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2016 - Die Einsamen der Zeit

Titel: 2016 - Die Einsamen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Regierungssitzes boten. Die „Fenster" waren die Durchgänge von KurzstreckenVersetzern. La-Pharoke ging auf jenen zu, der den lilienüberwucherten Vorraum der Privatunterkunft zeigte, die er gemeinsam mit Ru Ri Garriott bewohnte. „Wünscht der hohe Verwysen, entkeimt und getrocknet zu werden?" fragte die Haus-KI.
    La-Pharoke nickte, durchschritt den Versetzer und betrat die Regierungswohnung mit trockenem Chiton. Sogar die Schrumpfseele an seiner Brust fühlte sich nicht mehr feucht an.
    Im Wohnraum empfing ihn Ru Ri-Garriott mit einem Kuß, der weniger leidenschaftlich ausfiel, als er das gewohnt war. „Deine Audienz beim Pflanzenvater war kein Erfolg?" fragte La-Pharoke und strich ihr liebevoll durchs Haar, bis hinab zum zitternden Schnurrmoos an ihrer Schulter. „Ich fürchte, sie war kein Erfolg", bestätigte Ru Ri-Garriott. „Wer versteht schon, was der Pflanzenvater wirklich denkt? Wer spricht schon die Sprache des Windes?"
    „Die Arystischen Mönche und Nonnen", sagte La-Pharoke. „Die Arystischen Mönche und Nonnen sind schlechte Übersetzer. Sie begreifen gar nicht, worum es geht. Sie sind ESTARTU näher als der Galaktischen Krone."
    „Und ESTARTU hat uns verlassen...", ergänzte La-Pharoke mit einem geflügelten tharoidonischen Stoßseufzer.
    Er führte Ru Ri-Garriott mit sanftem Nachdruck zu einer Liegemulde, in deren Zentrum eine große Spenderorchidee wuchs. „Du solltest dich entspannen", sagte er. „Laß uns ein Mahl nehmen."
    „Nichts gegen ein Mahl", erwiderte Ru Ri-Garriott mit einem leisen Lachen. „Aber wer sich hier wirklich entspannen muß, bist du. Ich kriege dich ja kaum noch zu sehen. Und du schläfst zuwenig. Sogar dein Haar wird schon dunkler."
    „Schlafen kann ich nach dem Kronenkonvent", sagte La-Pharoke und animierte die Spenderorchidee durch ein Streicheln entlang ihren Stengeln zur Absonderung des süßen Tha'roi'dsandoh. Die honigartige Substanz tropfte aus den Blüten auf die darunterliegenden Blätter, wo sie erstarrte und in kleinen Fladen abgenommen werden konnte.
    Während sie aßen, stimulierte die HausKI die Lampenflechten der Wohnkuppel zu einem farbigen Pulsieren.
    Duftknospen öffneten sich, ein Harfenstrauch begann leise zu summen, und die Reizranken der Vereinigungspflanzen schoben sich raschelnd näher.
    Ru Ri-Garriott legte ihren Gürtel ab und schlüpfte aus ihrem leichten Chiton. „Ich glaube, unser Hausgeist will uns etwas sagen", bemerkte sie mit einem Lächeln und begann, auch La-Pharoke zu entkleiden. „Ich habe da jemand ganz anderen in Verdacht", meinte La-Pharoke und ließ es geschehen, daß sie ihm den Chiton über den Kopf zog. Als sie ihm auch die Kette mit Angusaraths Schrumpfseele abnehmen wollte, hielt er ihre Hand fest und schüttelte den Kopf. „Wann legst du dieses gräßliche Ding endlich ab?" fragte Ru Ri-Garriott mit einem halb ärgerlichen, halb traurigen Aufblitzen ihrer bernsteinfarbenen Augen. „Du hast dein Schnurrmoos, und ich habe meine Schrumpfseele", sagte La-Pharoke. „Ich glaube nicht, daß du das vergleichen kannst", meinte Ru Ri-Garriott und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Oder kann deine Schrumpfseele das?"
    Das Schnurrmoos, das wie ein lebender Schal auf Ru Ri-Garriotts Nacken ruhte, tastete mit seinen seidig weichen Ausläufern nach La-Pharokes Haut. Es gab ein helles Zirpen von sich und kroch auf seine Schulter ohne sich dabei von Ru Ri-Garriott zu lösen. Ein elektromagnetischer Schauer durchrieselte La-Pharokes Körper. „Nein", flüsterte er, „das kann sie nicht", und er schlang seine Arme und Beine um Ru Ri-Garriott.
    Die Vereinigungspflanzen, angelockt durch die Schwingungen ihrer veränderten Körperelektrizität, kamen näher. Sie kletterten langsam die Beine der beiden Liebenden hoch und streichelten ihre Hüften. Feingliedrige Reizranken versprühten eine Wolke glitzernden Hormonstaubs und steigerten das Vergnügen des Paars mit ihrem sanften Vibrieren.
    Der Harfenstrauch spielte die Melodie von La-Pharokes Lieblingsstück „Das Murmeln der Kiesel am Grunde des Pur".
    La-Pharoke war glücklich.
    Und er spürte mit jeder Zelle seines Körpers, daß auch Ru Ri-Garriott glücklich war. Ru Ri-Garriott, die Frau, die mit seinem Herzen segelte...
     
    *
     
    Einen halben Seg später, es war bereits Nacht, lag La-Pharoke neben seiner zusammengerollten Geliebten, horchte auf ihren gleichmäßigen Atem und starrte durch die herabhängenden Gardinenlilien auf die Sterne.
    Er wagte es nicht,

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