2030 - Chimaerenblut
ich wohl kaum bei euch über Deck flanieren können. Ich wollte mir das Leben nehmen. Capito ?«
Ethan schnappte nach Luft. »Und? Du hast es ja wohl doch nicht getan.«
»Nein. Ich habe Freunde gefunden.«
»Freunde? War ich dir kein Freund?«
Shit, dachte Josi. Genau diese Wendung im Gespräch kann ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Versöhnlich nahm sie ihn in den Arm. »Ich hätte mit dir reden müssen. Tut mir echt leid.«
»Mir auch, Honey.« Er schluckte . »Dein Vater sucht dich. Er ist hier in Dubai. Bitte melde dich bei ihm. Die Mafia ist dir übrigens auf den Fersen. Sagt dein Vater. Wir haben sicherheitshalber die Wachen verstärkt.«
»Wie hast du den Bodyguard weggelotst?«
»Ich habe gesagt, dass ich ein Rendezvous mit einer Nixe von der Nachbar-Yacht habe.«
Josi rollte mit den Augen. »Ethan, um es kurz zu machen, ich benötige deine Hilfe … ich brauche Geld.«
»Das glaube ich jetzt nicht.«
»Doch. Es geht um viel Geld … sehr viel sogar.«
»Wirst du erpresst?«
»Nein.«
»Hör zu! Du verschwindest ohne ein Wort, und dann kommst du zurück und willst Geld von mir. Honey, weißt du, wie das klingt? Du bist echt schrill.« Ethan schüttelte den Kopf.
»Kann ich es dir erklären? Bitte!« Sie ließ unruhig die Schwanzflosse durch Wasser gleiten.
»Nur zu!«
»Also, ich befinde mich auf einem Aktivistenboot.«
»Ach, das ist ja mal ganz was Neues. Aktivisten?«
»Ja, Aktivisten. Und sie versuchen auch deinen Arsch zu retten. Sie analysieren aktuelle Viren. Sicher hast du auch die Nachrichten verfolgt. Wir, also sie, können an eine Probe des Mammal -Virus kommen. Wir müssen das Virus aufhalten. Aber der DNA- Sequenzierer ist kaputt und…«
»Stopp Josi, du erwartest doch wohl nicht, dass ich dir das glaube?«
»Glaub, was du willst. Es ist die Wahrheit. Uns verfolgt die Viren-Mafia. Sie haben Con… äh, sie haben sein Konto leergeräumt. Aber wir benötigen das Gerät. Du musst uns nichts schenken, nur leihen, hörst du.«
»Ich weiß nicht, das klingt alles ziemlich wirr.«
»Bitte! Du musst mir vertrauen. Ich schwöre dir, bei meinem Leben, es ist die absolute Wahrheit, was ich dir sage. Habe ich dich jemals belogen?« Josi begann zu weinen. »Ich dachte, du wüsstest das. Lieber beiß ich mir die Zunge ab.«
»Stimmt. Lügen kannst du nicht. Honey. Du weißt, mein Vater bringt mich um…«
»Ethan, mir läuft die Zeit davon…«
»Geht es um dich? Hast du das Mammal -Virus?«
»Ich bin vielleicht der Schlüssel zur Heilung«, antwortete sie spontan. »Ich bin eine Triple-Chimäre. Wenn wir herausfinden, wie die Mechanismen bei mir abgelaufen sind, können mit dem Mammal -Virus Infizierte vielleicht ein weiteres Menschen-Gen bekommen und somit wenigstens teilweise Mensch bleiben, anstatt vollständig zum Tier zu mutieren.«
Sie wusste, diese spontane Idee war mehr als verrückt, aber vielleicht die einzige Chance. Sie müsste das mit Constantin besprechen.
»Kapier ich nicht«, sagte Ethan. »Noch mal ganz langsam. Ich bin Jurist, kein Arzt.«
84
Mittwoch, 12. Juni, nachmittags, Dubai :
Constantin hatte Mühe an Deck zu stehen. Die Corvette war in voller Fahrt. Den ganzen Tag über waren sie verfolgt worden. Immer wieder tauchten die zwei Schnellboote am Horizont auf und versuchten sie in die Zange zu nehmen. Mittlerweile fragte er sich, ob es ein Fehler gewesen war, Ethan um Geld zu bitten. Zumal er ihn nicht kannte. Und jetzt wollte Josi den Prepaid- NanoC von Ethan draußen im Meer aktivieren und mit ihm in Kontakt bleiben während er das Geld transferierte.
»Das muss ich einfach tun. Er ist mein Freund. Und er ist auch euer Freund. Ich muss wissen, ob alles gut gelaufen ist. Es ist nicht ganz ungefährlich. Die Mafia könnte auch ihn beobachten, oder ihn verfolgen, nur um mich zu finden.«
»Und wie findest du zu uns zurück? Wir müssen in voller Fahrt bleiben.«
»Keine Sorge. Ich habe euch in meiner Peilung einprogrammiert.« Sie legte die Fingerspitzen gegen die Schläfen. »Zu irgendwas muss der Hai in mir ja nütze sein. Wir sehen uns erst nach Sonnenuntergang wieder. Ich finde euch.«
Noch einmal drehte sie sich zu Yu um. »Euch viel Glück!« Josi wusste, auch die beiden hatten noch einen schwierigen Auftrag vor sich. Sie wollten nach Sonnenuntergang in die Wüste aufbrechen und das Mammal -Viru s mitbringen.
Constantin gab ein Zeichen an die Brücke, und Lars drosselte die Geschwindigkeit. Ben hob Josi auf die Plattform der Hebebühne.
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