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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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vielleicht zehn Schritte von ihnen entfernt in einer dunklen Ecke. Ich war nach oben gegangen, weil es unter Deck so stickig war.«
    »Weißt du, wer die Kerle sind?«
    »Nein, es war zu dunkel. Aber sie haben nach Yeneva gerochen.«
    Matt nickte. Das war schon mal ein Hinweis. Sollte er wirklich Recht behalten? Hatte Ewijk tatsächlich zwei Matrosen bei einem Einbruch ertappt?
    »Über was haben Vanduyn und der Master sonst noch gesprochen?«
    »Du wirst es nicht glauben.«
    »Lass es mich wenigstens versuchen.«
    »Vanduyn hat gesagt, er fände es sehr amüsant, dass er und die anderen Offiziere als Soldaten Ihrer Majestät einem Freibeuter und Halsabschneider wie Haggard unterstellt sind.«
    »Was?«, sagte Matt fassungslos. »Vanduyn ist Soldat?«
    »Ein Soldat Ihrer nerlandischen Majestät. In geheimem Auftrag unterwegs.« Keetje nickte. »Ich hab rausgehört, dass sie jemanden suchen, der Fontein heißt. Er ist der ehemalige Schatzkanzler Ihrer Majestät und mit einem Teil des Staatsschatzes verschwunden. – Momentan soll er mit einem Schiff namens Long Tall Shorty unterwegs sein, dessen Heimathafen Manakara ist. Das ist auf der Insel Madagaskar.«
    Sie räusperte sich. »Vanduyn hat es in Alunga von einem Spion Ihrer Majestät erfahren. Deswegen ist Madagaskar das Reiseziel der Schelm.«
    Matt konnten die Gründe egal sein, die Haggard und seine Bande motivierte, Madagaskar anzulaufen. Was ihm aber nicht egal sein konnte, waren Mörder an Bord. Schließlich wollte er ungern im Schlaf erwürgt werden, nur weil er unangenehme Fragen gestellt oder einen Diebstahl beobachtet hatte.
    Die Männer, die den Dritten Offizier umgebracht hatten, mussten gefunden werden.
    »Hör zu«, sagte er zu Keetje. »Du bleibst in diesem Versteck, bis wir angelegt haben. Wenn du nachts draußen rumstromerst und dich jemand erwischt, bist du schneller bei den Fischen, als du glaubst.« Matts Augen blitzten; er versuchte möglichst böse zu wirken. »Und sollte ich dich in Yanns Nähe sehen, werfe ich dich eigenhändig über Bord.«
    »Pah«, sagte Keetje in einem letzten Aufwallen von Trotz.
    »Das machst du nie!«
    Matt stand auf. »Lass es nicht drauf ankommen! Ich bin eine Seele von Mensch, aber bei Mord kenne ich keine Gnade.« Als er an der Tür stand, drehte er sich um. »Was hast du überhaupt gegen den Mann?«
    »Dat gaat je geen moer an«, sagte Keetje.
    Matt verstand zwar kein Wort, aber er wusste genau, was sie damit meinte.
    ***
    Matt hatte noch keine Stunde geschlafen, als Rulfan ihn weckte.
    »Vanduyn ist verschwunden«, sagte er und war schon fast wieder draußen. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Matt zog sich fluchend an und eilte an Deck. Es war Tag, es war windig; der Himmel war voller dunkler Wolken, die Regen ankündigten.
    Ein Dutzend Leute suchte die Brigg nach dem Steuermann ab. Matt sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass niemand auf die Idee kommen möge, im Karzer nachzuschauen.
    Slodder stand mit gesträubtem Bart und wehender Mähne am Ruder. Er machte den Eindruck, als genieße er seine neue Position. Master Haggard stolzierte mit finsterer Miene übers Hauptdeck und redete auf Offz Zwo Kuyper ein, der diensteifrig neben ihm her eilte und ihn zu beruhigen versuchte.
    »Auf diesem Schiff geschehen merkwürdige Dinge«, fauchte Haggard und winkte Matt zu sich. »Wieso entgehen sie dir, Sparrow? Schläfst du eigentlich während deiner verfluchten Nachtschicht?«
    Matt biss die Zähne zusammen. »Die Schelm ist groß. Ich kann nicht überall zugleich sein.«
    Er konnte es natürlich nicht zugeben, aber er hatte ein schlechtes Gewissen. Nun war schon der zweite Mann über Bord gegangen. Wieder in seiner Schicht! »Wenn ich an Deck bin, gibt es immer Möglichkeiten, unter Deck krumme Dinger zu drehen…«
    »Zum Beispiel?«, fauchte Haggard.
    »Gestern Nacht habe ich jemanden verscheucht, der sich am Schloss des Yeneva-Lagers zu schaffen machen wollte.« Matt zuckte die Achseln. »Vielleicht war das nur ein Manöver, um mich zu beschäftigen – damit andere in aller Ruhe den Steuermann über Bord werfen konnten.«
    Haggard kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Was willst du damit sagen, Sparrow?«
    »Das klingt ja verdammt nach einer Verschwörung!«
    Kuyper schaute sich nervös um.
    »Yeah.« Matt deutete zum Ruder hinab, an dem Slodder mit einem seiner zerlumpten Freunde stand. »Der da hat jedenfalls von Vanduyns Verschwinden erst mal profitiert.«
    »Slodder kann navigieren«, sagte Kuyper. »Es ist ganz

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