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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Professor holte sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer der CMZ-Anlage. Flora Smith meldete sich. »Hören Sie zu, Flora. Die Sache ist ernst, und ich fürchte, es geht um unseren Kopf.« Sprach er anfangs noch mit lediglich gesenkter Stimme, so fiel er jetzt in einen Flüsterton. »Ich gehe mit Ali Ben Ulashi nach oben, damit ich nichts verpasse. Verriegeln Sie vorsichtshalber die Anlage und warten Sie, bis ich mich wieder melde.« Flora bestätigte.
    Ali und Awakian verließen die Halle, das Stimmengewirr blieb zurück. Im Aufzug telefonierte Ali abwechselnd auf beiden Telefonen. Der Professor begriff – über das eine Gerät stand er mit einer Truppe von knapp zwanzig Männern in Verbindung, die einige Kilometer entfernt die Transporthubschrauber im Auge behielten, mit denen Yassirs Leute gelandet waren. Über das zweite Telefon sprach er mit dem Kommandeur der Schutztruppe über dem Bunker in der Oase.
    Der Aufzug stoppte, die Tür öffnete sich, warme Luft schlug ihnen entgegen. Rotoren hämmerten irgendwo über dem Dach.
    Sie liefen zum Ausgang des Gebäudes. Die Klinke schon in der Hand, wandte sich Ali nach dem Mediziner um. »Ich will Ihnen reinen Wein einschenken, Professor Awakian«, sagte er.
    »Vermutlich ahnen Sie es bereits.«
    Awakian nickte. »Er will nicht nur sechs Schlafzellen, er will auch, dass Ihr Vater die ›Ungläubigen‹ des Bunkers verweist.«
    »Sie sind ein kluger Mann, Professor Awakian.« Ali Ben Ulashi öffnete die Tür. Ein Windstoß wehte ihnen glühend heiße Luft, Sand und Rotorengehämmer entgegen. Sie liefen zur Dattelpalmenschonung, wo zwei schwere Panzer einen Unterstand flankierten – der Kommandostand des Offiziers, der die Schutztruppe befehligte.
    »Er will also, dass Sie mich und mein Team in die Wüste schicken?« Awakian schrie gegen den Rotorenlärm an. Auf dem Dach des Pumphauses entdeckte er ein Geschütz. Zwei Kampfhubschrauber kreisten über dem Gebäude. Am Rande der Oase lagen Männer hinter Maschinengewehren in Stellung.
    »Und Ihre Frau und meine Frau!« rief Ali. »Also praktisch auch mich.«
    Ein Stich ging Awakian durchs Herz, als er an seine kranke Frau dachte. Und dass der Fanatiker selbst seine Schwägerin dem sicheren Tod ausliefern wollte, verblüffte ihn.
    Die Kampfhubschrauber sanken tiefer; in kaum noch hundert Metern Höhe kreisten sie jetzt über der Oase. Offensichtlich nahmen sie die Flugabwehrstellung auf dem Pumphaus ins Visier. Vielleicht wollten sie auch die beiden Männer einschüchtern. Awakian empfand keine Angst – im Gegenteil: Alles kam ihm irgendwie unwirklich vor, der bleierne Knoten um sein Herz hatte sich aufgelöst, und er glaubte zu schweben.
    Mit einem Blick zum Himmel, wo die beiden Kampfhubschrauber böse brüllten wie Mammuthornissen, pries er die Errungenschaften der Pharmazie im Allgemeinen und Diazepam im Besonderen.
    An Ali Ben Ulashis Seite betrat er den Unterstand. Vier Männer hielten sich darin auf: Einer mit rotem Al-Fatah-Tuch, Jackett und Jeans beobachtete den Monitor einer mobilen Ortungsanlage, zwei in traditionellen weißen Dischdaschas bellten abwechselnd in ein und dasselbe Mobiltelefon, und einer in der Galauniform der Saudischen Armee setzte seinen Feldstecher ab und kam zu ihnen.
    »Endlich!«, rief er. »Sie drohen das Ultimatum zu verkürzen, wenn wir nicht sofort unsere Männer aus der Wüste zurückziehen!« Der General a.D. hatte graues Haar und einen grauen, kurz geschorenen Bart. »Was sollen wir tun?« Er war aschfahl, seine Hand mit dem Fernglas zitterte und seine schwarzen Augen waren feucht.
    »Sie wissen, dass der Scheich mir die Entscheidungsgewalt übertragen hat?«, fragte Ali Ben Ulashi.
    »Ja, aber entscheiden Sie rasch!«, sagte der General. Die Männer am Telefon verstummten, der an der Ortung blickte auf.
    Die Blicke der Männer wanderten unruhig zwischen Awakian und dem ältesten Sohn des Scheichs hin und her.
    »Verbinden Sie mich mit meinem Bruder!«, forderte Ali Ben Ulashi.
    Einer der beiden Dischdaschaträger tippte eine Nummer in das Mobiltelefon und reichte Ali das Gerät. Der drückte auf die Lautsprechertaste, sodass alle das Freizeichen hörten. »Ja?«, tönte eine erregte Männerstimme.
    »Bist du es, Yassir?« Der älteste Sohn des Scheichs richtete seinen Blick auf Awakian, als wollte er seine Augen festhalten.
    »Ich bin es, wer sonst? Warum spreche ich nicht mit unserem Vater?«
    »Es geht ihm nicht gut. Er hat mich beauftragt, mit dir zu verhandeln. Deine

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