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2016 - Die Einsamen der Zeit

Titel: 2016 - Die Einsamen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ultraschallbehandlung die beste Pflege für ihr Fell. Was ihrem Fell guttat, tat ihrer Psyche gut. Und umgekehrt.
    DaoLinH'ays Fell war trotzdem noch ungewöhnlich stumpf.
    Wenn eine terranische Hauskatze erkrankte, zog sie sich an einen dunklen, warmen Ort zurück und leckte ihre Wunden. Bis sie genesen war. Oder bis sie starb.
    Was das betraf, verhielt sich die Kartanin ganz wie felis silvestris domestica auch Ende des 13. Jahrhunderts NGZ immer noch das beliebteste Haustier in der Liga Freier Terraner: Sie zog sich zurück und leckte ihre Wunden.
    Tek nannte es ihre „Katzenzeit".
    DaoLinH'ay hatte die Ohren angelegt und betrachtete aus halbgeöffneten Augen ein unter die Kabinendecke projiziertes Holo, das die Vorgänge in der Zentrale der SOL zeigte.
    Und das ihn zeigte: Tek, den Smiler, ihren langjährigen Gefährten.
    Es war nur natürlich, daß Ronald Tekener als stellvertretender Expeditionsleiter am Brennpunkt des Geschehens war: In der Zentrale der um ihre Existenz und um das Leben der über 6000 Besatzungsmitglieder kämpfenden SOL.
    Dennoch und bei aller Ruhe, die sie benötigte, hätte sie ihn lieber hier an ihrer Seite gehabt. „Ich brauche dich, Tek", flüsterte DaoLinH'ay mit zitternden Schnurrbarthaaren.
    Die ehemalige Voica und letzte der Wissenden Frauen war 900 Jahre alt. Von denen hatte sie fast 700 Jahre in einem Stasisfeld verbracht. Aber sie hatte 900 Jahre galaktische Geschichte erlebt.
    Minus 18 Millionen.
    Sie war eine Einsame der Zeit.
     
    6.
     
    Pur Straviente vor dem Sturm
     
    Es war der Tag der Felsenaale.
    La-Pharoke stand auf einem pflanzenplastischen Blattbalkon des Orllyndiums inmitten des Sprühregens und folgte mit seinen Augen den in die Tiefe stürzenden Schlangenleibern.
    Er hatte die Energiemarkise abgeschaltet und auch seine Schutzsphäre desaktiviert.
    Das Wasser tropfte ihm von den Haaren, lief seinen Hals entlang unter den Chiton und wurde von Angusaraths Schrumpfseele an seiner Brust wie von einem Schwamm aufgesaugt. Über, neben und unter ihm lösten sich die halb tierischen, halb mineralischen Felsenaale aus ihren Verankerungen. Sie hatten fast ihr ganzes Leben in den kaskadierenden Felswänden verbracht, wo sie sich von den Schwebstoffen der Wasserfälle ernährten und von gewöhnlichen Schlingpflanzen kaum zu unterscheiden waren.
    Bis sie sich wie auf Kommando gemeinsam in die Tiefe stürzten.
    Ein Fleischregen ging über Pur Straviente nieder.
    Tief unten, wo der moosbewachsene Felssturz in die blankgescheuerten Korallenriffe und versteinerten Muschelbänke überging, brodelte die See.
    Es war nicht nur die Brandung, die das Meer zum Schäumen brachte, es waren Tausende ineinander verschlungene Felsenaale, die sich in den Brechern paarten.
    Morgen schon würden sie alle tot sein.
    Morgen würden sich die Strudelschweber und Krallenkraken über ihre treibenden Kadaver hermachen, während ihr befruchteter Laich langsam auf den Meeresboden sank.
    Sterben, um sich fortzupflanzen, dachte La-Pharoke. Eine der erbarmungslosesten Strategien der Schöpfung. Und eine der effektivsten...
     
    *
     
    Auf den Welten der Galaktischen Krone schrieb man den 944.8741.8611. Segaf. Seit dem Massaker von Uum waren 13 Segaf vergangen.
    La-Pharoke hatte seinen Schrecken, besonders aber seine Trauer überwunden. Er hatte Zorn daraus gemacht.
    Zorn auf eine tharoidonische WegschauPolitik, die es den Mundänen seit nunmehr 11.488 Segaf erlaubte, eine Kronenwelt nach der andern zu vernichten, ungestraft über Hegewelten herzufallen, ganze Zivilisationen im Vorbeiflug auszulöschen.
    Zorn auf den amtierenden Prinzipal Zeiban Vit-Terous, der dem scheinbar unaufhaltsamen Untergang der Galaktischen Krone tatenlos zusah und sich statt dessen mit der Mehrung seines Ruhms als größter Philartist aller Zeiten beschäftigte.
    Und besonders Zorn auf sich selbst, weil er den Völkermord auf Uum nicht hatte verhindern können.
    Nach seiner knappen Flucht von der Hegewelt und seiner beschämenden Heimkehr nach Orllyndie hatte La-Pharoke seine politische Position trotz aller Widerstände der Wahren Künstler mit wütender Verbissenheit ausgebaut.
    Er war zum Regierungsmitglied in Ru Ri-Garriotts Kabinett geworden.
    Als Verwysen für Beschaffung und Kronenschutz organisierte er den Warenverkehr mit den SerimerWelten der umliegenden zehntausend Lichtjahre. Wo sich Transporte nicht über die Fernversetzer abwickeln ließen, stellte La Pharoke militärische Begleitkonvois für die gefährdeten

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