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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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schreiben musste. »Josi-Fischchen, verzeih mir, ich habe dich aus Liebe aus der Gruppe geworfen, weil ich dich schützen wollte. Bitte melde dich. Dein Crazy H.«

 
86
    Mittwoch, 12. auf 13. Juni, nachts, Dubai:
    Stunden später wich ihre Verzweiflung einem kühlen Begreifen. Sie glitt still durch das Wasser, über sich der nachtschwarze Himmel, die Sterne. Und plötzlich konnte sie körperlich spüren, wie sich die Erde im All drehte. Der Blaue Planet war ein winziger Punkt im Universum, und er besaß nicht einmal die Leuchtkraft eines Sterns. Es kam nicht mehr auf den einzelnen an – in diesem Virenkrieg nicht. So viele waren bereits gestorben, und so viele würden folgen. Es kam nur noch darauf an, ob sich das Schicksal der Menschheit jetzt, in diesen Tagen erfüllen würde. War sie Zeuge dieser Katastrophe? Würde sich in einem Jahr oder gar in wenigen Wochen eine menschenleere Erde im Weltall drehen?
    Und die Chimären? Die Gedanken in Josis Kopf schmerzten. Sie fasste sich an die Schläfen. Aufhören!
    Wenn es, trotz allem, eine Chance gab, dann musste sie nach diesem Strohhalm greifen. Sie hatte noch nicht mit Constantin darüber gesprochen. Vielleicht war doch nicht alles vergebens. Ihre Triple-Chimären-Gene waren vielleicht der Schlüssel, die allerletzte Chance. Musste sie nicht alles daran setzen, ihren Vater, vielleicht Leon, ihre neuen Freunde, ihre beiden Halbbrüder, alle Menschen, die ihr etwas bedeuteten, zu retten? Der Gedanke kam ihr so verwegen und falsch, so überheblich und gleichzeitig so mickrig und dumm vor, und doch konnte sie nicht anders, als umkehren.
    Drei Stunden später hatte sie die Corvette geortet und eingeholt. Sie schwamm vor den Bug und winkte.
    Constantin legte ihr eine Decke um die Schultern und nahm sie in den Arm. »Ich hatte schon befürchtet, du kommst nicht mehr zurück.«
    »Das hatte ich vor.« Josi schniefte und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab. Yu hielt ihr ein Taschentuch hin. Josi ließ sich in den Rollstuhl sinken, den Ben ihr hingestellt hatte. An der Tür hob er sie samt Rollstuhl hoch, trug sie nach unten und schob sie in den Gemeinschaftsraum.
    Lars klapperte mit einer Pfanne am Herd. Fett zischte. Josi stützte den Kopf in die Hände. Sie hörte, wie Lars Eier in die Pfanne schlug.
    Constantin setzte sich zu ihr und hielt ihr einen Becher mit Kaffee hin. »Ähm, in den Blogs heißt es, Ethan Hilden sei am Steg zur Super-Yacht seiner Eltern von Unbekannten erschossen worden.«
    Josi schob den Kaffee beiseite, sie ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken und weinte erneut. Constantin streichelte ihr übers Haar.
    »Den Anschlag hat eine entfernte Kamera eines Bloggers gefilmt. Ein Krankenwagen hat Ethan abtransportiert. Vielleicht besteht noch Hoffnung. Die Familie Hilden jedenfalls hat vom Hafen abgelegt. Es gibt keine offizielle Bestätigung über Ethans Tod.«
    Josi schüttelte den Kopf. »Die Leute am Steg fanden keinen Puls mehr. Ich habe es gehört. Ich hätte dort sein müssen. Nicht irgendwo draußen im Meer.« Sie biss sich vor Schmerz in die Faust. »Das nächste Mal nehme ich eine Waffe mit. Ich hätte den Attentäter abgeknallt. Das schwöre ich.«
    Yu setzte sich an den Tisch. »Hey, du bist nicht Jamy Bond«, fauchte sie, »und du bist nicht dafür verantwortlich, was geschehen ist.«
    »Und warum stecke ich mittendrin?«
    »Wir stecken alle mittendrin. Ich, du, wir alle. Und entschuldige, wenn ich das jetzt so sage, aber Ethans Vater ist auch einer von den Entscheidern, die dafür sorgen, dass uns die Luft zum Atmen wegbleibt.«
    »Hey«, zischte Constantin Yu an. »Es gibt hier keine Sippenhaft.«
    Yu senkte den Kopf und schlug ihre Krallen in die Holzplatte.
    Constantin schob den Kaffee-Becher erneut zu Josi rüber. Diesmal trank sie. Der bittere Geschmack passte zu ihrer Stimmung, wie sie feststellte. Sie stellte die Tasse ab und dachte nach. Neben ihr wurden die Rühreier kalt, die Lars ihr hingestellt hatte. Sie wischte mit dem Zeigefinger über den Rand ihrer Tasse, bis sie endlich so weit war, ihre Gedanken in Worte zu fassen.
    »Constantin, wenn das alles noch einen Sinn macht, und nicht einfach nur zufällig geschieht, dann frage ich mich, warum ich hier bei euch gelandet bin. Ich bin vielleicht die einzige Triple-Chimäre weltweit.« Sie schluckte. »Wir wissen nicht, was mit Leon ist, und wo er steckt. Aber wir wissen, dass ein Mammal -Virus die gesamte Menschheit schon morgen vernichten könnte. Als ich mit

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