2030 - Radio Freies Ertrus
unendlich mühevoll, „... sind niemals Schlachtschiffe, nicht Impulskanonen und nicht Transformbomben. Es gibt Methoden, die auf einer höheren, ethischeren Stufe angesiedelt sind."
Rhodan stockte fast eine halbe Minute lang. Sein Brustkorb hob und senkte sich in einer hyperventilierenden Geschwindigkeit. „Ich spreche von Intelligenz. Von dem Glauben an die eigene Stärke und Moral. Von dem Wissen, daß der Friede stets dem Krieg überlegen sein wird. Denn der Friede schafft Werte, während der Krieg immer nur nimmt und zerstört. - Wir können das Kristallimperium nicht besiegen, indem wir gegen die Arkoniden Krieg führen. Statt dessen müssen wir unsere Stärken einsetzen: das Vertrauen in eine bessere Zukunft und den Verstand, den man benötigt, damit es einmal soweit kommt."
Perry Rhodan begann zu schwanken, seine Knie zitterten in einer schnellen und gefährlichen Frequenz, und Eden Arukitch bekam Angst, ob er seine Rede noch beenden konnte.
Plötzlich stand der Terraner wieder still. Arukitch meinte, Rhodans qualvolle Atemzüge zwischen den Worten deutlich hören zu können: „Gleich welcher Zorn in euch brennen mag: Bedenkt, daß die Arkoniden einmal unsere Freunde waren. Nicht das Volk hat sich geändert, nur seine Führung. Erinnert euch an die ertrusische Geschichte, in der es ebenfalls furchtbare Diktaturen gegeben hat ... Die Gegenwart ist eine Momentaufnahme. Kämpfen wir für die Zukunft, und vergessen wir nicht, woher wir kamen."
Arukitch sah Rhodans Hand zum Schalter des Gravoabsorbers wandern. „In meiner Eigenschaft als Terranischer Resident, gewählt von den Bürgern der LFT-Systeme, bestätige ich hiermit offiziell und kraft meines Amtes die gültige Wahl des Kim Tasmaene zum Präsidenten der Untergrundregierung Ertrus."
Rhodan wollte noch etwas sagen. Doch in diesem Moment sah Arukitch den Finger über dem Gravoabsorber sich krümmen.
Aus der Kehle des Terraners drang ein furchtbares seufzendes Geräusch, von der Lautsprecheranlage über den gesamten Hang verbreitet. Rhodan sackte zusammen und blieb regungslos am Boden liegen.
Durch die Reihen der Ertruser lief ein Aufschrei.
Kim Tasmaene beugte sich rasch zu Boden, von der Kamera des Reporters verfolgt, er blickte aufmerksam durch die Helmscheibe in das Gesicht des berühmten Terraners, dann richtete der ehemalige Bürgermeister sich auf und verkündete: „Er ist in Ordnung! Perry Rhodan wird bald wieder zu Bewußtsein kommen. Wir werden ihn nach Fin Calley in Sicherheit bringen, sobald er transportfähig ist."
Kim Tasmaene richtete sich trotz seiner kleinwüchsigen Gestalt hoch auf, seine Augen strahlten auf eine mitreißende jugendliche Weise, die Eden Arukitch sein eigenes Alter vergessen ließ. „Hiermit übernehme ich die Regierungsgeschäfte des Planeten!" rief der neue Präsident in die dichtgedrängten Reihen am Abhang der Gor-Oase. „Ertrus fällt nicht! - Ich danke euch!"
Tasmaene schwieg plötzlich. Es war vielleicht der stillste Augenblick, den das Vulkanland seit tausend Jahren erlebt hatte.
Eden Arukitch begriff, daß der Präsident nichts mehr hinzufügen wollte, daß er mit seiner Rede am Ende angekommen war.
Die Ertruser erhoben sich und stiegen ohne Worte den Hang hinab.
Eden Arukitch schaltete seine Kamera ab. Er zog die silberne Jacke aus, als er die Sohle des Hangs erreichte, und faltete sie mit großer Sorgfalt in Miral Jameikos braune Schachtel.
Dann machte er seinen Gleiter reisefertig. Er durfte die Jacke jetzt nicht mehr behalten, sondern es war seine Pflicht, das Kleidungsstück zurückzugeben.
In seinem Gepäck befand sich außerdem das wertvollste Holo-Dokument, das jemals eine Kamera von Ertrus aufgezeichnet hatte. Keine Bombe, keine Kanone, kein Strahler, und dennoch eine mächtige Waffe. „Welcher Zorn auch in euch brennen mag ...", das hatte Rhodan gesagt, und der Reporter hatte ihm zugehört.
Eden Arukitch wollte das Dokument in seiner Sendung ausstrahlen, an jeden Haushalt des Planeten, sobald er im Buckligen Reiter angekommen war.
ENDE
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