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2020 - Die Lichtgestalt

Titel: 2020 - Die Lichtgestalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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absichtlich verloren, nicht wahr?"
    Sie schloß die Augen, schwieg. „Warum?" bedrängte er sie. „Warum was?"
    „Warum hast du die Kette liegen lassen?"
    „Was glaubst du denn?"
    Er grinste. „Weil ich ein toller Kerl bin und du mich unbedingt kennenlernen wolltest", sagte er.
    Sie griff blitzschnell zu und kniff ihn in den Oberschenkel. Es tat höllisch weh. Aber nicht annähernd so weh wie an der anderen Stelle, in die sie ihn sonst immer kniff, „Also nicht?" fragte er. „Glaubst du wirklich, ich würde auf so einen alten, bescheuerten Trick zurückgreifen?"
    „Weil du also herausfinden wolltest, ob ich mich tatsächlich so sehr für dich interessiere, daß ich nach dir suche?"
    Sie schloß die Augen, schnurrte leise. Offensichtlich wollte sie nicht antworten. „Nein, mir ist es ernst. Sei ehrlich!"
    „Ich bin immer ehrlich zu dir."
    „Dann sag's mir."
    Sie ließ ihre Hand tiefer gleiten, bis zu seinem Bauchnabel, noch tiefer. Er schloß die Finger um ihr Gelenk und hielt es fest.
    Sie sah ihn an. Er nickte. „Eigentlich ..."
    Er nickte erneut. „Weil ich feststellen wollte, ob ein Fußballspieler so intelligent sein kann, daß er mich findet, obwohl er nur meinen Vornamen und meine Schule kennt", gestand sie. „Ich mag nämlich intelligente Männer und kann mit dummen nichts anfangen", fügte sie hinzu. „Und am liebsten mag ich intelligente Männer, die obendrein noch gut im Bett sind."
    „Dann ist mir klar, wieso du so unglaublich verliebt in mich bist."
    Sie befreite ihre Hand aus seinem Griff und kniff ihn erneut. Diesmal dorthin, wo es wirklich weh tat. Aber nicht so fest. „Du gestehst also ein", sagte er, „daß es intelligente Fußballspieler gibt?"
    „Das habe ich nie bestritten."
    „Und du weißt, nächste Woche werde ich wahrscheinlich zum erstenmal in der ersten Mannschaft spielen."
    Sie wandte den Kopf ab. „Und trotzdem kann ich dich nicht bewegen, dir das Spiel anzusehen?"
    Sie schloß die Augen. Er streichelte ihr sanft über das wirre Haar.
    Er liebte sie so sehr, daß es ihm fast den Verstand raubte. Sie war intelligent und liebenswürdig, voll von einer inneren Wärme, die ihn in die rosigsten Wolken versetzte.
    Und sie liebte ihn auch, daran hatte er nicht den geringsten Zweifel. Tief und inbrünstig.
    Vielleicht aber etwas zu sehr. Sie forderte seine Aufmerksamkeit zu einhundert Prozent. Manchmal hatte er den Eindruck, daß sie den Fußball nicht als seinen Beruf betrachtete, sondern als Konkurrenz, die es zu bekämpfen galt. Daß sie versuchte, ihren Einnuß auf ihn, ja sogar ihre Macht über ihn, zu benutzen, um ihn vom Training und vom Spielfeld fernzuhalten. Sie hatte geschworen, niemals in ihrem Leben ein Fußballspiel zu besuchen.
    Und das, obwohl sie wußte, wieviel ihm daran lag.
    Oder gerade deshalb.
    Leise stöhnte er auf. Obwohl er lag, drehte sich plötzlich alles um ihn. Statt Blut schien zähe, dickflüssige Lava durch seine Adern zu wallen, und seine Glieder waren auf einmal schwer wie Blei.
    Er fühlte die Berührung von Marias Hand auf seiner Stirn. Wie aus weiter Ferne drang ihre Stimme zu ihm vor, doch er konnte nicht verstehen, was sie sagte.
    Er schloß die Augen und atmete tief durch. Seine verdammte Immunschwäche! Diese ... Anfälle traten in letzter Zeit häufiger auf. Auffällig häufig, seit er mit Maria zusammen war. Fast, als lehne sein Körper sich gegen ihre permanente Zurückweisung seiner Berufung auf. Als wolle er ihn auf diese Weise zwingen, sich zwischen Maria und dem Fußball zu entscheiden.
    Falls nicht noch etwas anderes dahintersteckte ...
    Seine Gedanken flössen immer träger und stürzten schließlich vollends in ein unendliches, dunkles Nichts.
     
    2. März 1295 NGZ
     
    „... und die Nummer fünf trägt ... Falo ..."
    „... GAUSE!" riefen fünf zigtausend Zuschauer wie aus einem Mund.
    Das Flutlicht brannte in Falos Augen. So hatte er sich das nicht vorgestellt, es war ganz anders als erwartet. Der Jubel der entfesselten Menge im Magellan-Stadion blies ihn förmlich fort. Er hatte all die Jahre gedacht, daß es ein erhebendes Gefühl sein würde, zum ersten Mal mit den neun anderen Spielern der ersten Mannschaft genannt zu werden, gehofft, daß es ihm Zuversicht und Selbstsicherheit gab.
    Doch der Blick auf die ausverkauften Ränge ließ lediglich seine Knie zittern und lahmte sein Denken. Er bekam kaum mit, daß seine Mannschaftskameraden vorgestellt wurden und der Spielführer zur Seitenwahl zum Schiedsrichter ging.
    Er

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