202 - Unter schwarzer Flagge
aus. Matt duckte sich, und Piets Faust knallte gegen Slodders Kinn.
Slodder grunzte.
Piet, der ihn nun erkannte, riss erschreckt Mund und Augen auf. Schon fing er sich einen Haken Slodders. Er taumelte nach hinten und warf den gerade auf die Beine gekommenen Kuyper erneut um.
Matt zog den Offizier schnell aus der Kampfzone, um zu verhindern, dass Piet auf ihn fiel, dann versuchte er Slodder zu packen, der so heftig auf Piets Visage eindrosch, als wolle er ihn töten.
Piet schlug mit dem Hinterkopf gegen die Decksaufbauten und sank neben Kuyper auf die Planken. Und Slodder, der es offenbar nicht mochte, wenn sich jemand in seine Haugeschäfte einmischte, stürzte sich wie ein tolles Walross auf Matt.
Matts rechter Arm flog hoch. Er konnte den ersten Hieb abwehren, dann flog Slodders Bein auf tückische Weise hoch und zielte auf seinen Schritt. Matt versuchte zur Seite zu springen, doch das eisenharte Knie seines Gegners traf ihn an der Leiste und ließ einen sengenden Schmerz durch seinen Unterleib rasen.
Obwohl nichts seinen Kopf getroffen hatte, blitzte es vor Matts Augen auf. Er erkannte sofort, dass da keine Sterne blitzten, sondern Stahl: Slodder hatte in einem Anfall von Jähzorn seinen Degen gezogen. Er wollte ihn töten!
Matt packte seine eigene Klinge. Im gleichen Moment umfasste der auf den Planken liegende Piet einen von Matts Unterschenkeln und riss ihn von den Beinen. Matt erfuhr nie, ob der Kerl sich bei Slodder einschleimen wollte oder nur Halt suchte. Jedenfalls sabotierte er so ungewollt Slodders Vorhaben.
Matts Hinterkopf schloss schmerzhaft Bekanntschaft mit den Planken. Slodders Degen durchbohrte die Luft. Slodder machte nun eine ganz und gar lächerliche Figur – und schaute noch dämlicher aus der Wäsche, als Rulfan durch die Tür neben ihm trat und sagte: »Behalt das Ding in der Hand, Slodder, dann hängst du in zehn Minuten an deinen Eiern an der höchsten Rah.«
»Was zum…« Slodder fuhr herum.
»Ich sag’s nicht noch mal.« Rulfans Degenspitze schabte schon an Slodders vorstehendem Adamsapfel. »Ich weiß, dass Schiffsratzen wie du nur eine Sprache verstehen«, zischte er bösartig.
Slodder öffnete seine Hand. Der Degen schepperte zu Boden. Matt hörte Kuyper neben sich leise stöhnen. Als er den Kopf hob, hockte Piet mit grünem Gesicht neben dem Offizier auf den Knien und spuckte über die Reling.
Aus Richtung Bug schlenderten zwei Gestalten heran. Sie waren zerlumpt. Matt erkannte sie schon aus der Ferne: Karel und Hägar. Beide hielten hölzerne Belegnägel in der Hand, die sich großartig als Totschläger verwenden ließen.
Ihr zahnlos-schmieriges Grinsen verhieß nichts Gutes.
»Alles in Ordnung, Käpt’n Slodder?« Karel und Hägar blieben in zehn Metern Entfernung stehen.
»Überleg dir deine Antwort genau, Drecksack«, sagte Rulfan drohend.
Slodder stierte ihn an. Sein Kinn bebte vor Wut.
Matt stand auf. Sein Hinterkopf dröhnte, doch er bemühte sich, lässig zu wirken. Er zog Kuyper auf die Beine und sagte drohend: »Das rate ich dir auch, Käpt’n Slodder!«
Slodder rief seinen Vasallen zu, alles sei in Ordnung; sie sollten sich »um ihren eigenen Mist« kümmern. Doch die Kerle rührten sich nicht vom Fleck. Dann sahen sie Kuyper, der sich nun aufrichtete. Sie wichen ein paar Schritte zurück.
Slodder half Piet auf die Beine.
»Was war hier los?«, erkundigte sich Rulfan.
Kuyper deutete auf Piet. »Ich hab den Mann erwischt, als er sich an der Tür des Yeneva-Lagers zu schaffen machte. Er ist abgehauen, ich hinterher.« Er deutete auf die Tür, durch die Rulfan an Deck gekommen war. »Als ich den Niedergang dort rauf kam, stand er neben der Tür und hat mir eins mir einer Flasche übergezogen.«
»Ist gar nicht wahr«, erwiderte Piet frech. »Ich hab gar keine Flasche! Durchsucht mich doch! Ich stand hier ganz friedlich an der Reling rum und hab was geraucht, da kam dieser Arsch durch die Tür gestürmt und hat mir eine aufs Maul gehauen. –Hier!« Er deutete auf sein Kinn, das aber, wie der Rest des Kerls, so stoppelig, behaart und schmutzig war, dass man weder eine Schwellung noch einen blauen Fleck erkannte. Er schaute Rulfan an. »Kuyper hat mich auf dem Kieker! Schon seit Tagen triezt er mich, wo er nur kann!« Er rollte aufgebracht mit den Augen. »Ich lass mir das nicht mehr gefallen! Ich geh mich beschweren! Ich geh zum Master!«
»Ich wusste gar nicht, was hier los war«, warf Slodder nun ein und nahm Matt ins Visier. »Ich wollte dir
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