Chaos.
    Da war das Kreischen von reißendem Stahl. Dazwischen das Wimmern überlasteter Aggregate und das Dröhnen von Explosionen ebenso wie das Prasseln energetischer Entladungen. Es stank nach Ozon und Rauch und würziger, wenn auch kalter Luft. Ich fror und schwitzte und überschlug mich immer noch auf einer seltsamen Schräge.
    Für einen Augenblick hatte ich das Gefühl des freien Falls. Dann erfolgte der Aufprall, hart und schmerzhaft, mich brutal zusammenstauchend, um mich sofort wieder emporzuschleudern. Ich wurde zum Spielball, den ein Heer von Spielern trat und stieß und der erst an einer Wand zur Ruhe kam. Inmitten eines Bombardements all der Dinge, die nicht niet- und nagelfest gewesen waren.
    Ein zweites Absacken, begleitet vom Dröhnen eines harten Aufpralls, beendete den Trümmerregen.
    Ich wurde erneut herumgewirbelt, schlug mit dem Kopf hart auf und spürte Blut auf der Stirn.
    Ein unheilvolles Knistern blieb allgegenwärtig. Lange lag ich nahezu regungslos, spürte dem Pochen und Hämmern unter der Schädeldecke nach.
    Flackernd erwachte die für kurze Zeit ausgefallene Beleuchtung. Licht und Schatten offenbarten das Ausmaß der Zerstörung: aufgebrochene Böden, verschobene Wandsegmente und herabgebrochene Deckenverkleidungen mit all den ansonsten unsichtbaren Versorgungsleitungen, die wie Innereien aus den Wunden hervorquollen. Die Luftumwälzung funktionierte nicht mehr; Rauch quoll aus den Schächten hervor.
    Das Blut aus der Stirnwunde sickerte mir über die Augen. Ich schaffte nicht einmal den Versuch, es abzuwischen, weil ich den Arm kaum bis zur Brust heben konnte, ohne von höllischen Schmerzen gequält zu werden. Andererseits durfte ich nicht liegenbleiben und darauf warten, daß Arkoniden oder Roboter mich wieder in die Zelle schleppten.
    Nur einen Augenblick ausruhen und neue Kräfte sammeln.
    Ein Kichern zwang mich, den Kopf zu drehen. Irgendwie waren alle Sehnen zu kurz. Aber ich schaffte es.
    Das Kichern wiederholte sich. Ich starrte in den Rauch, blinzelte hektisch und konnte nichts dagegen tun, daß mir die Augen übergingen. Ein pelziges Gesicht grinste mich an. Es entblößte einen einzigen spitzen Zahn. „Du kommst spät." Mehr als ein Stammeln brachte ich nicht über die Lippen. „Was ist, Gucky, worauf wartest du? Bring mich heim!"
    Er schwieg, auch als ich zitternd die Hand ausstreckte. Ich habe die Erde nicht verraten, lieber würde ich sterben. - Verstehst du das, Gucky? Er grinste immer noch. Dann war er weg. Lautlos. „Gucky?" Krächzend brachte ich endlich den Namen über die Lippen. „Hol mich hier raus!
    Schnell!"
    Keine Antwort, aber einige Meter entfernt knisternde Entladungen. Ein Meer von Funken prasselte aus einer Versorgungsleitung und ließ schnell huschende Schatten entstehen.
    Gucky? Ich verstand, daß meine Sinne mir einen Streich spielten. Vielleicht hoffte ich vergebens, und nicht Terraner waren für Golkanas Absturz verantwortlich, sondern ein technischer Fehler.
    Jede Minute, die ich länger wartete, brachte mich in die Gefangenschaft zurück. Ich mußte nach draußen gelangen, egal was mich dort erwartete. Mein Körper schien übersät zu sein von Blutergüssen und Abschürfungen, trotzdem schaffte ich es, erst auf die Knie zu kommen und mich dann, wenn auch wacklig, vollends in die Höhe zu ziehen.
    Alles um mich her dreht sich. Ich muß mich abstützen, aber mit der freien linken Hand taste ich nach meinem Hals. Der Kopf sitzt noch, wo er hingehört, und da soll er auch bleiben. Das kurze, stoßartige Lachen, das mich aufschreckt, scheine ich selbst auszustoßen. Nein, verrückt bin ich nicht, nur verwirrt.
    Aber Unkraut vergeht nicht. Einen oder zwei Tage Ruhe, vorzugsweise auf der Erde, an einem Palmenstrand im Sonnenschein, und Bully ist wieder der alte. Bestimmt. Nur die Arkoniden dürfen mich nicht

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