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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sehen, in dem Haggards Yeneva lagerte. »Sie wollten vermutlich einbrechen, aber als sie mich gehört haben, haben sie sich verzogen.«
    Ein weiterer von Slodders Freunden – Wim – behandelte die Bordschwalbe schlecht. »Er hat sie geschlagen«, sagte Rulfan.
    »Ich habe das Gleiche mit ihm gemacht. Er hat mir Rache geschworen, aber Slodder kam dazwischen und hat ihm gedroht, er würde ihn an den Eiern am Besanmast aufhängen, wenn er die Hand gegen mich erhebt.«
    »Der Mann hat Kultur.«
    »Was macht Chira?«, fragte Rulfan. »Ich sehe sie kaum.«
    »Sie begegnet mir schon mal in der Nacht.« Matt deutete auf den Smutje. »Sie legt ihm pro Schicht mindestens zwei Ratzen vor die Tür. Am Sonntag gibt’s bestimmt Ragout für alle.«
    Rulfan verzog das Gesicht.
    Matt berichtete von Yann und dessen Sichtungen. Rulfan teilte die Tumor-Theorie.
    Auf dem Weg zu seinem Quartier blieb Matt an der Reling stehen und warf einen Blick aufs Wasser. Die Leukomorphen klebten noch immer an ihren Fersen. Was war mit den Biestern los? Warteten sie vielleicht darauf, dass noch jemand über Bord fiel?
    Dieser Gedanke führte ihn automatisch zu Ewijk.
    Was war wirklich mit ihm passiert? War er volltrunken über Bord gegangen? Oder hatte ihn tatsächlich Keetje… nein, das konnte Matt sich nicht vorstellen.
    Eher könnte er Piet und Karel bei dem Versuch ertappt haben, in Haggards Schnapslager einzubrechen?
    Angenommen, sie hatten ihm aus Angst vor einer drastischen Strafe eins über den Schädel gezogen und ihn dort über die Reling geworfen, wo Chiras Suche geendet hatte?
    Der Gedanke war es wert, verfolgt zu werden. Aber nicht jetzt, denn er war müde wie ein Hund.
    Am Abend löste Matt Rulfan ab – nicht jedoch, ohne ihm zuvor seinen Verdacht mitzuteilen.
    Rulfan konnte der Theorie einiges abgewinnen – nicht zuletzt auch deswegen, weil die fraglichen Gestalten sich am Nachmittag mit Kuyper angelegt hatten: Er hatte die Meinung vertreten, ein Bad pro Woche könne auch der Haut des dreckigsten Seemannes nicht schaden. Ein Wort hatte das andere ergeben. Irgendwann hatten Piet und Karel dem Offizier Prügel angedroht. Daraufhin hatte Kuyper ihnen befohlen, das Hauptdeck zu schrubben. Nun krochen die beiden Männer seit Stunden über die Planken und brachten sie mit Wasser und Seife auf Hochglanz.
    Ihre Blicke töteten jeden, der Bemerkungen über sie machte.
    Matt schaute ihnen eine Weile zu. Dann erspähte er Chira und ging zu ihr hin, um sie zu begrüßen. Sie nahmen seinen Patrouillengang gemeinsam in Angriff, doch als sie in Hecknähe an einem offenen Niedergang vorbeikamen, verhielt sich Chira sehr sonderbar. Sie schaute Matt an, knurrte und stieß ihre Nase gegen sein Knie.
    »Was ist?« Matt legte die Hand auf den Knauf seines Degens. »Witterst du Gefahr?«
    Chira knurrte leise, legte die Ohren an und pirschte verdächtig vorsichtig den Niedergang hinunter – wie jemand, der auf der Jagd ist und seine Beute nicht warnen will.
    Dort unten lagen die Vorratsräume. Matt konnte sich nicht vorstellen, dass Master Haggard dort Hundekuchen bunkerte.
    Chira lief durch den engen Gang, den eine Laterne notdürftig erhellte. Zahllose Türen wichen von ihm ab – und irgendwo vor ihm war das Trappeln von Füßen zu hören.
    Schon sprang Chira in einen Raum hinein, von dem Matt wusste, dass er voller Säcke, Kisten und Fässer war. Und zwischen all dem Kleinkram, der den rohen Plankenboden bedeckte, duckte sich eine junge Frau mit blonden Zöpfen und fuchtelte mit einer langen Klinge vor Chiras Nase herum. »Hau ab, du Töle!«, fauchte sie. »Verpiss dich, oder es setzt was!«
    »Keetje!« Matt blieb wie vom Donner gerührt stehen.
    »Halt mir die Bestie vom Hals«, fauchte Keetje. Ihre Hand zitterte wie Espenlaub. In ihrer Stimme schwang echte Furcht mit.
    Bevor Matt Chira zurückpfeifen konnte, ging sie von selbst.
    Vielleicht hatte ihr empfindliches Gehör ein Ratzenfiepen vernommen, dem sie auf den Grund gehen wollte.
    Matthew knirschte mit den Zähnen. Was sollte er tun? Sollte er sich weiterhin von dieser offensichtlich durchgedrehten, in jedem Fall aber verlogenen Göre auf der Nase herumtanzen lassen?
    Er trat vor, packte Keetje am Kragen und zog sie auf die Beine. »Hast du nicht versprochen, dass du abhaust?«
    Keetje zuckte mit keiner Wimper. »Hin und wieder lüge ich schon mal.« Sie grinste frech. »Wirfst du mich jetzt den Piraten vor?«
    Matt verdrehte die Augen und schleifte sie am Kragen in eine Ecke hinter den

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