2030 - Radio Freies Ertrus
stehen. Alle anderen sammelten sich um den ehemaligen Bürgermeister. „Seht!" flüsterte Tasmaene entgeistert.
Rhodans Blick fiel auf ein seltsames Tier, das die doppelte Größe eines irdischen Nashorns aufwies und ähnlich kompakt gebaut war. Die Länge des Tiers schätzte er auf zehn, die Schulterhöhe immerhin auf drei Meter. Im Nackenbereich bildete die Haut eine aus Tausenden Falten bestehende Krause.
Zwischen den Felsenbrocken am Steilhang fiel die bauchige Kontur kaum ins Auge, besonders dann nicht, wenn man nicht wußte, wonach man Ausschau zu halten hatte.
Das Tier bewegte sich mit plump wirkenden, scheinbar ungelenken Schritten den Hang entlang. Mit einem breiten, nashornartigen Maul pflügte es den aschehaltigen Boden auf der Suche nach Nahrung durch, ohne die Ertruser und den Menschen zu beachten.
Wo die Kreatur eben noch gestanden hatte, erblickte Rhodan kleeblattförmige Abdrücke im Geröll; exakt dieselbe Sorte Spuren, die er schon am Bach gesehen hatte. Die Pfoten des Geschöpfes wiesen unterarmlange Krallen auf. Rhodan konnte sich vorstellen, daß sie gefährliche Waffen darstellten. „Ti'Rakka Marix", flüsterte Rock Mozun. „Ja", bestätigte Tasmaene ebenso leise. „Ich habe niemals eines selbst gesehen, sie müssen sehr, sehr selten sein. Aber es sind eindeutig Ti'Rakka."
Die Ertruser zeigten keine Furcht vor dem absonderlichen Tier.
Rhodan folgerte aus ihrem Verhalten, daß das Geschöpf namens Ti'Rakka Marix keine Gefahr darstellte. „Sie sind die Fabeltiere des Mattun Gor, Rhodan", erläuterte Rock Mozun. „Man sagt, daß nur die einen Ti'Rakka zu Gesicht bekommen, die reinen Herzens sind. Es heißt, sie seien halbintelligent und suchen die Gesellschaft der Mattunis. Außerdem heißt es, sie treten nur in..." Rock Mozun stockte mitten im Satz. „Ja?"
„.,. nur in Herden auf!"
Die Steine oberhalb ihres Standortes wurden mit einem Mal lebendig. Zwischen den Felsen bewegten sich mit einer gemächlichen, am steilen Hang bemerkenswerten Würde die tonnenschweren Ti'Rakka Marix herab.
Rhodans Blick wanderte von den Kreaturen zu den sich nähernden Arkoniden weiter unten am Hang. „Wir müssen hier weg", drängte er leise. „Sie suchen die Oase so gründlich ab, als hätten sie einen konkreten Verdacht."
„Woher soll der kommen?"
„Ich weiß es nicht."
Kim Tasmaene bewegte sich vorsichtig zwischen den Tieren der Ti'Rakka-Herde. Keines floh, sie waren anscheinend den Anblick und die Gesellschaft von Humanoiden gewöhnt.
Im selben Moment tauchte eine weitere Gestalt auf, übergangslos, als habe sie im Schutz eines Deflektors die ganze Zeit dort ausgeharrt.
Im Feuerschein der entfernten Vulkane erkannte Rhodan eine Ertruserin.
Die Fremde besaß eine extrem gedrungene Statur, mehr noch als Tasmaene, und Rhodan bemerkte, daß sie deutlich kräftiger war als Mozun oder die anderen Emotionauten. Ihre Haut wies eine dunkelbraune Tönung auf. Obwohl man sich auf das unstete Licht nicht verlassen konnte, meinte Rhodan sehen zu können, daß sie sehr schmutzig war. Durch das Gesicht zog sich diagonal eine weiße Narbe von der Dicke eines Fingers. Er fragte sich mit einem unbehaglichen Gefühl, was für eine Gewalt nötig war, um eine Ertruserin in dieser Weise zu zeichnen. Dunkle Flecken an den Rändern der Narbe sahen aus wie Einstiche; die Verwundung war niemals fachgerecht versorgt worden, sondern jemand hatte sie zugenäht. „Mein Name ist Reug Erredet", stieß sie unfreundlich hervor. „Ihr macht meine Herde scheu!
Was wollt ihr hier?"
Rhodan machte sich klar, daß es sich um eine Mattuni handeln mußte, eine jener Vulkanlandbewohner, von denen Mozun und Tasmaene gesprochen hatten.
Der ehemalige Bürgermeister richtete sich auf und sagte: „Mein Name ist Kim Tasmaene."
„Das weiß ich", versetzte die Ertruserin barsch. „Ich kenne dein Gesicht. Aber mich interessiert dein Name nicht, seit einer Woche plage ich mich mit ungebetenen Besuchern, also tut mir den Gefallen und verschwindet hier!"
Tasmaene deutete wortlos den Hang hinab, wo die Arkoniden auf eine beunruhigend gründliche Weise näherrückten. „Wir benötigen deine Hilfe, Reug Erredet."
„Reibt euch mit Erde ein, legt euch zwischen die Felsen und wartet ab! Und wenn sie euch finden, rennt ihr eben weg. Oder habt ihr Angst vor Rotaugen?"
„Sie suchen diesmal sehr genau."
„Kann ich's ändern? Man weiß nie vorher, was diese Patrouillen tun."
Rhodan hätte nicht geglaubt, daß es zwischen Ertrusern zu
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