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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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wirklich nur helfen, Sparrow!« Er schaute lammfromm drein. »Piet hat wohl geglaubt, wir wollten ihn alle vertrimmen… Da muss man doch mal Nachsicht üben.«
    Die Frechheit der Kerle ging Matt über die Hutschnur, doch andererseits war dies ein Fall, den in letzter Instanz nur Master Haggard entscheiden konnte.
    »Ich glaube«, sagte Rulfan, »wir überlassen diese Sache unserem Dienstherrn.«
    »Ganz meine Meinung.« Kuyper nickte. »Ich weise darauf hin, dass ihr drei bezeugen könnt, dass dieser vulgäre Schrat mich gerade einen Arsch genannt hat.«
    »Also, ich habe das nicht gehört«, erwiderte Slodder.
    Matt und Rulfan schauten sich an.
    »Matrose Piet, Matrose Slodder – wegtreten!«, brüllte Kuyper.
    »Ich mach dich darauf aufmerksam, dass ich seit Vanduyns Desertion nicht mehr Matrose Slodder bin, sondern der Vierte Offizier«, erwiderte Slodder hochnäsig. Er packte Piet am Arm. »Komm, wir gehen.«
    ***
    Matt und Rulfan mussten es sich eingestehen: Slodder & Co.
    hatten sich vermutlich nur aus einem Grund anheuern lassen: Sie wollten die Brigg übernehmen.
    Welche Motive sie hatten, blieb noch dahingestellt, aber es war sicher nicht falsch, vom Standardmotiv all jener auszugehen, denen es lieber war, dass andere sich für sie abrackerten: Habgier.
    Stand Slodder vielleicht insgeheim im Dienst des alten Freibeuters Haggard? War er mit seinen Achtgroschenjungs auf Haggards Initiative hin an Bord gekommen? Hatte Haggard Slodder beauftragt, ihm nach und nach die Offiziere Ihrer Majestät vom Halse zu schaffen, damit er…
    »Damit er was?«, fragte Rulfan neugierig.
    »Damit er die Schelm stehlen kann, weil es ihm zum Hals raushängt, im Dienst der Krone den Gutmenschen zu spielen«, spekulierte Matt.
    Sie standen nebeneinander auf dem Achterdeck und begutachteten die Dämmerung.
    Der Tag versprach garstig zu werden. Kein Vogel war am Himmel zu sehen. Dunkle Wolken dominierten. Es hätte Matt nicht gewundert, wenn gleich ein Wolkenbruch aufs Wasser geklatscht wäre.
    »Zwei Offiziere sind spurlos verschwunden; der dritte ist nur knapp einem bösen Schicksal entgangen.« Matt lugte in die See hinab. Sogar der Leukomorphenschwarm hatte sich verzogen. »Hier ist etwas im Gange, Rulfan. Wir müssen es aufdecken, sonst kommen wir nie nach Afrika.«
    »Und wenn Haggard hinter allem steckt?«
    »Dann müssen wir ihn ausschalten und einen anderen zum Kapitän machen.«
    »Wen denn? Den kleinen Kuyper?«
    »Wie wär’s mit Leeuwemoed?« Der Name allein klang schon tapfer, doch der Mann war einfach zu kultiviert für einen Job, in der man in erster Linie brüllen können musste.
    Duivemest, den Fünften Offizier, hätte schon vom Alter her niemand ernst genommen: Er war siebzehn, und vermutlich hatte sein Vater für sein Patent gezahlt.
    »Wir wär’s mit dir?«
    »Mit mir?« Matt schrak zusammen.
    »Hast du nicht vor ein paar Jahren mit Kolumbus zusammen Amerika entdeckt?« Rulfan klopfte Matthew gerade grinsend auf die Schulter, als über ihnen eine hysterische Stimme kreischte: »Schiff voraus! Schiff voraus!«
    Matt und Rulfan schauten hoch. Der Mann im Krähennest hüpfte auf und ab und deutete nach vorn.
    Von dort oben aus konnte er viel weiter sehen als jeder andere, sodass sich an Deck schnell Spannung aufbaute. Der Rudergast nahm den Ruf des Ausgucks auf und gab ihn weiter.
    Schon öffneten sich Türen. Zerzauste Seeleute und Offiziere strömten an Deck, eilten an die Reling und riefen laut durcheinander. Sie wirkten so aufgeregt, als gäbe es Freibier.
    »Land in Sicht! Land in Sicht!«, schrie der Ausguck nun und sprang vor Entzücken noch höher.
    Master Haggard drängte sich zwischen die Gaffer.
    Matt und Rulfan reckten den Hals. Eine Sekunde später hörten sie den Ausguck schreien: »Es ist die Long Tall Shorty! Sie ist auf ‘ne Sandbank gelaufen!«
    ***
    Die Long Tall Shorty? Wer hätte einen solch kuriosen Namen je vergessen können? Keetje hatte das Schiff im Zusammenhang mit dem räuberischen Schatzkanzler erwähnt.
    »Was geht hier vor?«, fragte Rulfan.
    Matt erklärte es ihm.
    Unter ihnen brüllte Master Haggard Befehle. Ein Dutzend Männer – darunter auch Duivemest – kletterten eilig in die Wanten und hielten nach dem Schiff Ausschau.
    Einige Minuten später konnte man auch vom Deck der Schelm sehen, was der Ausguck gemeldet hatte: einen leicht auf der Seite liegenden Dreimaster.
    Matt und Rulfan schauten interessiert zu, denn schon brachen hektische Aktivitäten aus.
    Haggard blökte

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