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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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nicht einmal, ob es derartige Tiere außerhalb von Victorius’
    Phantasie überhaupt gab.
    »Fabelwesen sind das«, erklärte sie. »Drachen, die eiskalt angreifen und gnadenlos töten!«
    Ein Schuss fiel, der Knall hallte über die Oase. Der Angriff der aus dem Dattelhain heranstürmenden Wüstenkrieger geriet für einen Moment ins Stocken.
    Aruula blickte zurück. Die Sturmreihe der Kamelreiter hatte sich zu einem chaotischen Haufen zerstreut. Feuerwaffen kannten die Wüstenkrieger wohl nicht, und der Schuss hatte die Kamshaas erschreckt. Eines der Tiere trottete jetzt ohne Reiter auf die Oase zu. Vor dem Luftschiff stopfte Victorius schon die nächste Bleikugel in seinen Schießprügel. Grao’sil’aana stand reglos am Seeufer.
    »Ich muss ihm helfen!« Daa’tan wollte umkehren, doch Aruula hielt ihn fest. »Du wirst mir helfen!«, zischte sie. »Wenn sie auf ihn losgehen, wird schon die alte Angriffslust in ihm erwachen!« Sie zog Daa’tan mit sich zum Dattelhain. Die Wüstenkrieger hatten sich inzwischen gefangen. Nur knappe hundert Meter trennten Mutter und Sohn noch von den bärtigen Säbelkämpfern.
    »Setze deine Macht über Pflanzen ein!«, rief Aruula Daa’tan zu. »Die kennen sie noch nicht! Das wird sie verwirren!« Sie drückte ihn von sich weg und bedeutete ihm so, sich von ihr zu entfernen und die kleine Armee der Wüstenkrieger an ihrer Flanke anzugreifen. Prompt teilten sich die Säbelkämpfer – etwa zwanzig griffen Daa’tan an, etwa zehn stürmten dem Teichufer und Aruula entgegen.
    In diesem Moment fiel wieder ein Schuss. Aruula sah zurück: Pulverdampf stieg über dem Luftschiff auf. Ein zweites Kamshaa trottete nun ohne Reiter durch die Oase. Die anderen schwarz vermummten Krieger aber galoppierten schon um die PARIS und ihren Kapitän herum und zogen ihre Kreise enger und enger. Grao’sil’aana stand am Teichufer und sah tatenlos zu.
    »Greif ein, Daa’mure!«, schrie Aruula. »Greif ein, oder wir kommen hier nie wieder weg!«
    Sie überließ Victorius und Grao’sil’aana ihrem Schicksal. Was konnte sie schon tun? Nichts, außer ihnen den Rücken frei halten und den Ansturm der Säbel schwingenden Wüstenkrieger wenigstens zu verzögern.
    Sie packte Säbel und Lanze und wartete auf ihre Gegner. Aus den Augenwinkel beobachtete sie, wie Daa’tan mit seinem Wunderschwert um sich schlug. Vier oder fünf Wüstenkrieger in seiner Umgebung wälzten sich bereits in dornige Ranken verstrickt am Boden. Andere schlugen mit ihren Säbeln nach Schlingpflanzen, die plötzlich aus dem Boden sprossen und sich um ihre Knöchel und Unterschenkel wickelten.
    Unter den zehn Kriegern, die Aruula angriffen, brach Verwirrung aus, weil fast die Hälfte von ihnen stürzte, bevor sie die bewaffnete Frau erreicht hatte. Ihre Füße hatten sich in aufschießendem Gestrüpp verfangen. Kaum versuchten sie sich im Gras aufzurichten, rankten sich schon Winden und Lianen um ihre Handgelenke, und junge Dornenheckenzweige wucherten ihnen über die Knie.
    Aruula merkte, dass ihr Sohn seine übernatürlichen Kräfte auf sie und ihre Gegner konzentrierte, um sie vor der zehnfachen Übermacht zu schützen. Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln war dankbar dafür; und sie nutzte den Überraschungsmoment aus: Sie lief vom Teichufer weg und lockte ihre Gegner hinter sich her zu einer großen Hecke aus Dornengestrüpp.
    Dort verfing sich ein Säbelkrieger im plötzlich aus der Erde schießenden Wurzelgeflecht, einen zweiten trafen einige Dattelstauden, die auf einmal ohne ersichtlichen Grund zu Dutzenden aus den Palmenkronen regneten. Über einen dritten Krieger brach wie von unsichtbarer Hand bewegt die Hecke auf der gesamten Länge zusammen und begrub ihn unter sich. Im Inneren des Gestrüpps erkannte Aruula verkohlte Metallstreben und verrostete Rotorblätter eines Fluggerätes; wenn sie sich recht erinnerte, hatte Maddrax es einmal »Heekopter« genannt.
    Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln riss sich von dem unheimlichen Anblick los, packte Lanze und Säbel und fuhr unter ihre gestürzten Gegner. Bald hatte sie es nur noch mit drei Angreifern zu tun, und die waren viel zu entmutigt, um noch den offenen Kampf zu suchen. Aruula registrierte es mit grimmiger Freude.
    Wieder fiel ein Schuss. Ohne ihre Gegner aus den Augen zu lassen, blickte Aruula zum Luftschiff. Grao’sil’aana hing zwischen den Höckern eines Kamshaas und schlug mit zwei Säbeln um sich. »Wudan sei Dank!«, seufzte Aruula. Mehr als ein Dutzend

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