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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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Haus verlassen hatten. Dann lauschte er noch eine Weile, bis er in seine Wohnung schlich. Das Licht ließ er vorsichtshalber ausgeschaltet.
    Nichts wirkte durchwühlt oder war beschädigt. Weder Schubladen noch Schranktüren standen offen. Was fehlte, konnte Leon auf die Schnelle nicht erkennen. Im Dunkeln packte er Jeans und Pullover in einen Rucksack. Mit Wehmut nahm er den Hufeisen-Anhänger für Josi vom Nachttisch. Vielleicht, irgendwann, wenn alles hier vorbei ist, dachte er und verschwand über den Kellerausgang.

     
    Am Stadtrand suchte Leon sich eine preiswerte Pension und bekam ein Zimmer im Erdgeschoss. Er kletterte durchs Fenster und holte sein Bike rein.
    Im Nebenzimmer telefonierte jemand. Jedes Wort war durch die dünnen Wände zu verstehen.
    Leon stieg erneut aus dem Fenster und drückte sich an eine stille Hausecke. Dann steckte er den Kopfhörer für seinen NanoC ins Ohr und wählte Kevin an.
    »Hallo?«
    »Ich bin es Leon. Ich werde verfolgt. In meiner Wohnung waren Leute.«
    »Woher weißt du das? Hast du sie gesehen?«
    »Ja. Ich kenn‘ bei uns in der Sackgasse jedes Auto. Der dunkle Wagen fiel mir sofort auf. Ich bin über den Keller ins Haus geschlichen, da kamen sie aus meiner Wohnung.«
    »Was hast du jetzt vor? Willst du zu mir kommen?«
    »Nein, ich habe eine Pension genommen. Es ist noch was anderes passiert.« Leon holte tief Luft. Er müsste Kevin die Ungeheuerlichkeit mitteilen. Kevin musste selbst entscheiden, ob er ein zu großes Risiko für ihn war.
    »Was ist los, Mann?«
    »Ich habe mich bei dem Einbruch infiziert. Vermutlich habe ich mich am Zaun verletzt und irgendwie die Scheißviren ins Blut gekriegt.«
    »Was für Viren? Woher weißt du, dass es Viren sind.«
    »Jemand hat die Proben aus der Fabrik untersucht.«
    »Dieser Jemand könnte in Gefahr sein.«
    »Niemand kann eine Verbindung herstellen. Ich war vorsichtig. Hör zu Kevin, ich bin nicht ansteckend. Du bekommst es nicht. Das Virus ist nur über direkten Blutkontakt und Wundflüssigkeit ansteckend. Ich werde zur Triple-Chimäre: Fisch-Pferd-Mensch. Am Hals habe ich bereits Fisteln. Ich denke, das werden die Kiemen. Mir läuft die Zeit davon. Das Virus dockt am Adrenalin an. Ich muss so schnell wie möglich nach Warschau. Aber wenn ich dir ein zu großes Risiko bin, dann ziehe ich das alleine durch. Jetzt geht es nicht mehr nur um Tierquälerei oder Salmonellen. Da läuft was viel Größeres. Kevin? Bist du noch da?«
    »Wir ziehen das zusammen durch. Wo bist du? Ich hol dich ab.«
    » No , no . Lass gut sein. Die Pension ist okay. Ich werde morgen einen Zug nehmen und nach Warschau fahren. Vielleicht kann ich mich als Aushilfe in die Fabrik einschleichen. Wenn du wieder in Warschau bist, melde dich bei mir. Wir sehen dann weiter. Ich wollte dich nur vorab informieren.«
    Ein Auto fuhr vorbei, schluckte das Gespräch.
    »Leon?«
    »Ja.«
    »Geh auf keinen Fall noch einmal in deine Wohnung. Hörst du?«
    »Ich weiß.«

 
21
    Nachts:
    Karl Anton Wilmershofen hasste Hühner. Er hasste ihren Gestank, ihr Gackern und den Dreck, den sie machten. Als Kind war er mit Hühnern aufgewachsen. Flöhe und Milben hatte er sich bei ihnen geholt. Und jetzt besaß er eine eigene Hühnerfabrik und wurde seinen Ruf als Hühnerbaron einfach nicht los. Sein Leben lang hatte er sich gewünscht, es mal weiter zu bringen. Endlich so viel Geld zu verdienen, um den Hühnern und dem elenden Mist hier zu entkommen. Doch die Viecher klebten an ihm wie die Pest.
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wieder und wieder stach er mit dem Spaten in die störrische Erde. Der Waldboden war fester als erwartet. Die körperliche Arbeit machte ihn wütend. Diese dämlichen Tierschützer hatten ihm alles vermasselt. Ihr Einbruch hatte seine Pläne durchkreuzt. In Windeseile hatte er in jener Nacht die Kadaver in Tüten verpackt und versteckt. Und jetzt musste er wieder schwitzen und die Tiere endgültig verschwinden lassen. Er zerrte die Säcke aus dem Schuppen und warf einen nach dem anderen in das Loch, das er gegraben hatte.
    Der Gestank war bestialisch, auch durch die Säcke hindurch. Wilmershofen spuckte auf den Boden, um sich nicht zu übergeben. Schließlich zog er die Handschuhe und den gelben Schutzanzug aus, warf die Sachen in die Grube und schob Erde und Laub darüber. Erschöpft betrachtete er sein Werk, klopfte sich die Hosenbeine ab und ging zum Schuppen. Dort stand ein Eimer mit Regenwasser. Abwechselnd trat er mit seinen grünen

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