2030 - Radio Freies Ertrus
die Ertruser Messer und axtähnliche Gegenstände, die Rhodan nicht einmal bei normaler Schwerkraft hätte heben können.
Ob sie einen ertrusischen Bären damit besiegen konnten, daran zweifelten allerdings selbst die Ertruser. „Da ist er!" flüsterte Rock Mozun.
Rhodan folgte dem ausgestreckten Arm.
Von einer Anhöhe herab huschte mit gewaltigen eleganten Sätzen ein Schatten. Der Schatten landete auf vier stämmigen Pfoten, jede so groß wie Rhodans Leib, und die Erschütterung setzte sich spürbar durch den Boden bis zu dem Terraner und den Ertrusern fort. „Rhodan! Beweg dich nicht! Er sieht sehr gut."
Das schwarzbraun gescheckte Tier war eine mächtige Erscheinung, viereinhalb Meter lang von der zahnbewehrten Schnauze bis zum baumdicken Stummelschwanz. Rhodan schätzte ein Gewicht von vier Tonnen - bei Normschwerkraft - und eine Widerristhöhe von zwei Metern.
Das Geschöpf hob sichernd den Kopf und blickte in alle Richtungen, ohne daß eine Reaktion erfolgte.
Dann bewegte der Bär sich in einem seltsamen, täuschend unbeholfen wirkenden Paßgang über eine Paßkreuzung von Perry Rhodan und den Ertrusern fort.
Nach zehn Minuten gab Tasmaene Entwarnung. „Er ist weg. Ich rieche ihn nicht mehr. - Wir müssen jetzt ständig auf solche Begegnungen gefaßt sein. Die Gor-Oase ist die einzige in weitem Umkreis, das bedeutet, alle Tiere der Umgebung kommen zum Trinken her."
Rhodan konnte sich schwer vorstellen, daß in dem lebensfeindlichen Ökosystem des Vulkanlands viele Lebewesen ein Auskommen fanden. Aber die Ertruser wußten es besser.
Nach einer Stunde Fußmarsch erreichten sie von Moosen und Flechten bewachsene Felsen. Es war ein so armseliges Lebenszeichen, dennoch genoß Rhodan den Anblick.
Sie befanden sich in der Mitte der sieben Kilometer breiten Oasenwand.
Tasmaene entschied sich, den Weg zur linken Seite fortzusetzen.
Sie stießen auf den Bach, von dem der ehemalige Bürgermeister gesprochen hatte: ein verunreinigtes, dunkelbraunes Wasser, an dessen Oberfläche schwefelgelbe Bläschen platzten. Hitzedämpfe stiegen von dem Wasser auf. Am Ufer fielen die Spuren fremdartiger Lebewesen ins Auge, jeder Pfotenabdruck kleeblattförmig und einen halben Quadratmeter groß, mit Vertiefungen an den Rändern, die auf unterarmlange Krallen hindeuteten. „Wir werden dem Bach hangaufwärts folgen", bestimmte Kim Tasmaene. „Wenn wir einen Mattuni finden, dann dort."
Nach wenigen hundert Metern stieg das Gefalle auf einen Wert an, der für einen Terraner ohne Bergsteigerausrüstung oder Antigrav kaum zu bewältigen war. Gerade letzteres verbot sich von allein angesichts der Ortungsgefahr, die selbst im Mattun Gor nicht ignoriert werden konnte.
Rhodan kletterte auf Rock Mozuns Rücken.
Der Emotionaut schleppte ihn den Hang hinauf. Seine mächtigen Atemzüge verrieten, daß er mit den Kräften am Ende war; nach einem halben Tag ohne Nahrung bei einem unverhältnismäßig hohen Kraftaufwand über zwölf Stunden hinweg.
Rhodan erkannte in Marschrichtung einige gedrungene Gebäude, die ihn an primitive Wellblechhütten erinnerten, die jedoch aus Terkonit oder einem vergleichbaren hochfesten Material bestanden.
In den Wänden der Hütten befanden sich kleine Fenster. Sie waren mit Gittern verstärkt, die anscheinend als Schutz gegen eindringende Tiere dienen sollten.
Rock Mozun ließ Rhodan auf den Boden zurück.
Tasmaene deutete auf weiße Markierungen, die gegeneinander versetzt in Zweimeterabständen zwischen den Felsen verliefen. Die Markierungen umgaben die kleinen Gebäudehaufen wie ein lückenloser, als Muster angelegter Kreis. „Tritt nicht auf die Stromfallen, Rhodan", warnte ihn der ehemalige Bürgermeister „Im Boden stecken wirksame Induktionsschleifen, die aus Geoelektrizität gespeist werden.
Mattunis schützen ihre Häuser damit vor Großwild. Du mußt immer darüber wegspringen, die Isolierung deiner Stiefel wird dir nicht viel helfen. Für einen Terraner könnten die Schleifen tödlich sein."
Sie umgingen vorsichtig die Markierungen und erreichten die Gebäude. Eines identifizierte Rhodan als Wohnhaus, die anderen dienten Landwirtschaftszwecken oder als Lager für verschiedene Güter. Neben einer Art Silo stand in halb zerlegtem Zustand eine Maschine, die ihn an einen altertümlichen Mähdrescher erinnerte.
Kim Tasmaene stieß einen unüberhörbaren Ruf aus - der beinahe Rhodans Trommelfell gesprengt hätte -, ohne eine Antwort zu erhalten. Dann erst öffnete er vorsichtig die
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